# taz.de -- Kommentar Spanien: Das Ersparte ist weg | |
> Die Immobilienblase ist geplatzt, die Wohnungen in Spanien verlieren | |
> dramatisch an Wert. Aber die Hypotheken müssen weiter abbezahlt werden. | |
Die Frage drängt sich auf: Wer wird die Sanierung des spanischen Bankwesens | |
bezahlen? Und die Antwort ebenfalls: Die Bevölkerung. Die Sparkassen die | |
jetzt unter den Lasten der Immobilien zusammengebrochen sind, haben | |
jahrelang einen Bauboom angeheizt, der eine ganze Gesellschaft mitgerissen | |
hat. Ein ganzes Land spielte Monopoly. Investieren in Immobilien, hieß der | |
Ratschlag, den Geldinstitute, Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und | |
Presse den Spaniern gaben. | |
Die Wohnungskredite waren billig, die Geldinstitute vergaben Hypotheken, | |
die oft über dem lagen, was die Wohnung kostete – um vom reellen Wert ganz | |
zu schweigen. Die Begründung: Die Preise steigen weiter. Es sei also ein | |
todsicheres Geschäft. Viele stiegen ein. Wer vor den Gefahren der Blase | |
warnte, wurde als Miesepeter abgetan, von links und von rechts. | |
Jetzt kommt die Rechnung. Bis zu 62 Milliarden Euro werden die | |
angeschlagenen Banken und Sparkassen für die Gesundung ihrer Bilanz | |
brauchen. Und das es Hilfe aus Brüssel nicht ohne Auflagen gibt, das wissen | |
die Menschen in den Länder, die bereits unter dem Rettungsschirm sind. | |
So verwundert es auch nicht, dass IWF und EU-Kommission von Spanien weitere | |
Einschnitte im Sozialsystem fordern. Löhne und Gehälter im Öffentlichen | |
Dienst und Arbeitslosenbezüge müssen gesenkt, die Mehrwertsteuer und das | |
Rentenalter angehoben werden. | |
## Millionen Spanier sind betroffen | |
Doch was die Spanier am härtesten treffen wird, ist der Verfall der | |
Wohnungspreise. Sie wurden bisher von den Finanzinstituten künstlich | |
hochgehalten, um ihre Bilanz zu schönen. Wenn jetzt die Immobilien aus | |
nicht mehr bedienten Krediten in Bad Banks ausgelagert und dann verkauft | |
werden, wird dies den Markt mit Sonderangeboten überschwemmen. | |
Gegenüber dem Höchststand 2008 werden – so prophezeien Kenner der Branche �… | |
die Preise um mehr als 50 Prozent sinken. Viele werden dann eine Hypothek | |
abbezahlen, die in keinem Verhältnis zum Wert ihrer Wohnung steht. Es sind | |
Millionen, die davon betroffen sind. Denn die Spanier kaufen traditionell. | |
Nur in Ausnahmefällen wohnen sie zur Miete. | |
160 Familien werden im Schnitt täglich zwangsgeräumt, weil sie ihre Kredite | |
nicht mehr bezahlen können. Sie verlieren die Wohnung. Doch ein Großteil | |
der Kreditsumme bleibt. Anders als die Banken können die Menschen in | |
Spanien ihre „toxischen Aktivposten“ nicht einfach abstoßen. Das ist das | |
große Drama, das sich hinter der Bankenrettung verbirgt. | |
22 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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