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# taz.de -- Kommentar Asylbewerber: Menschen wie Menschen behandeln
> Der Skandal ist, dass die Flüchtlingspolitik systematisch darauf
> ausgerichtet ist, potenzielle Asylbewerber abzuschrecken. Sie sollen
> spüren, dass sie nicht willkommen sind.
Menschenwürdig ist das nicht. Fast 40 Prozent unter Hartz-IV-Niveau liegt
die Summe, die einem Flüchtling in Deutschland an Sozialleistungen
zugestanden wird, für Kinder ist es sogar noch weniger.
Hinzu kommt, dass nur ein kleiner Teil davon in bar ausgezahlt wird – viele
Bundesländer und Kommunen speisen ihre Flüchtlinge lieber mit Gutscheinen
für Essen und Kleidung ab.
Oder sie zwacken, wie in Thüringen geschehen, einen Teil des Geldes für
sich ab, um damit ihren Haushalt zu sanieren.
Vor fast zwanzig Jahren wurde die Höhe der staatlichen Unterstützung für
Flüchtlinge willkürlich festgesetzt und seitdem, trotz Inflation und
Preissteigerung, nie angehoben.
Das Bundesverfassungsgericht prüft nun, ob sie verfassungswidrig ist. Da
die Menschenwürde nicht nur für Deutsche gilt, kann es eigentlich zu gar
keinem anderen Urteil kommen, denn zum Leben reicht dieses kümmerliche
Handgeld kaum aus.
Der deutsche Umgang mit Flüchtlingen ist schäbig – aber er hat System. Er
soll sie davon abhalten, sich hier allzu heimisch zu fühlen, und
potenzielle Asylbewerber abschrecken.
Das ist nicht nur skandalös, dahinter steckt auch ein Missverständnis. Denn
viele der Menschen, die bei uns Asyl suchen, sind zwar vor Not und Gewalt
geflohen, doch sie wollen kein Almosen und kein Gnadenbrot.
Es sind ja meist nicht die Ärmsten der Armen, die flüchten – in den
Ländern, aus denen sie stammen, in Afghanistan, Syrien oder dem Irak,
zählten sie oft zur Mittelschicht.
Meist wollen sie nichts lieber als hier arbeiten, um einen neuen Anfang zu
machen. Statt sie jahrelang zu alimentieren, aufs Abstellgleis zu stellen
und auszugrenzen, sollte Deutschland ihnen einen gleichberechtigten Zugang
zu Bildung und Arbeit gewähren.
Sonst wird das Potenzial, das diese Menschen mitbringen, wie bisher einfach
weiter verschwendet.
20 Jun 2012
## AUTOREN
Daniel Bax
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