# taz.de -- Hamburger Sparkasse in der Kritik: Bank diskriminiert Behinderten | |
> Die Hamburger Sparkasse wollte einen sprachbehinderten Rollstuhlfahrer | |
> erst nicht mehr bedienen. Eine Entschuldigung kam spät. Der Kunde ist | |
> damit nicht zufrieden. | |
Bild: Ein Blumenstrauß genügt ihm nicht: Franko Wittrock. | |
HAMBURG taz | Für Franko Wittrock ist die Sache nicht erledigt. Der | |
57-jährige Rollstuhlfahrer aus Hamburg hatte am 1. August in der Filiale | |
der Hamburger Sparkasse (Haspa) ein Erlebnis, das er erst verarbeiten kann, | |
wenn er weiß, dass auch die Öffentlichkeit davon erfahren hat. An besagtem | |
Tag wurde Wittrock bei seinem Haspa-Besuch ausnahmsweise von seiner | |
Assistentin, Sonja Kraus, begleitet, die ihm beim Ausfüllen der Formulare | |
half. | |
Genau jene Assistentin wurde nun von einer Haspa-Mitarbeiterin | |
angesprochen: Ob Herr Wittrock künftig nicht immer in ihrer Begleitung | |
kommen könnte, damit nicht mehr die Haspa-MitarbeiterInnen dem in der | |
Motorik eingeschränkten und leicht sprachbehinderten Franko Wittrock helfen | |
müssten. Nicht, weil sie dafür keine Zeit hätten, sondern, wie Kraus die | |
Mitarbeiterin zitiert, weil sie „großen Ekel“ im Umgang mit Wittrock | |
empfänden, der seit über 20 Jahren bei der Haspa ist. | |
„Ich musste erst mal eine Weile überlegen, was die grade zu mir gesagt | |
hatte“, erzählt die 32-jährige Assistentin. Das darauf folgende Gespräch | |
mit dem Filialleiter machte die Sache noch schlimmer. „Der nahm seine | |
Mitarbeiterin in Schutz und faselte etwas von ,geruchsempfindlich‘“, | |
berichtet Kraus. | |
Wittrock will das auch nicht damit auf sich beruhen lassen, dass zunächst – | |
unangekündigt – der Haspa-Qualitätsmanager bei ihm auftauchte und dann der | |
Filialleiter samt Mitarbeiterin, die einen Blumenstrauß brachte. | |
Unterstützung bekommt Wittrock von „Autonom Leben Hamburg“, einer | |
Beratungsstelle für behinderte Menschen. Für deren Geschäftsführer, Gerlef | |
Gleiss, ist das Verhalten der Haspa-Mitarbeiterin „ein so unglaubliches | |
Fehlverhalten und eine so große Beleidigung, dass es mit Blumen nicht aus | |
der Welt zu schaffen ist“. | |
Gleiss wünscht sich vielmehr eine Sensibilisierung im Umgang mit | |
behinderten Menschen. Das fordert auch Ulrike Dörrzapf von der Hamburger | |
Assistenzgenossenschaft, einer Genossenschaft, die behinderten Menschen | |
durch ihr Konzept der persönlichen Assistenz ein weitgehend eigenständiges | |
Leben ermöglicht. Die Sensibilisierung für einen würdevollen Umgang mit | |
behinderten Menschen fängt für Dörrzapf mit der Frage an, wer eigentlich | |
angesprochen wird, der „voll geschäftsfähige, behinderte Kunde oder die | |
nicht behinderte Assistentin?“ | |
Die Haspa will aus dem Vorfall jedenfalls lernen. „Dieser Ausnahmefall tut | |
uns und der betreffenden Kollegin sehr leid“, sagt die Pressesprecherin der | |
Haspa, Stefanie von Carlsburg. Die Haspa habe bereits Kontakt zu „Autonom | |
Leben“ aufgenommen, um, wie von Carlsburg sagt, „zu prüfen, ob es dort | |
weitere Empfehlungen für den Umgang mit behinderten Menschen gibt, die wir | |
nutzen können“. Und die Haspa freut sich, dass Franko Wittrock Kunde | |
bleiben wird. | |
16 Aug 2012 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neues Guthabenmodell der Sparkassen: Die Bank für alle Kontolosen | |
Die Sparkassen erklären, ab Oktober jedem in Deutschland eine eigene | |
Bankverbindung einrichten zu wollen. Verbraucherschützer sind skeptisch. | |
Reaktion auf Medienberichte: Sparkasse löscht Psycho-Profile | |
Eingeknickt: Die Hamburger Sparkasse will künftig nicht mehr mit | |
psychologischen Profilen arbeiten, um ihren Kunden besser Produkte | |
verkaufen zu können. | |
Geldanlage: Die Haspa kennt Sie besser als Sie selbst | |
Deutschlands größte Sparkasse erstellt psychologische Kundenprofile, um | |
ihre Produkte zu verkaufen. Verbraucherzentrale stellt sich unter fairem | |
Wettbewerb etwas anderes vor. Offene Fragen beim Datenschutz |