# taz.de -- Koalitionskrach: Grüne geben nicht klein bei | |
> Im Streit um die Besetzung des Bürgerschaftsdirektoren-Postens haben die | |
> Grünen jetzt Verfahrensmängel aufgelistet. | |
Bild: Christian Weber, Bürgerschaftspräsident, muss sich auf eine Auseinander… | |
Der Konflikt zwischen den beiden Koalitionspartnern, SPD und Grünen, ist | |
nach dem Besuch des Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber in der | |
Fraktion der Grünen keineswegs ausgestanden. Als der Bürgerschaftsvorstand | |
im Frühjahr auf Wunsch von Weber den bisherigen Direktor Karl-Heinz Hage in | |
den vorzeitigen Ruhestand entließ, war vereinbart worden, dass der | |
Nachfolger einvernehmlich ausgesucht wird – dass er dieses Zusage gebrochen | |
hat, musste Weber einräumen. Auch in der Sache, dem Streit um die | |
Nachfolge, war nichts geklärt worden. | |
Silvia Schön, Vertreterin der Grünen im Bürgerschaftsvorstand, hat daher | |
gestern einen Brief an den Präsidenten geschrieben, in dem sie gleich | |
mehrere Verfahrensfehler im Auswahlverfahren für den neuen | |
Bürgerschaftsdirektor auflistet und fordert, dass eine „staatliche neutrale | |
Stelle“ das Verfahren begutachten solle. Gegen das Votum der beiden grünen | |
Vertreter im Bürgerschaftsvorstand hatten SPD und CDU eine Abstimmung | |
zugunsten des Kandidaten Frank Pietrzok, derzeit Fraktionsgeschäftsführer | |
der SPD, durchgesetzt. | |
Eigentlich hatte Weber am kommenden Dienstag Pietrzok förmlich ernennen | |
wollen. Der Termin ist gestrichen – am Dienstag werden erst einmal Anwälte, | |
die MitbewerberInnen vertreten, Akteneinsicht nehmen, um das Material für | |
eine mögliche Konkurrentenklage zu sichten. Die Grünen haben von Anfang an | |
gesagt, dass sie „erhebliche Verfahrensmängel“ sehen. Der Brief listet | |
diese Mängel nun in aller Form auf. Die Anwälte der abgelehnten | |
Konkurrenten werden das mit Interesse lesen, die Grünen verlangen aber | |
unabhängig davon eine rechtliche Klärung. | |
Damit wird der Fall zum Koalitionsthema zwischen SPD und Grünen. Bisher | |
hatte der Koalitionsausschuss sich damit nicht befasst mit dem Hinweis, es | |
gehe um eine interne Angelegenheit des Bürgerschaftsvorstandes. | |
Die Verfahrensfehler im Detail: Die für Personalfragen zuständige | |
Referentin der Bürgerschaftsverwaltung hat am 29. 6. die Mitglieder im | |
Bürgerschaftsvorstand gebeten, die Begründung für ihre Voten von einer | |
Sitzung am 12. 6. für die Auswahl der BewerberInnen, die zum | |
Vorstellungsgespräch eingeladen werden sollten, nachträglich | |
aufzuschreiben. Damit hat die Bürgerschaftsverwaltung, so schließen die | |
Grünen, versucht, „offensichtliche Verfahrensfehler nachträglich zu | |
heilen“. Das Beamtenrecht verlangt eine Dokumentation des | |
Bewerbungsverfahrens auch für die Auswahl zu Bewerbungsgesprächen. | |
Die Auswahl sei zudem so erfolgt, dass jedes Mitglied im | |
Bürgerschaftsvorstand „die von ihm favorisierten BewerberInnen ohne | |
ausreichende sachliche Begründung“ auf die Liste der Einzuladenden setzen | |
konnte. So erkläre sich auch die nachträgliche Bitte um Begründungen. | |
Schließlich, so der Brief von Silvia Schön, hätten die Anhörungen „anhand | |
der vorher vereinbarten Kriterien nachvollziehbar ausgewertet werden“ | |
müssen, das hätte in einem Protokoll festgehalten werden müssen. Auch das | |
sei nicht passiert, die Bitte der Grünen um Unterbrechung der Sitzung sei | |
abgelehnt worden. Auch das sei ein Verfahrensfehler. | |
Die Ernennung eines neuen Bürgerschaftsdirektors, so fordert Silvia Schön, | |
solle zurückgestellt werden, bis das Ergebnis einer Begutachtung vorliege. | |
Durch eine Konkurrentenklage war die Stelle des Bürgerschaftsdirektors im | |
Jahre 2008 fast zwei Jahre lang vakant geblieben. | |
6 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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