# taz.de -- „Zeit Online“ startet Leaking-Seite: Der direkte Draht ins Herz… | |
> Im neuen digitalen Briefkasten von „Zeit Online“ können Leser der | |
> Redaktion anonym und verschlüsselt Dokumente übermitteln. Der | |
> Software-Code wurde veröffentlicht. | |
Bild: Und noch ein toter Briefkasten. | |
Anonyme digitale Briefkästen, Server, auf denen Whistleblower Informationen | |
abliefern können – sie sind ein wenig aus der Mode oder zumindestens aus | |
den Nachrichten gekommen, seit die Whistleblowing-Plattform Wikileaks sich | |
seit gut anderthalb Jahren selbst demontiert. Und doch hat die Redaktion | |
von Zeit Online am Montag ihren [1][anonymen digitalen Briefkasten] | |
gestartet – einen Bereich auf ihrer Seite, in dem Informanten anonym | |
Dokumente hochladen können sollen | |
„Der Hype um Leaking-Plattformen war nicht unsere Motivation“, sagt Fabian | |
Mohr, Mitglied der Zeit-Online-Chefredaktion, der dort für das Projekt | |
verantwortlich ist. Man habe vielmehr den Eindruck gehabt, dass eine | |
Möglichkeit, der Redaktion per digitalem Briefkasten anonym Informationen | |
zukommen zu lassen, bislang in ihrem Handwerkskasten gefehlt habe. | |
Anders als etwa bei der Whistleblower-Plattform Wikileaks zielt der anonyme | |
Briefkasten von Zeit Online nicht darauf ab, Rohdaten zu veröffentlichen. | |
Statt dessen werden die Dokumente an Zeit-Online-Redakteure weitergeleitet, | |
die, so Zeit Online, sie journalistisch überprüfen und für die | |
Berichterstattung auswerten. Um die Anonymität potentieller Informanten zu | |
gewährleisten, werden die Dokumente über eine SSL-verschlüsselte Verbindung | |
hochgeladen, und von Metadaten bereinigt, die Rückschlüsse über den | |
Absender erlauben würden. | |
Dann werden die Dokumente an ein ausgewähltes Team an Redakteuren | |
weitergeleitet, ebenfalls verschlüsselt via PGP, und auf dem Server, auf | |
dem sie ankamen gelöscht. Auf einem [2][Blog] gibt die Internetausgabe der | |
Zeit außerdem Hinweise, wie sich potentielle Informanten ihrerseits davor | |
schützen können, entdeckt zu werden. | |
Den ersten Tag nach dem Start hätte das Team noch damit verbracht „Sachen | |
zu kitten, die nicht optimal sind“, sagt Mohr – auch in Reaktion auf | |
Hinweise von externen Sicherheitsexperten und Programmieren. Denn den Code | |
für ihren anonymen Briefkasten hatte Zeit Online auf der | |
Software-Entwickler-Plattform „Github“ veröffentlicht. | |
## Transparenz ist wichtig | |
Diese Transparenz, also die Möglichkeit, ein derart sicherheitsrelevantes | |
Projekt für Interessierte offen zu legen, damit die „mal unter die | |
Motorhaube blicken können“, wie Mohr es formuliert, hat bei dem Projekt | |
offenkundig eine große Rolle gespielt. | |
Und ganz offenbar hat man ja auch vom Experten-Feedback profitiert. Die | |
Optimierungen, die das Team nach dem Start vorgenommen hat, seien aber | |
nichts Ungewöhnliches und bedeuteten nicht, dass ihr anonymer Briefkasten | |
noch nicht reif wäre, Informanten zu schützen, betont Mohr. | |
Genaue Angaben zu den Kosten des Projekts wollte Mohr nicht machen, sagte | |
lediglich, es sei „nicht so teuer“ gewesen. Erste Einreichungen habe es | |
schon gegeben – aber vor allem solche, den Service erst einmal ausprobieren | |
wollten. | |
2 Aug 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.zeit.de/briefkasten/index.html | |
[2] http://blog.zeit.de/open-data/2012/07/30/daten/ | |
## AUTOREN | |
Meike Laaff | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Syrien | |
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