# taz.de -- Ausbau des Stromnetzes: Billiger als gedacht | |
> Volkswirtschaftlich ist der Netzausbau günstiger als bisher gedacht, denn | |
> ohne neue Netze würden ebenfalls Kosten anfallen. Die Verbraucher müssen | |
> so oder so mehr zahlen. | |
Bild: Teurer wird's doch eh immer. | |
BERLIN taz | Der Ausbau des Stromnetzes ist volkswirtschaftlich viel | |
günstiger als bisher angenommen. Das geht aus einem Schreiben der | |
Bundesnetzagentur an den SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber hervor. Kosten von | |
20 Milliarden Euro stünden Vorteile von 10 Milliarden Euro gegenüber, | |
schreibt die Behörde. Die Vorteile ergeben sich vor allem aus | |
Entschädigungsverpflichtungen, die bei einem Verzicht auf den Ausbau des | |
Stromnetzes anfallen würden. | |
Um die Netze stabil zu halten, müssen die Betreiber zukünftig immer mehr | |
Kraftwerke herunterfahren, wenn die Netze Wind- oder Solarstrom nicht mehr | |
aufnehmen können. Die Erzeuger müssten für die entgangenen Einnahmen aber | |
entschädigt werden. Für Windparkbetreiber könnten die jährlichen | |
Entschädigungen bis 2022 auf bis zu 240 Millionen Euro pro Jahr steigen; | |
weitere 570 Millionen Euro müssten für Not-Eingriffe in konventionelle | |
Kraftwerke bezahlt werden, schätzt die Netzagentur. Mit leistungsfähigeren | |
Leitungen würden diese Entschädigungen überflüssig. | |
Mit weiteren Vorteilen des Netzausbaus kommt die Behörde auf positive | |
Effekte von 10 Milliarden Euro, die den Neubaukosten von 20 Milliarden Euro | |
gegenüberstehen. Für die Verbraucher ändert sich dadurch faktisch aber | |
nichts: Sie zahlen über den Strompreis sowohl den Netzausbau als auch | |
eventuelle Entschädigungen. | |
Erstmals beziffert hat die Agentur jene Kosten des Netzausbaus, die nicht | |
auf die Energiewende zurückzuführen sind. Der Bau von Anschlussverbindungen | |
zu europäischen Nachbarstaaten, die auch ohne Energiewende nötig wären, | |
kostet der Behörde zufolge 1,8 Milliarden Euro. | |
Andere Posten könnten hingegen steigen, etwa durch den Bau von Erdkabeln, | |
die viele Bürgerinitiativen in der Nähe von Wohnhäusern fordern. Diese | |
haben die Netzbetreiber bisher nicht berücksichtigt. „Die Prämisse eines | |
Verzichts auf Erdverkabelung erscheint allerdings sehr gewagt“, schreibt | |
die Netzagentur. Erdkabel kosteten etwa viermal so viel wie Freileitungen. | |
9 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Manuel Berkel | |
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