# taz.de -- Lebensmittelsicherheit in Berlin: Ansteckendes Lächeln | |
> Die Einführung eines berlinweiten Smiley-Systems für Restauranthygiene | |
> ist gescheitert - nun veröffentlichen die Bezirke selbst ihre | |
> Kontrollergebnisse. | |
Bild: Personalhygiene gehört zu den Kriterien bei Lebensmittelkontrollen. | |
Seit mehreren Jahren warten Restaurants in Dänemark gleich am Eingang mit | |
einem Lächeln auf – mal breit, mal etwas schmallippiger. Die Smileys geben | |
einen ersten Eindruck, wie es um die Hygiene in den Schank- und | |
Speisewirtschaften des Landes steht. In Berlin ist die Einführung eines | |
solchen Systems 2011 zwar gescheitert, weil die Senatsverwaltung für | |
Verbraucherschutz juristische Bedenken hatte und Klagen vonseiten der | |
Gastronomie befürchtete. Nun veröffentlichen die Bezirke jedoch zunehmend | |
auf eigene Faust die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen. | |
Zwar stellt auch die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz die Ergebnisse | |
ihrer Kontrollen als Gesamtnote ins Netz – allerdings nur von Gaststätten. | |
Das Bezirksamt Pankow hält dies für unzureichend, weil für die Verbraucher | |
die Details der Kontrollergebnisse nicht nachvollziehbar seien. Pankow | |
reagierte im vergangenen Herbst als erster Bezirk mit der Einführung eines | |
eigenen, deutlich erweiterten Smiley-Systems. Auch diese Ergebnisse werden | |
im Internet veröffentlicht. Die Entscheidung, die Ergebnisse wie von der | |
Senatsverwaltung geplant auch in den gastronomischen Einrichtungen | |
auszuhängen, bleibt den Betreibern überlassen. | |
In den vergangenen Monaten haben Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg mit | |
demselben System nachgezogen, seit Anfang Juni hat nun auch | |
Charlottenburg-Wilmersdorf ein eigenes Smiley-System im Netz: Dabei werden | |
nicht nur die Gesamtnoten, sondern auch die Ergebnisse in elf | |
Unterkategorien wie etwa Personalhygiene, Temperaturen von | |
Kühleinrichtungen oder Lebensmittellieferwege veröffentlicht. | |
„Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das System in der ganzen Stadt | |
etabliert ist“, sagt der Pankower Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner | |
(Grüne). Doch es gibt auch andere Stimmen: So lehnt das Bezirksamt Spandau | |
ein eigenes Smiley-System ab. „Wir wollen ein einheitliches System für die | |
ganze Stadt mit vergleichbaren Kriterien“, sagte der Spandauer | |
Bezirksstadtrat Stephan Machulik (SPD). | |
„Auch bei uns gab es breite Debatten über das Für und Wider eines solchen | |
Systems“, sagt Poul Ottosen, Gesandter der dänischen Botschaft in Berlin, | |
der maßgeblich an der Einführung des dänischen Smiley-Systems beteiligt | |
war. Ähnlich wie in Deutschland habe es Einwände aus der Wirtschaft | |
gegeben. Schlussendlich sei die Smiley-Einführung aber parteiübergreifend | |
beschlossen worden. In Dänemark nehmen derzeit 50.000 Lebensmittelgeschäfte | |
am Smiley-System teil, darunter Supermärkte, Restaurants, aber auch | |
Apotheken. „Das dänische System ist toll“, lobt Thomas Lengfelder, | |
Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes, zwar das | |
Nachbarland. „Mit der knappen Zahl an Kontrolleuren ist es aber in Berlin | |
so nicht durchführbar.“ | |
Die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz hofft derweil, dass noch eine | |
bundesweite Regelung zur zwingenden Veröffentlichung der Kontrolldaten | |
kommt. Doch dafür gibt es nach Angaben der NGO Foodwatch keine Chance mehr: | |
Eine Arbeitsgruppe aus Verbraucherschutz- und Wirtschaftsministern der | |
Länder habe im Mai deutlich gemacht, dass nur eine freiwillige | |
Veröffentlichung mitgetragen werden könne. | |
12 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kulms | |
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