# taz.de -- Junge Mediennutzer lieben Hörfunk: Unbeeindruckt vom Internet | |
> Wer heute jung ist, hört Radio. Die Media Analyse Radio 2012 bescheinigt | |
> dem klassischen Medium rundum erfreuliche Nutzerzahlen – noch nie hörten | |
> so viele so viel. | |
Bild: Ob in Deutschland oder im Kongo, Jugendliche lieben „ihr" Radio. | |
BERLIN taz | Noch nie haben so viele, und insbesondere auch so viele junge | |
Menschen Radio gehört. Das ist das Ergebnis der Media Analyse Radio 2012 | |
der Arbeitsgemeinschaft Media Analyse (AGMA) welche am Dienstag | |
veröffentlicht wurde. Die Analyse dokumentiert auf Basis von 64.337 | |
Interviews die Werbeträgerreichweiten von 100 Hörfunksendern und 111 | |
Vermarktungskombinationen, jeweils im Zeitraum von Montag bis Freitag. | |
Dabei fanden die Statistiker heraus: Die tägliche Radionutzung hat in allen | |
Zielgruppen zugenommen. | |
Vier von fünf Personen in Deutschland schalten demnach täglich das Radio | |
ein. Und: Insbesondere das junge Publikum lässt sich wieder mehr vom Radio | |
durch den Tag begleiten. | |
„Der aktuelle Anstieg der Radionutzung der 10- bis 29-Jährigen um 0,6 | |
Prozentpunkte auf 72,1 Prozent bestätigt den Aufwärtstrend, der dem Medium | |
in dieser Zielgruppe seit 2010 einen Zuwachs von nahezu 3 Prozent | |
bescherte“, erklärt Dieter K. Müller, Vorstand Radio der AGMA. Dies sei | |
außerdem beachtlich, da etwa ein Drittel der Zielgruppe den halben Tag in | |
der Schule verbringe. Radio hat überdies eine lange durchschnittliche | |
Hördauer, die bei 199 Minuten täglich liegt. | |
## Parallelkonsum treibt die Reichweite hoch | |
Es ist vor allem das neue Nutzungsverhalten der jungen Mediennutzer – der | |
parallele Konsum von verschiedenen Medien –, das die Reichweite der | |
Radioprogramme nach oben treibt. Ähnlich wie der Fernseher neben dem | |
Computer zum sogenannten Second Screen wird, ist auch das Radio zunehmend | |
ein Begleitmedium zum Internet geworden. Die Radiostationen haben in den | |
letzten Jahren gelernt, diese Entwicklung für sich zu nutzen und binden vor | |
allem ihre Social-Media-Kanäle aktiv in ihr Programm ein. Der Hörer soll so | |
etwa Veranstaltungstipps und Musikempfehlungen gezielt suchen oder mit den | |
Programmmachern und Moderatoren in Kontakt treten können. | |
Dieser sehr unmittelbare Kontakt zum Medium ist mitverantwortlich für das | |
hohe Vertrauen, das Hörer in „ihren“ Sender setzen. Demzufolge ist die | |
Bindung der Hörer an einen Sender sehr viel ausgeprägter, als dies bei | |
Fernsehprogrammen der Fall ist. Nur in den wenigsten Fällen wechseln | |
Radiohörer ihren Sender mehr als einmal am Tag, in den meisten Fällen gar | |
nicht. | |
## Überraschungselemente und die „emotionale Begleitung“ | |
Die Programmstrategen machen sich das zunutze. Lutz Kuckuck, | |
Geschäftsführer der Radiozentrale, sieht als Faktor für den Erfolg der | |
Radioprogramme die Überraschungselemente und die „emotionale Begleitung“ | |
durch den Tag. Aus diesem Grund seien auch Internet-Musikdienste wie Simfy | |
und Spotify, die den Hörern einen nahezu unbegrenzten Zugang zu Musik | |
ermöglichen, keine wirkliche Konkurrenz zum Radio. Es sei eben genau das | |
ausgewogene Zusammenspiel von Musik, Informationen und Unterhaltung, die | |
das Radio heute wieder zunehmend interessant macht. | |
Ein Grund für diesen Anstieg seien jedoch auch technische Entwicklungen der | |
letzten Jahre. Radioprogramme kommen heute auf vielen Kanälen zu seinen | |
Hörer: digital, analog oder via Webstream. Und nicht zuletzt natürlich auch | |
mobil über das Smartphone. Radio ist in, immer noch. | |
18 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Jan Schneider | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Urheberrecht | |
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