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# taz.de -- Stimmen zum Breivik-Urteil: „Piff, paff, puff, Du verschwindest“
> Die Richterin will Breivik nicht von seiner Schuldfähigkeit freisprechen.
> Überlebende und Angehörige sind zufrieden. Seine Anwälte rechnen nicht
> mit Berufung.
Bild: Hat ihr Urteil gesprochen: Richterin Wenche Elizabeth Arntzen.
OSLO dapd/dpa/afp | Breiviks Richterin Wenche Elizabeth Arntzen hat unter
Verweis auf die Schuldfrage begründet, warum das Gericht den norwegischen
Massenmörder nicht für geisteskrank erklärt hat. Sie halte es für
„prinzipiell bedenklich, Verbrecher von Schuldfähigkeit freizusprechen,
indem man ihre Gesinnung für krankhaft erklärt“, sagte Arntzen am Freitag
vor Gericht. Gleiches gelte für Verbrecher, „die keine Behandlung nötig
haben“.
Viele Überlebende und Angehörige von Opfern begrüßten das Urteil. „Jetzt
werden wir eine Weile nichts mehr von ihm hören. Jetzt haben wir endlich
unsere Ruhe“, sagte Per Balch Sörensen, dessen Tochter auf Utöya von
Breivik getötet wurde, dem dänischen Sender TV2. „Er ist verurteilt, und
niemand kann etwas anderes behaupten“, sagte Emma Martinovic, die das
Massaker auf der Insel überlebte, der norwegischen Zeitung „Verdens Gang“.
"Von jetzt an werde ich nicht mehr an ihn denken."
Nach der Urteilsverkündung zeigen sich Überlebende und Angehörige von
Opfern erleichtert. „Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan“, sagt Tore
Sinding Bekkedal, der das Massaker von Utöya überlebte. „Dieser Mist ist
endlich zu Ende, jetzt kann das Leben beginnen“, schreibt Ingrid Nymön auf
Twitter. „Piff, paff, puff, Du verschwindest“, textet Adrian Pracon, den
Breivik verschonte, weil er ihm äußerlich ähnlich sah, in dem
Kurznachrichtendienst.
Anwältin Yvonne Larsen, die Familienangehörige und Opfer als Nebenkläger
vertrat, erhält nach dem Urteil erleichterte SMS und E-Mails auf ihr Handy.
Viele seien erleichert, sagt die Juristin. „Das Urteil erscheint uns sehr
vernünftig und weise.“
„Das ist eine gute Grundlage dafür, dass der Schuldige den Rest seines
Lebens in Haft bleibt“, sagt Knut Storberget, der zur Zeit der Anschläge
Norwegens Justizminister war.
Die Anwälte des verurteilten norwegischen Massenmörders Anders Behring
Breivik halten es für unwahrscheinlich, dass ihr Mandant in Berufung geht.
„Ich denke, er wird sagen, dass er den Richterspruch nicht anficht“, sagte
Breiviks Anwältin Vibeke Hein Baera am Freitag im norwegischen Fernsehen.
Hauptverteidiger Geir Lippestad sagte der Nachrichtenagentur NTB, Breivik
werde das Urteil annehmen.
Das Gericht hatte Breivik in seinem Urteil für zurechnungsfähig erklärt und
gegen ihn die Höchststrafe verhängt: 21 Jahre Haft und
Sicherungsverwahrung. Dennoch sagte Arntzen in der Begründung, eine Strafe
solle nicht ausschließlich etwas Schmerzhaftes sein, sondern auch ein Weg
zurück in die Gesellschaft. Mit dem Urteil „unzurechnungsfähig“ wäre
Breivik dieser Weg versperrt worden.
24 Aug 2012
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Anders Breivik
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