# taz.de -- Die Royals und der Sport: Games for Gentlemen | |
> Das britische Königshaus begeistert sich an Olympia. Sind es wirklich die | |
> „Spiele der Windsors“? Interessiert sind die Prinzen und Prinzessinnen | |
> vor allem an Adelssportarten. | |
Bild: Die Enkelin der Queen zu Pferde: Zara Philips | |
Als die britische Königin Elizabeth II. in einem Kurzfilm am Freitag bei | |
der Eröffnungsfeier von James Bond besucht wurde, jubelte das Londoner | |
Olympiastadion. „Ist das die echte Queen?“, fragte ein Journalist auf der | |
Pressetribüne aufgeregt. | |
Wenige Minuten später stand die echte Königin auch noch in der Loge des | |
Stadions und erklärte die Olympischen Spiele für eröffnet. Der Jubel | |
wiederholte sich, diesmal noch lauter. Dass die königliche Familie so eng | |
mit den Spielen verbunden ist, finden viele Briten dieser Tage, sei eine | |
tolle Sache. | |
Es seien „die Spiele der Windsors“, ist auch in der englischen Presse zu | |
lesen. Aus dieser Einschätzung ist nicht nur Anerkennung, sondern auch ein | |
Stück Verwunderung zu hören. Die Windsors, die nur in ihren Schlössern | |
sitzen, den Commonwealth bereisen und Bänder durchschneiden, sind auch noch | |
Sportfans? Und mit der Reiterin Zara Phillips, Enkelin der Queen, nimmt die | |
14. Thronfolgerin auch noch als Athletin teil. So ist London 2012 nicht nur | |
auf den Logen königlich, sondern womöglich auch auf dem Podium. | |
Aber richtig neu ist das alles nicht. Sport, und manchmal sogar | |
Spitzensport, ist in der Tradition der britischen Königsfamilie verwurzelt. | |
Nicht nur die Queen, die Besitzerin von erfolgreichen Rennpferden, | |
Stammgast beim Royal Ascot und als großer Pferdefan bekannt ist, | |
interessiert sich für Sport. Das königliche Pferderennen in Ascot wurde | |
schon 1711 von Königin Anne ins Leben gerufen, seither sind die | |
Staatsoberhäupter immer dabei. | |
## Prinz Harry ist schneller als Bolt | |
Bei den Olympischen Spielen werden nun auch andere Sportarten geschaut. | |
Prinz Harry etwa, der im Frühjahr ein inszeniertes Showrennen gegen Usain | |
Bolt gewann, will sich die Wettkämpfe in der Leichtathletik, beim | |
Volleyball und eben Pferderennen ansehen. Beim letzten ist schließlich | |
seine Cousine am Start, die nicht einmal die erste Olympionikin aus | |
königlichen Kreisen ist. | |
Allerdings fällt auf, dass das Königshaus mit Vorliebe jene Sportarten | |
betreibt und verfolgt, die historisch mit dem Adel verbunden sind. | |
Arbeitersport hat im Hause Windsor keine Tradition. Zara Phillips‘ Vater | |
Mark, der 1973 die königliche Anne heiratete, gewann 1972 in München Gold | |
und 1988 in Seoul Silber im Vielseitigkeitsreiten. Anne, die Tochter der | |
Queen, ritt 1976 in Montreal bei Olympia mit, gewann aber keine Medaille. | |
Heute ist sie Vorsitzende des Britischen Olympischen Komitees und Mitglied | |
des IOC. | |
Ein weiterer Sportler war der spätere König George VI., der Vater von | |
Elizabeth II. 1926 spielte er, damals noch als Duke of York, im Doppel bei | |
Wimbledon mit. Das Turnier war damals erst 50 Jahre alt und weitgehend der | |
britischen Oberklasse vorbehalten. Die königliche Familie ist seither | |
regelmäßig in der Loge zu sehen, aber George VI. ist bis heute der Einzige, | |
der es bei Wimbledon auf den Rasen schaffte. | |
## Prinz Philip, Cricketspieler und Segler | |
Prinz Philip, der Ehemann der Queen, der für Großbritannien auch bei | |
Weltmeisterschaften im Vierspänner-Fahren antrat, war begeisterter | |
Cricketspieler und Segler. Es sind zwei weitere Sportarten der gehobenen | |
sozialen Klassen. Durch mehrere Reitunfälle musste der heute 91-Jährige mit | |
einer weiteren noblen Passion aufhören, dem Polo. | |
Sportlichkeit, die sich auf die als edel angesehenen Disziplinen | |
konzentriert, ist auch heute aktuell. Prinz William ist zwar Ehrenpräsident | |
des englischen Fußballverbands „Football Association“, spielte aber selber, | |
wie auch sein Bruder Harry, lieber Rugby, ein Sport, der vor allem in | |
britischen Internaten betrieben wird. | |
„Rugby is a game for barbarians played by gentlemen. Football is a game for | |
gentlemen played by barbarians“, beschrieb der irische Schriftsteller Oscar | |
Wilde einmal den feinen Unterschied zwischen den beiden Sportarten. | |
Auch bei anderen der Nobilität eher fernen Disziplinen, zum Beispiel dem | |
Boxen, ist die königliche Familie seltener zu sehen. Einen erfolgreichen | |
Boxer hat die Familie schon gar nicht hervorgebracht. Gegenüber jenen, die | |
den Windsors Böses unterstellen, liefert bei Olympia der Turnierplan eine | |
Erklärung. Viele Veranstaltungen im Boxen überschneiden sich einfach mit | |
dem Reiten, wo mit Zara Phillips schließlich die eigene Familie dabei ist. | |
31 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Felix Lill | |
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