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# taz.de -- Deutsche Meisterschaft im Beachvolleyball: Absolut grenzwertig
> Interviewmarathon, Pasta mit Goldflocken und nebenbei noch eine DM. So
> gehen die Olympiasieger im Beachvolleyball mit ihrem plötzlichen Ruhm um.
Bild: Schwieriger Ruhm: Der Olympiasieg hat die Beachvolleyballer Reckermann un…
TIMMENDORFER STRAND taz | Es ist derzeit eine echte Herausforderung, sich
mit Julius Brink zu verabreden. Das Treffen vor dem Spielerbereich muss
ausfallen, weil eine Interviewanfrage des NDR dazwischenkommt. Auch später
wird nichts draus, Servus-TV will noch schnell einige Sequenzen drehen.
Abends in der „Vitrine“ klappt es endlich, während der Beachvolleyballer im
Fernsehen den Auftritt seiner Leverkusener Fußballer verfolgt, kommt die
Unterhaltung in Gang. Noch später, beim Italiener, sagt der Profi:
„Wahnsinn. Was wir uns hier an Belastung neben dem Turnier zumuten, ist
absolut grenzwertig.“
Deutschlands Beachvolleyball-Vorzeigeduo bewegt sich in den Tagen der
Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand im Extrembereich. Wo immer
die Helden von London auflaufen, bricht eine regelrechte Hysterie aus.
Julius hin, Jonas her, Brink/Reckermann überall, den Lieblingen der
Strandszene bleibt kaum noch Luft zum Atmen.
Alles in allem begegnen die beiden einer „schwierigen Situation“, wie der
30-jährige Brink sagt: „Wir sind es ja nicht gewohnt, irgendwo als
Olympiasieger aufzulaufen.“ Das artet in Stress aus, zeitigt aber auch
manch schöne Begegnung. So bekommen die Profis beim Italiener ihre Pasta
mit einer Dekoration aus Goldflocken serviert.
## J&J auf dem Arm
Auch von ihren Kollegen erhalten sie jede Menge Anerkennung. Viele Männer-
und Frauenteams haben bei der DM ihre Oberarme mit Klebetattoos geschmückt,
auf denen „J&J – wir sind stolz auf euch“ zu lesen ist.
Die Nationalspielerin und neue Deutsche Meisterin Katrin Holtwick findet es
„supercool, dass die Stimmung bereits am Freitag unglaublich war. Julius
und Jonas haben einen regelrechten Boom ausgelöst, das ist toll für unseren
Sport.“
Dabei vollführen die Stars einen Drahtseilakt. „Es ist natürlich schwer,
die Medien zu bedienen, dabei mit beiden Beinen auf dem Boden und trotzdem
in unserem Trainingsrhythmus zu bleiben“, sagt Brink: „Das ist hier ja kein
Schaulaufen, sondern ein ernsthafter Wettbewerb.“ Jonas Reckermann ergänzt,
er habe sich „nicht vorstellen können, dass solch ein Rummel im
Beachvolleyball möglich ist“.
Den Spagat bekommen die Athleten nur bis zum Halbfinale unfallfrei hin.
Dann geht es nicht mehr. Brink und Reckermann unterliegen Eric Koreng und
Alexander Walkenhorst, am Ende von vier aufregenden Tagen ist der Akku
leer. Im zweiten Satz müssen sich beide Spieler beim Stande von 1:6
medizinisch behandeln lassen. Das Spiel um Platz drei muss Brink wegen
einer Blockade im Lendenwirbelbereich absagen.
## Unglaublicher Kraftakt
Manager Klaus Kärcher wundert sich, dass die beiden Athleten überhaupt so
lange durchgehalten hatten: „Unglaublich, wo die Jungs die Kraft
hernehmen“, sagt der Schwabe: „80 Interviews, 80-mal die gleichen Fragen
und dann noch konzentriert den Job erledigen, das ist ein absoluter
Kraftakt.“
Kärcher hat die Aufgabe, die Goldmedaille zu versilbern. Durch die
Fernsehübertragung aus London, die in der Spitze 9,2 Millionen Menschen in
Deutschland vor dem Fernseher verfolgten, ist das leichter geworden.
„Früher musste ich bei der Akquise erklären, was Beachvolleyball überhaupt
ist.“ Zum Beispiel habe er bei einem Terminengpass mal die Ansage gehört,
„Na, dann schicken Sie doch zwei andere aus der Mannschaft vorbei.“
Durch die Bilder aus London ist der Sport in den Blickpunkt einer breiten
Öffentlichkeit gerückt worden. Kärcher berichtet von „diversen Anfragen,
der Olympiasieg wird sich für die beiden mit Sicherheit bezahlt machen“.
Zahlen nennt der Manager zwar nicht, sagt aber, „dass es nicht reichen
wird, um fürs Leben auszusorgen. Wohl aber, um solide Rücklagen zu bilden.“
## Neuer Präsident
Gewinne soll der Olympiasieg auch für den Deutschen Volleyball-Verband
(DVV) abwerfen. Zumindest, wenn es nach dem Willen von Thomas Krohne geht,
der in Timmendorfer Strand ohne Gegenstimmen als neuer DVV-Präsident
gewählt wird. Er folgt Werner von Moltke, der sich nach 15 Jahren an der
Verbandsspitze in den Ruhestand verabschiedete.
Der 50-jährige Krohne ist geschäftsführender Gesellschafter eines
Medienkonzerns und weiß daher, wovon er spricht. Den Olympiasieg von
Brink/Reckermann bezeichnet er als „absoluten Traumstart für meine
Amtszeit. Es ist doch toll, diese Steilvorlage zu bekommen. In der
Situation der Schwimmer möchte ich im Moment nicht sein.“
In den 20 Jahren, die er in der Medienbranche arbeite, habe sich der
Unternehmer „ein gutes Netzwerk aufgebaut, aber du brauchst dazu noch ein
gutes Produkt, das du anbieten kannst“. Mit Julius Brink und Jonas
Reckermann sollte der neue Boss im DVV zumindest in diesem Punkt auf der
sicheren Seite sein.
26 Aug 2012
## AUTOREN
Felix Meininghaus
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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