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# taz.de -- Rechte Rocker: Die Biker in Braun
> Bei Rockergangs wie den Bandidos und den Hells Angels mischen immer
> wieder auch Rechtsextreme mit. Das sei kein bundesweiter Trend,
> beschwichtigt die Bundesregierung.
Bild: Nicht jeder kahlköpfige Rocker ist gleich ein Nazi: Durchsuchung in Berl…
BERLIN taz | Während in mehreren Bundesländern Rockerclubs dichtgemacht
werden, wollen die Bandidos in Kassel erst wieder richtig loslegen. Seit
Wochen arbeiten die Motorradrocker in der nordhessischen
200.000-Einwohner-Stadt am Aufbau eines neuen Clubhauses – kritisch beäugt
von den Behörden.
Schon Ende Oktober erstellte die Kriminalpolizei einen internen Vermerk
über die Situation der Bandidos in Kassel. Dort ist die Rede von
angeblichen Verbindungen ins Rotlichtmilieu, Kontakten nach Finnland – und
Überschneidungen mit der rechten Szene. Einer der im Club Aktiven, so heißt
es in dem Papier, sei ein „bekannter REMO-Straftäter, der aus der Kasseler
Hooligan-Szene hervorgegangen ist“. REMO ist Polizeisprech und steht für
„rechtsmotiviert“.
Beim Bundeskriminalamt sind über den Mann mehr als 90 Seiten gespeichert.
Demnach soll er schon mehrfach afrikanischstämmige Migranten angegriffen
haben. Einen Nigerianer habe er in einer Gaststätte vor einigen Jahren
„Scheiß Nigger“ genannt und ihm ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht
geschlagen. Auf Anfragen der taz reagierte der Kasseler nicht.
Das Beispiel ist kein Einzelfall. Immer wieder tauchen Männer aus der
rechten Szene in den Reihen der Motorradrockergangs auf. So konnte der
heutige NPD-Landesvize in Bayern, Sascha Roßmüller, zum prominenten
Mitglied der Bandidos in der Oberpfalz werden.
Stolz posiert er auf Fotos in Lederkutte neben dem Logo der Rocker: ein
grimmig dreinblickender Sombrero-Mexikaner mit Pistole und Machete. Im
schleswig-holsteinischen Neumünster mischte wiederum Peter Borchert, der
frühere NPD-Landeschef mit mehrjähriger Knasterfahrung, beim örtlichen
Ableger der „Bandidos“ mit. Der ist inzwischen verboten – zumindest
offiziell.
## Rechtsrockkonzerte
Auch der Bundesregierung sind die Verbindungen von Rockerbanden wie den
Bandidos, den Hells Angels und dem Gremium MC zur rechtsextremen Szene
nicht entgangen. Für dramatisch hält sie diese aber offenbar nicht. Es
seien lediglich „einzelfallbezogene Kontakte von Rechtsextremisten zu
Angehörigen von Rockerclubs feststellbar“, schreibt das Innenministerium in
einer noch unveröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion,
die der taz vorliegt.
Teilweise gebe es auf lokaler Ebene auch „personelle Überschneidungen“
zwischen den Szenen. Ein „bundesweiter Trend zu Eintritten von
Rechtsextremisten in Rockerclubs“ sei aber „nicht erkennbar“, beschwichti…
die Regierung. Den Motorradrockern gehe es um „kommerzielle Gewinne aus
ihren legalen und illegalen Aktivitäten“ – und nicht um Politik.
Das kann die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke,
nicht beruhigen. „Auch wenn die Masse der Rocker sich von Neonazis nicht
politisieren lässt, ist die immer wieder anzutreffende Mischszene ein
hochgefährliches Gebräu“, sagt sie – vor allem, wenn Waffen im Spiel seie…
Immer wieder, so räumt die Regierung ein, ließen die Motorradclubs in ihren
Räumen auch rechtsextreme Konzerte zu, wobei die Rocker mitunter die
Security übernähmen. Details zu den Events von Braunen und Bikern könne man
aber nicht nennen, so das Innenministerium: Informantenschutz.
Bekannt ist, dass die Clubhäuser der Hells Angels nahe Bremen und der
Bandidos in Mannheim in der Vergangenheit schon für Rechtsrockkonzerte
genutzt wurden. Auch im alten Clubhaus der Bandidos in Kassel sollten vor
gut fünf Jahren mehrere Neonazi-Konzerte stattfinden, die aber allesamt von
der Polizei verhindert wurden.
Auf Nachfrage beteuert man damals wie heute bei den nordhessischen
Motorradrockern, nichts mit Rechtsextremismus zu tun haben zu wollen. Doch
was ist mit dem im Club aktiven Mann, den die Polizei in ihren Akten als
rechtsmotivierten Straftäter führt? „Der war mal in der rechten Szene, hat
sich jetzt aber von ihr gelöst“, sagt der Anführer der Bandidos in Kassel
am Telefon. „Und damit ist das Gespräch jetzt zu Ende.“
8 Jun 2012
## AUTOREN
Wolf Schmidt
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