| # taz.de -- Ukrainische Frauenrechtlerinnen verhört: Femen erhebt Misshandlung… | |
| > Die Polizei von Donezk hat am Freitagabend Aktivistinnen der | |
| > Frauenrechtsorganisation Femen verhört. Kam es hierbei auch zu | |
| > Misshandlungen? Femen sagt ja, der Polizeichef bestreitet das. | |
| Bild: Immer Ärger mit der ukrainischen Polizei: Femen-Aktivistin Ende Mai in K… | |
| DONEZK dapd | Der Polizeichef von Donezk verzog keine Miene. Stoisch nahm | |
| Jurij Sednew auf der Pressekonferenz am Samstag die Fragen zum Verhör und | |
| zur mutmaßlichen Misshandlung von drei Frauenrechts-Aktivistinnen entgegen. | |
| Stoisch gab er seine Antworten. Ja, man habe zwei und später drei Frauen | |
| verhört. „Es gab aber zu keiner Zeit Misshandlungen“, sagte Sednew. | |
| Dies hatte zuvor die Organisation Femen erklärt, die im Umfeld der | |
| Fußball-Europameisterschaft mit aufsehenerregenden Aktionen für mehr | |
| Frauenrechte demonstrieren. Drei Aktivistinnen seien am Freitagabend vor | |
| dem EM-Spiel der Ukraine gegen Frankreich in Donezk verschleppt worden. | |
| Eine von ihnen sei ins Gesicht geschlagen worden. | |
| Sednew bestätigte auf Nachfrage, dass zwei Frauen verhaftet worden seien, | |
| später sei eine dritte auf der Polizeiwache erschienen. „Wir haben sie | |
| eingeladen, zu den beiden anderen Mädchen zu stoßen, um ihr zu zeigen, dass | |
| wir keinen Druck ausüben“, sagte Sednew. Die mächtigen Schulterklappen | |
| seiner blauen Uniform zuckten nur hin und wieder kurz. | |
| Wie lange die Aktivistinnen festgehalten und verhört wurden, wisse er | |
| nicht, sagte Sednew lapidar. Nach Darstellung von Femen waren die drei | |
| Frauen erst am frühen Samstagmorgen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. | |
| ## Verschwörung im Fast-Food-Restaurant | |
| Sednew saß einige Stunden später unter dem mächtigen Donezker Stadtwappen, | |
| das einen Hammer in einer Faust zeigt, und erzählte die Version der | |
| Behörden: Die Polizei sei von einer Frau am Freitagnachmittag in ein | |
| McDonald's-Restaurant in der Innenstadt gerufen worden. Diese habe zuvor | |
| eine Unterhaltung zweier weiterer Frauen gehört, die „etwas Schlechtes an | |
| der Donbass Arena“ vorgehabt hätten. Die beiden Frauen seien später | |
| aufgrund der Beschreibung der Zeugin festgenommen worden. | |
| Als der Polizeichef geendet hatte, meldete sich auch noch der Donezker | |
| Bürgermeister Alexander Lukjantschenko zu Wort. Er wolle doch jetzt noch | |
| einmal etwas klarstellen: „Die Mädchen in der Donbass-Region sind sowieso | |
| viel schöner als diese Mädchen. Ich denke die Lokaljournalisten werden mich | |
| unterstützen.“ Ein Raunen ging durch den Saal, einige Anwesende lachten. | |
| Die Femen-Aktivistinnen hatten in der Vergangenheit mehrfach mit nacktem | |
| Oberkörper für mehr Frauenrechte in der Ukraine protestiert, unter anderem | |
| bei der EM-Auslosung im Dezember in der Hauptstadt Kiew. | |
| ## Femen beklagt Überwachung | |
| Nach Darstellung der Verhafteten, die sie auf [1][ihrem Blog] | |
| veröffentlichten, sei dagegen die Situation auf der Polizeiwache eskaliert, | |
| nachdem die Frauen mehrfach nach dem Grund ihrer Verhaftung gefragt, aber | |
| keine Antwort erhalten hätten. Ein Polizist soll eine von ihnen ins Gesicht | |
| geschlagen haben. Dabei soll folgender Satz gefallen sein: „Janukowitsch | |
| ist uns scheißegal. Wir beschützen Rinat.“ | |
| Die Aktivistin habe zuvor gefragt, ob die Beamten „Angst um Janukowitsch“ | |
| hätten. Multi-Milliardär Rinat Achmetow ist der mächtigste Mann der Stadt | |
| und als Eigner des Fußballklubs Schachtjor Donezk auch der Finanzier der | |
| Donbass Arena, wo am Freitagabend das EM-Spiel stattfand, in dessen Umfeld | |
| offenbar die Protestaktion geplant war. | |
| Seit Beginn der EM-Endrunde werde die Gruppe aus Kiew permanent vom | |
| ukrainischen Geheimdienst bewacht, beklagte die Vorsitzende von Femen, Anna | |
| Huzol. Außerdem würden Telefone, Handys und die Online-Kommunikation | |
| systematisch abgehört. | |
| Die Behörden im östlichsten EM-Austragungsort spielten die Angelegenheit | |
| herunter. Es sei alles korrekt zugegangen, sagte Polizeichef Sednew. Bei | |
| ihrer Freilassung hätten die Frauen schließlich ein Papier unterschrieben, | |
| auf dem sie bestätigten, dass sie nicht misshandelt worden seien. | |
| 16 Jun 2012 | |
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| [1] http://femen.livejournal.com/ | |
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