| # taz.de -- Kommentar Hinrichtung in Texas: Gewolltes Rechtsversagen | |
| > In Texas ist ein Mann mit geistiger Behinderung hingerichtet worden. Ein | |
| > funktionierendes Rechtssystem hätte das verhindern müssen. | |
| Im Zweifel gegen den Angeklagten. So lässt sich das Verfahren beschreiben, | |
| das am Dienstagabend mit der Hinrichtung des 53-jährigen Marvin Wilson in | |
| Huntsville, Texas seinen tödlichen Abschluss fand. Der Rechtsweg wurde | |
| komplett ausgenutzt, und doch entschied jede einzelne Instanz zuungunsten | |
| Wilsons, obwohl bei der Faktenlage eigentlich das Gegenteil zu erwarten | |
| gewesen wäre. | |
| Dass Wilson mit einem klar unterdurchschnittlichen IQ von 61 mit ziemlicher | |
| Sicherheit als geistig zurückgeblieben einzustufen ist, ist dabei nur eine | |
| Facette, wenngleich jene, die dem Fall landesweite Aufmerksamkeit sicherte. | |
| Auch die Beweislage ist dünn: Die entscheidende Aussage kommt von der | |
| Ehefrau des Mitangeklagten, die damit ihrem Mann das Leben rettete. Deshalb | |
| muss sie nicht falsch sein, aber eben doch: zweifelhaft. Andere Beweise | |
| dafür, dass Wilson seinerzeit wirklich derjenige war, der abgedrückt hat, | |
| gibt es nicht. | |
| In der Summe aller Gegebenheiten blieben so viele Zweifel an der | |
| Rechtmäßigkeit der Hinrichtung, dass ein funktionierendes Justizsystem die | |
| Todesspritze für Wilson hätte verhindern müssen. Das ist nicht geschehen, | |
| und dieses Versagen ist nur mit dem politischen Umfeld zu erklären. | |
| Namentlich der texanische Gouverneur Rick Perry, einst aussichtsreicher, | |
| dann an der eigenen Blödheit gescheiterter Anwärter auf die republikanische | |
| Präsidentschaftskandidatur, ist stolz auf die Hinrichtungsrekorde in seinem | |
| Bundesstaat. | |
| Nicht zuletzt er ist dafür verantwortlich, dass Todeskandidaten in Texas so | |
| geringe Überlebenschancen haben. Perry selbst verhinderte per Veto ein | |
| überparteiliches Gesetz zum Schutz geistig Behinderter vor Hinrichtung. | |
| Auch um solchen Leuten die Macht über Leben und Tod zu nehmen, gibt es nur | |
| eine Lösung: Die Todesstrafe muss endlich verschwinden. | |
| 8 Aug 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernd Pickert | |
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