# taz.de -- Kommentar BID-Pläne: Miese Augenwischerei | |
> BID-Pläne bedrohen das traditionelle Vergnügungsviertel. | |
Bild: Könnten Kammermusik anbieten: Etablissements auf der Großen Freiheit. | |
Nach dem Neuen Wall oder dem Passagenviertel erreicht der Business | |
Improvement District (BID) nun auch St. Pauli. Die Notwendigkeit wird damit | |
begründet, dass „Elemente des traditionellen Vergnügungsviertels allmählich | |
verschwinden, die das besondere Flair und Milieu dieses Stadtteils | |
ausmachen“. Das stimmt. Aber was soll daran ein Modell ändern, das 2005 mit | |
dem Gesetz zur „Stärkung der Einzelhandels- und Dienstleistungszentren“ | |
eingeführt wurde? | |
Gar nichts. Denn was sich die BID-Befürworter ausgedacht haben, um „Milieu | |
und Flair“ am Verschwinden zu hindern, ist miese Augenwischerei. Oberstes | |
Ziel ist, die Besucher zu Kunden zu machen, darum sollen Infopoints und ein | |
Fußgängerleitsystem wie in der Innenstadt her. Das hat dann den Flair der | |
Europapassage. | |
Sollen sie doch einfach sagen, dass sie eine Fußgängerzone mit | |
Verrucht-Faktor für den Shopping-Nervenkitzel wollen. Und nicht so tun, als | |
ginge es ernsthaft um den Erhalt des Viertels. Aber das macht natürlich | |
niemand, weil sich „Elemente des Viertels erhalten“ viel kuscheliger | |
anhört. | |
Sind die Besucher dann alle zu Kunden geworden, stören all jene, die keine | |
Kunden sein wollen oder können. Und da ist so ein privatisierter | |
öffentlicher Raum dann sehr nützlich, um das Shopping-Flair sauber zu | |
halten. | |
8 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Ilka Kreutzträger | |
## TAGS | |
Hamburg | |
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