# taz.de -- Streit der Woche: „Feinde, die Freiheit beseitigen wollen“ | |
> Innenminister Friedrich warnt vor Salafisten: Jeder islamistische | |
> Terrorist habe Kontakt zu ihnen gehabt. Die Leiterin des Berliner | |
> Verfassungsschutzes warnt vor Pauschalisierungen. | |
Bild: Der freiheitliche Staat zeigt seine wehrhafte Seite: Razzia bei Salafiste… | |
Innenminister Hans-Peter Friedrich rechtfertigt das Verbot eines | |
salafistischen Vereins: Der freiheitliche Staat müsse „wehrhaft sein gegen | |
die Feinde, die die Freiheit beseitigen wollen“, schreibt der CSU-Politiker | |
in einem Gastbeitrag für das Wochenendmagazin der taz. Friedrich: „Wir | |
wissen, dass nicht jeder Salafist ein Terrorist ist, aber jeder | |
islamistische Terrorist hatte Kontakt zu Salafisten.“ In vergangenen Jahren | |
sei „diese radikal-islamistische Bewegung rasant gewachsen“. | |
Friedrich versichert: „Wir haben keine Angst, sondern sind wachsam.“ Das | |
Verbot und die Auflösung des salafistischen Vereins „Milatu Ibrahim“ wie | |
auch die Razzien der vergangenen Woche hätten ein klares Signal gesetzt. | |
Die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, warnt vor | |
Pauschalisierungen: „Oftmals wird nicht differenziert zwischen dem Islam | |
und dem politischen Islamismus und seiner besonders militanten Variante - | |
dem Salafismus“, schreibt sie in ihrem Gastbeitrag. Der Islam werde von | |
„zwei Seiten missbraucht: von den Salafisten, die ihn als Deckmantel für | |
ihre politische Ideologie nutzen. Und von den Rechtspopulisten, die das | |
Feindbild des Salafismus benutzen, um die Muslime zu diskreditieren“. | |
Sie fordert mehr Aufklärung: „Wir müssen wachrütteln und gemeinsam mit der | |
muslimischen Community klarmachen: Salafisten sind Feinde der Demokratie, | |
Feinde unserer Freiheit.“ | |
## | |
Serap Cileli, Autorin und Gründerin des Vereins Peri, der Migranten berät | |
und betreut, sieht in den salafistischen Bewegungen „die auffällige und | |
gewaltbereite Speerspitze eines höchst orthodoxen Islams in Deutschland“. | |
Die Vorgaben Lehren der Salafisten erreichten über Vorträge im Internet und | |
in Moscheen zahlreiche Jugendliche: „Die Eltern verlieren völlig den Zugang | |
zu ihren Kindern und wenden sich in ihrer Not an uns.“ | |
Auch Stefan Barthel macht auf die Folgen für die Familien aufmerksam. Dort, | |
wo die Kinder zum Salafismus übertreten, „führt dieser Weg zu Leid und | |
Verzweiflung“. Die Eltern seien aus Sicht der Konvertiten nun Vertreter der | |
dekadenten westlichen Welt. „So stehen die Eltern allein mit ihrer Angst, | |
ihrer Rat- und Hilflosigkeit und ihren Schuldgefühlen.“ | |
Die sonntaz-Frage „Muss man Angst vor Salafisten haben?“ diskutieren | |
außerdem Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in | |
Deutschland, Louise Baghramian, Koordinatorin eines interkulturellen | |
Frauenhauses, der Islamwissenschaftler Götz Nordbruch und taz.de-Leser Uwe | |
Roos, psychologischer Berater und Journalist – in der [1][sonntaz] vom | |
23./24. Juni. Die sonntaz gibt es auch im [2][Wochenendabo]. | |
23 Jun 2012 | |
## LINKS | |
[1] /zeitung/tazinfo/sonntaz-vorlauf/ | |
[2] http://bit.ly/J0hreP | |
## AUTOREN | |
Sahar Nadi | |
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