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# taz.de -- Fuck Marketing: Eigentor zur Welt
> Ein Fotowettbewerb des Stadtportals hamburg.de zur Beleuchtungsaktion
> "Blue Port" wird durch eine unplanmäßige Lichtinstallation ad absurdum
> geführt
Bild: Abstimmungssieger mit Herz und Verstand.
Eigentlich hätte alles ein perfektes, in leuchtendes Blau getauchtes
Gesamtbild abgeben sollen: Das offizielle Internetportal der Stadt
[1][hamburg.de] hatte einen Foto-Wettbewerb ausgeschrieben. Thema: Das
Projekt „Blue-Port“, das am vergangenen Wochenende den Hafen illuminierte.
Die Teilnehmer waren aufgerufen, ihre „schönsten“ Bilder der von
Lichtkünstler Michael Batz angebrachten Installationen einzusenden. Die mit
Abstand meisten Stimmen im Online-Voting bekam ein Foto, das eine
Lichtinstallation aus den Buchstaben „FUCK U“ an einer Brücke über die
St.Pauli Hafenstraße zeigte. Sie stammt nicht von Batz, die Urheber werden
in verschiedenen Initiativen im Stadtteil vermutet. Mit der Aktion
protestieren sie gegen die ständigen Großveranstaltungen in Hamburg.
„Es gibt nun einen technischen Sieger und einen Sieger der Herzen“, erklärt
Torralf Köhler, Sprecher von hamburg.de, auf der Pressekonferenz gestern
Nachmittag: Die „FUCK U“-Fotografie habe die meisten Stimmen bekommen. Der
„Sieger der Herzen“ hingegen ist für Köhler ein Bild von der
Köhlbrandbrücke – das Foto schaffte es nicht unter die ersten fünf, bekam
aber die meisten Stimmen nach mehreren Abbildungen, die den „FUCK
U“-Schriftzug abbilden.
„Wenn in meinem Viertel so viele Events stattfänden, hätte ich auch die
Faxen dicke“, erklärt Nils Waldow nach der Preisübergabe. Er ist der
„technische Sieger“, der das „FUCK U“-Bild mit den meisten Stimmen
einreichte. Der 35-jährige Dulsberger ist Fotograf und Sozialpädagoge.
Lichtkünstler [2][Michael Batz] sitzt neben ihm. Er teilt Waldows Ansicht:
„Wenn ich mir meine Kunst bei den Cruise-Days-Übertragung neben einem
großen NDR-Partyzelt angucken muss, finde ich das auch nicht glücklich“,
sagt er. Angegriffen fühle er sich nicht, denn auch er selbst stehe der
„Eventisierung“ kritisch gegenüber. „Ich bin nicht die Fototapete der
Unterhaltungsindustrie“, sagt Batz.
Die Verantwortlichen von hamburg.de bedanken sich bei Waldow für den Mut zu
kommen. Ursprünglich sollte der Sieger einen großen, von Batz
handsignierten Abzug erhalten. Außerdem [3][versprochen] war die einwöchige
Platzierung des Gewinnerbildes auf der Facebook-Seite des Internetportals.
Doch am Ende gehen beide Sieger so gut wie leer aus: Die großen Abzüge
befinden sich noch in der Produktion, für den Übergang wurden A 3-große
Pappmaschee-Varianten gereicht. Aber Batz weigert sich, zu unterschreiben.
„Das ist doch affig. Auf so Fake-Geschichten habe ich keine Lust“, sagt er
bestimmt und gibt dem konsternierten Köhler den Stift zurück.
Auch das Titelbild auf der Facebook-Seite von hamburg.de wird nicht das
„FUCK U“-Bild. „Eigentlich finden wir es auch undramatisch, aber wenn
jemand den Hintergrund nicht kennt und unsere Seite besucht, dann wird das
schwierig“, sagt Köhler. Waldow hadert mit der Entscheidung: „Schade
eigentlich, ich hätte mir schon gewünscht das dort zu sehen. Zufrieden bin
ich damit nicht.“
22 Aug 2012
## LINKS
[1] http://www.hamburg.de/impressum/
[2] http://www.michaelbatz.de/
[3] http://dejure.org/gesetze/BGB/657.html
## AUTOREN
Arne Schrader
## TAGS
Hamburg
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