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# taz.de -- Feldmausplage in Ostdeutschland: Halbe Ernte für die Maus
> In Thüringen und Sachsen-Anhalt gibt es eine Feldmausplage. Viele
> Landwirte würden deshalb gern die Giftkeule auspacken. Dabei sind sie
> selbst schuld, meinen Umweltschützer.
Bild: Es werden immer mehr! Feldmausmutter mit Nachwuchs.
BERLIN taz | Millionen von Feldmäusen flitzen derzeit über die Felder im
Süden Sachsen-Anhalts und in Teilen Thüringens. Die Massenvermehrung der
kleinen Nager mit dem gelblich-grauen Fell bedroht nun die Ernte vieler
Landwirte.
„Getreide, Mais – die fressen einfach alles“, sagt Matthias Krieg,
Geschäftsführer eines Agrarbetriebs bei Zeitz. Besonders betroffen seien
die Felder mit Winterweizen und Gerste. „Im Schnitt sind es 10 Prozent der
Ernte, auf extrem befallenen Flächen sogar 50 Prozent, die ich abschreiben
kann.“ In Thüringen sind die Mäuse vor allem im Thüringer Becken aktiv. Der
dortige Bauernverband rechnet nach eigenen Angaben mit einem Ernteausfall
von rund 10 Prozent.
Grund für die explosionsartige Vermehrung der Feldmäuse ist vor allem das
warme und trockene Frühjahr, das ideale Bedingungen für die Fortpflanzung
der Tiere bot. Julian Heiermann vom Naturschutzbund (Nabu) hält die Plage
jedoch auch „in Teilen für hausgemacht.“ Agrarflächen seien durch riesige
Monokulturen vielerorts zu reinen Produktionsflächen verkommen.
Den natürlichen Feinden der Mäuse fehlten dadurch natürliche Rückzugsräume
wie beispielsweise Sträucher und Hecken an den Feldrändern. Auch der
Einsatz von Pestiziden und Insektiziden machten Greifvögeln sowie Eulen und
Mauswieseln zu schaffen.
## Sitzstangen für Greifvögel
In Thüringen hatten die Landwirte bereits im vergangenen Jahr
Vorsichtsmaßnahmen gegen den sich abzeichnenden Anstieg der Mäusepopulation
ergriffen. Sie stellten Sitzstangen auf, um Greifvögel an die Felder zu
locken. Zahlreiche Milane und Mäusebussarde seien auch gekommen, berichtet
Reinhard Kopp vom Thüringer Bauernverband. Dennoch konnten sich die Mäuse
weiter vermehren. „Die Vögel wurden vor lauter Mäusen so fett, dass sie
fast nicht mehr fliegen konnten“, sagte Kopp.
Um Giftköder vor den Eingängen der Erdbauten zu platzieren, in denen die
Mäuse leben, ist es zu spät. Kurz vor der Ernte stehen die Ähren zu hoch,
um die Eingänge ausfindig zu machen. Nun forderte der Thüringer
Bauernverband eine Ausnahmegenehmigung für den großflächigen Einsatz von
chemischen Mitteln, die seit einigen Jahren verboten sind.
Heiermann hält den Einsatz solcher Mittel für äußerst bedenklich.
Vergiftete Mäuse könnten von Greifvögeln oder Störchen gefressen werden,
sodass diese ebenfalls erkranken oder sterben. „Statt die Feldmaus zu
bekämpfen, müsste man vielmehr vorsorgen“, sagte Heiermann: etwa, indem man
landwirtschaftliche Flächen wieder stärker in Lebensräume umwandle. Dabei
sei auch der Gesetzgeber gefragt. Bauern, die nach ökologischen Kriterien
arbeiten, sollte man mehr fördern.
9 Jul 2012
## AUTOREN
Jasmin Kalarickal
## TAGS
USA
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