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# taz.de -- Billig-Tablet für Indien: Ein Himmel auf 7 Zoll
> Technik für alle: 40 Dollar kostet ein neues Tablet in Indien, das die
> Regierung auf den Markt bringt. Es ist der zweite Versuch, ein
> konkurrenzfähiges Produkt zu entwickeln.
Bild: Noch lernen die Studenten in Allahabad mit Stift und Buch – bald vielle…
500 Dollar für ein Tablet? Ein ambitionierter Preis, den viele nicht
bezahlen können. Dass es auch deutlich billiger geht, will die indische
Regierung zeigen. Das „Aakash 2“ kostet schlappe 40 Dollar. Das Gerät soll
möglichst vielen Schülern und Studenten im zweitbevölkerungsreichsten Land
der Erde den Zugang zur Technik und zum Internet erleichtern.
Das „Aakash“-Projekt der Regierung – auf Hindi bedeutet das Wort so viel
wie „Himmel“ – läuft schon etwas länger. Es basierte anfangs auf einer
Zusammenarbeit der britischen Firma DataWind mit dem indischen Produzenten
Quad, der das Tablet herstellt. Ziel war stets, ein Gerät „Made in India“
zu schaffen, wenn auch die Einzelteile vor allem aus China stammen dürften.
Das erste „Aakash“ kam im vergangenen Jahr auf den Markt und hatte anfangs
mit Problemen zu kämpfen. Zunächst einmal beim Vertrieb, weil viel weniger
Geräte zur Verfügung standen, als es Bestellungen gab. Von drei Millionen
georderten „Aakashs“ wurden anfangs nur ein paar Tausend ausgeliefert.
Außerdem gab es Kritik an der Technik, die Experten als nicht
konkurrenzfähig bewerteten. Aufgrund der billigen Hardware, die auf Googles
Android-Betriebssystem aufbaut, ließ sich das Gerät nur schleppend bedienen
– ein iPad oder Galaxy Tab war es nicht. DataWind entschuldigte sich für
die Probleme, konnte anfangs aber nur wenig tun. Insgesamt sollen nur 20
Universitäten überhaupt Geräte bekommen haben, wie die [1][BBC] berichtete.
Die geplante landesweite Verbreitung sei nicht erfolgt.
## Schnellerer Prozessor
Mit dem „Aakash 2“ sollen die Probleme nun teilweise ausgeräumt werden.
Statt DataWind werden das Centre for Development of Advanced Computing
(C-DAC) und die Indian Telephone Industries (ITI) das Gerät bauen.
Die Maschine hat einen schnelleren Prozessor (ungefähr verdoppelte
Taktrate), eine längere Batterielebensdauer von immerhin drei Stunden,
einen dank modernerer Technik flotter reagierenden Touchscreen und lässt
sich mittels USB-Anschluss mit Daten beschicken, wenn keine Netzverbindung
per WLAN vorhanden ist.
Zudem können die jungen Leute mit dem „Aakash 2“ nun direkt programmieren …
beispielsweise in C, C++, Python oder der Mathematiksprache Scilab, die
sonst nur auf Desktop-PCs verfügbar ist.
Um zu verhindern, dass die Geräte in der Bürokratie versickern, soll
„Aakash 2“ außerdem eine Trackingsoftware erhalten, mit der nachvollzogen
werden kann, wer welches Gerät erhalten hat.
## Konkurrenz von privaten Firmen
Ob das weiterhin nur mit einem 7-Zoll-Bildschirm ausgestattete Gerät die
hohen Erwartungen erfüllen kann, ist aber auch jetzt noch mehr als
fraglich. Das liegt zum einen daran, dass es an vielen indischen
Bildungseinrichtungen noch an digitalisierten Lehrbüchern fehlt. „Ein
Tablet ist letztlich nur ein Hardware-Gerät und benötigt die relevanten
digitalen Bildungsinhalte, um für Lernende wirklich nützlich zu sein“, sagt
Jayanth Kolla vom indischen Beratungsunternehmen Convergence Catalyst.
Inhalte seien das wichtigste Kriterium. Entsprechende Projekte seien
parallel etwa an den Indian Institutes of Technology (IIT) im Gange.
Konkurrenz bekommt das Projekt auch von privaten Firmen. Billiggeräte mit
Android-Betriebssystem, die vor allem aus China kommen, überfluten
mittlerweile den indischen Markt. Zwar kosten diese immer noch deutlich
mehr als die von der Regierung angepeilten 40 Dollar, die darüber hinaus
noch subventioniert werden sollen.
Doch die etwas bessere Hardware und Bedienbarkeit könnte das „Aakash 2“
überflügeln. Die indische Regierung stört das allerdings nicht. Sie hofft
sogar, dass private Firmen in den Wettbewerb mit dem Konsortium aus C-DAC
und ITI treten. Das „Aakash 2“ soll dabei aber stets so indisch wie möglich
bleiben. Er werde sicherstellen, dass es sich um ein echtes einheimisches
Produkt handeln werde, sagte der zuständige Minister für Kommunikation und
Informationstechnologie, Kapil Sibal.
28 Jun 2012
## LINKS
[1] http://www.bbc.co.uk/news/
## AUTOREN
Ben Schwan
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