# taz.de -- Boris Palmer zum Streit um die Grünenspitze: „Roth-Trittin läss… | |
> Tübingens Bürgermeister wünscht sich Katrin Göring-Eckardt als | |
> Kandidatin. Sie würde anders als Claudia Roth und Jürgen Trittin | |
> bürgerliche Wähler ansprechen, findet er. | |
Bild: Werden zu sehr als Linke wahrgenommen, findet Boris Palmer: Claudia Roth … | |
taz: Herr Palmer, im Moment sieht es so aus, als würden die Grünen mit | |
Jürgen Trittin und Claudia Roth an der Spitze in den Wahlkampf ziehen. Ist | |
das eine gute Lösung? | |
Boris Palmer: Da wissen Sie mehr als ich. | |
Roth ist die einzige Spitzenkraft, die sich bisher erklärt hat. Und um den | |
Eurokrisen-Erklärer Trittin kommt die Partei nicht herum. | |
Wenn Sie das sagen. Für mich ist das noch nicht abgemacht. Das beschlossene | |
Verfahren sieht vor, dass bis zum Länderrat Anfang September die Kandidaten | |
feststehen. Offizielle Kandidaturen gibt es noch gar nicht. Allerdings wird | |
es Zeit, das zu entscheiden. Wir beschäftigen uns zu viel mit uns selbst. | |
Wie fänden Sie denn das erwähnte Duo? | |
Claudia Roth und Jürgen Trittin sind jeweils für sich prominente und | |
qualifizierte Persönlichkeiten. Ein solches Duo würde jedoch die Partei | |
nicht in ihrer Breite repräsentieren. Und es würde auch relevante | |
Wählermilieus außen vor lassen. Die Grünen müssen 2013 nicht nur ihre | |
Kernklientel ansprechen, sondern auch bürgerliche Milieus in der Mitte, die | |
zum Beispiel bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg gewonnen wurden. Das | |
traue ich Roth und Trittin im Tandem nicht zu. | |
Jürgen Trittin gehört zwar formal der Parteilinken an, trimmt die Partei | |
aber aufs Sparen und auf europäische Verantwortung. Warum adressiert er | |
nicht die bürgerliche Mitte? | |
Ich glaube, dass Menschen die Bilder, die sie von Politikern haben, nicht | |
schnell ändern. Trittin ist seit Jahrzehnten eine linke Führungsfigur | |
innerhalb der Grünen, er hat sich mit dieser Linie gegen Joschka Fischer | |
profiliert. Solche Zuschreibungen ändern sich in den Köpfen nicht von heute | |
auf morgen. | |
Grüne sagen ja gerne, entscheidend seien sowieso nicht die Köpfe, sondern | |
nur das Programm. | |
Beides ist wichtig, weil man die Zukunft nicht kennt und Programme ständig | |
verändert werden müssen. Deshalb muss man Personen an die Spitze stellen, | |
denen man vertrauen kann, dass Sie auch das richtig entscheiden, was man | |
heute noch gar nicht als Frage kennt. Vertrauen in Personen ist so wichtig | |
wie Spiegelstriche in Programmen. | |
Was müsste ein Spitzenteam der Grünen leisten? | |
Eine Lösung der Personenfrage muss drei Dinge leisten: Sie sollte ein | |
optimales Angebot an die Wählerschaft machen, inhaltlich stark aufgestellt | |
sein und die Breite der Partei repräsentieren. | |
Viele Realos sähen gerne Katrin Göring-Eckardt im Wahlkampf an der Spitze. | |
Sie auch? | |
Ja. Katrin Göring-Eckardt würde als Person Wählermilieus ansprechen, die | |
sich die Grünen 2013 erschließen müssen. Sie pflegt einen überlegten, | |
unaufgeregten Politikstil, nicht unähnlich dem von Winfried Kretschmann. | |
Mit ihr würden die Grünen auch bürgerliche Wähler der Mitte oder kirchlich | |
orientierte Kreise gewinnen. | |
13 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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