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# taz.de -- Krieg in Syrien: Die Armee verstärkt Luftangriffe
> Das Regime setzt im Kampf gegen die Rebellen zunehmend auf die Luftwaffe.
> In den von ihnen kontrollierten Orten nehmen die Angriffe zu. Opfer sind
> meist Zivilisten
Bild: Marea nach einem Luftangriff.
MAREA taz | Es ist kurz nach sieben Uhr morgens, als der Kampfjet über
Marea donnert, Sekunden später explodiert unter ohrenbetäubendem Lärm eine
Bombe, eine dicke graue Rauchwolke steigt auf. Nur wenige Minuten später
folgt der nächste Luftangriff, wieder eine Bombenexplosion, wieder eine
dicke Rauchwolke.
Getroffen wird ein Wohnviertel im Osten der rund 8.000 Einwohner zählenden
Kleinstadt. Ein Haus ist vollständig zerstört, durch die weggerissene
Außenwand des Gebäudes sieht man die Küche, seltsam intakt liegt eine lila
Plastikschüssel auf dem metallenen Küchenbecken zwischen Steinbrocken. Von
dem Haus auf der Straßenseite gegenüber ist nur noch das schwere Betondach
übrig. Überall liegen Trümmer und verbogenes Metall.
Männer haben sich vor den Häusern versammelt. Ein Mann und ein Kind wurden
getötet. Einige filmen die Zerstörung. „Das ist die Rache des Regimes, weil
die Soldaten desertieren und sich der freien Armee anschließen“, sagt ein
Mann, der sich Abu Ahmed nennt. „Freie Armee“ nennen die Regimegegner den
Zusammenschluss der Rebellen in der Freien Syrischen Armee (FSA). Die
Männer beteuern, dass es in der Nähe der getroffenen Wohnhäuser keine
Rebellenstellungen gebe. Beurteilen kann man das nicht. Schwere Waffen sind
bei einem Rundgang jedoch keine zu sehen.
Seit Ausbruch der Kämpfe in Aleppo vor mehr als einem Monat setzt das
Regime von Baschar al-Assad im Kampf gegen die Rebellen immer häufiger die
Luftwaffe ein. Dabei griff sie mehrfach auch die Städte und Dörfer in der
Region nördlich und östlich von Aleppo an. Als am Sonntag die drei Festtage
zum Auftakt des Ramadan begannen, sprachen Rebellen von einer Waffenruhe.
Sie währte jedoch nur wenige Stunden.
## Bombenangriffe mit Kampfjets
Bereits am Montag griffen Kampfjets die nordöstlich von Aleppo gelegene
Kreisstadt al-Bab an. Dabei wurde wie in Marea ebenfalls ein Wohnhaus
getroffen. In der Nacht von Montag auf Dienstag intensivierte die Luftwaffe
die Bombardierungen noch einmal. Eine Stunde lang konnte man um Mitternacht
in der gesamten Region zwischen Asas, Marea und al-Bab die dumpfen
Explosionen von Bomben hören. Auf einer Straße bei Marea wurde nach
Auskunft von Einheimischen eine dreiköpfige Familie schwer verletzt, als
ihr Wagen von einer Rakete getroffen wurde.
Im zehn Kilometer entfernten Tall Rifat bombardierte die Luftwaffe am
Montag eine Grundschule, die bis vor Kurzem den Rebellen als Basis diente.
Kurze Zeit später fahren Kämpfer mit einem Lastwagen vor, auf dem ein
Luftabwehrgeschütz montiert ist. „Sie sollten nicht mit schweren Waffen in
Wohngebieten auffahren“, sagt ein Familienvater. „Damit liefern sie nur dem
Regime einen Vorwand für die Bombenangriffe.“ Tall Rifat wirkt wie eine
Geisterstadt. Die meisten sind geflohen.
Auch in Marea packen am Dienstag einige ihre Sachen. Eine Familie fährt mit
einem Traktor, bepackt mit Hausrat, in Richtung türkische Grenze. Zwei
Männer preschen auf einem Moped mit Matratzen davon. Doch viele wollen
trotz der Angriffe bleiben.
Es sind Orte wie Marea, die das Rückgrat der Aufständischen in Aleppo
bilden, von hier bekommen sie Nachschub und hierher können sie sich
zurückziehen. Deshalb werde die Gegend bombardiert, räumte ein
Regimevertreter am Dienstag ein. „Sie werden uns wahrscheinlich wieder
bombardieren“, sagt Abu Ahmed vor den Ruinen der ausgebombten Häuser. „Wir
werden kämpfen, bis wir unsere Freiheit erlangt haben.“ Am Dienstagmorgen
folgt die nächste Bombardierungswellle.
22 Aug 2012
## AUTOREN
Inga Rogg
## TAGS
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