# taz.de -- Beachvolleyball-Grand-Slam in Berlin: Spuren im feuchten Sand | |
> Mit Katrin Holtwick und Ilka Semmler erreicht beim | |
> Beachvolleyball-Grand-Slam ein eher unbekanntes deutsches Duo das | |
> Halbfinale. Und freut sich nun auf London. | |
Bild: Ilka Semmler mit Sportgerät | |
BERLIN taz | Da waren sie dann in Plauderlaune. Ilka Semmler und Katrin | |
Holtwick standen in der Berliner Waldbühne vor der Sponsorentafel und | |
konnten gar nicht lange genug über ihren Erfolg im Viertelfinale reden. | |
„Wenigstens werden wir nicht wieder Neunte“, sagte Semmler. Auf diesem | |
Platz waren die beiden bei den letzten vier Turnieren gelandet, nun aber | |
standen sie im Halbfinale des Beachvolleyball-Grand-Slam. „Im Moment sind | |
wir die beste deutsche Mannschaft“, sagte Holtwick und strahlte. „Wenn wir | |
auf unserem oberen Level spielen, können wir bei Olympia viel erreichen.“ | |
Semmler und Holtwick waren die letzten verbliebenen deutschen Teilnehmer | |
beim Grand Slam in Berlin. Erst am Sonntag unterlagen sie in der | |
Vorschlussrunde den topgesetzten Chinesinnen Chen Xue und Xi Zhang mit | |
15:21, 21:19, 11:15. Das Turnier in der Waldbühne war die letzte große | |
Standortbestimmung vor den Olympischen Spielen. | |
Alle deutschen Teams, die sich für London qualifiziert haben, waren am | |
Start. Etwas überraschend scheiterten aber sowohl die Europameisterinnen | |
von 2010, Laura Ludwig und Sara Goller, als auch die Weltmeister von 2009, | |
Julius Brink und Jonas Reckermann, bereits im Achtelfinale. Mit | |
Semmler/Holtwick kam nun ausgerechnet ein vergleichsweise unbekanntes | |
Olympia-Duo am weitesten. „Dieses Selbstbewusstsein nehmen wir jetzt mit | |
nach London“, versprach Semmler. | |
Sie und ihre Partnerin dürfen nun hoffen, dass in London nicht nur ihre | |
Sportart, sondern auch sie selbst einen neuen Popularitätsschub erleben | |
werden. Beachvolleyball ist nach wie vor ein gut funktionierendes Geschäft, | |
das zeigte auch der Grand Slam in Berlin wieder – trotz grauenhaften | |
Regenwetters. Sponsoren- und Fernsehgelder fließen für eine Randsportart | |
vergleichsweise üppig. Selbst das Duo Semmler/Holtwick ist ein sportliches | |
Kleinunternehmen mit einem Jahresetat von etwa 150.000 Euro, wie sie | |
erzählen. | |
Das hat seinen Preis: Beachvolleyball-Veranstaltungen sind weniger | |
Sportwettbewerb als Event. Tänzerinnen wackeln in den Pausen zu billigen | |
Beats, auf dem Athletinnenhintern wirbt der Sponsor, die Größe der knappen | |
Bikinis wird vom Verband vorgeschrieben. | |
Dafür sind die Preisgelder aber auf gutem Niveau: 600.000 Dollar wurden | |
beim Berliner Grand Slam ausgeschüttet, die Siegerpaare kamen auf über | |
40.000. Semmler und Holtwick konnten aus Berlin 8.500 Dollar mit nach Hause | |
nehmen, obwohl sie gestern Nachmittag auch noch das Spiel um Platz drei | |
verloren. „Ich schaue immer eher zum Tennis oder zum Fußball, wo die alle | |
noch viel besser verdienen als wir“, kommentierte Semmler die Entlohnung. | |
Für dieses Geld demonstrierten Semmler/Holtwick im feuchten Berliner Sand, | |
wie spannend und packend ihre Sportart selbst ohne aufgemotzte | |
Begleiterscheinungen sein kann. Im Viertelfinale gegen die Australierinnen | |
Natalie Cook und Tamsin Hinchley waren spektakuläre Ballwechsel mit viel | |
Leidenschaft und Kampf zu bestaunen. Auch gegen Chen Xue und Xi wäre mehr | |
drin gewesen: Die beiden Chinesinnen machten im sonntäglichen Regen für | |
ihre Verhältnisse viele vermeidbare Fehler. | |
In Top-Form hätten Semmler/Holtwick ihren Finaltraum wahr machen können. So | |
aber kam es am späten Sonntagnachmittag zum Endspiel der Favoritinnen | |
zwischen Xue/Zhang und Larissa/Juliana (Brasilien). Die Männerkonkurrenz | |
hatten schon am Samstag Alison Cerutti und Emanuel Rego aus Brasilien für | |
sich entschieden. | |
Zum Halbfinale von Semmler und Holtwick verloren sich nur ungefähr 200 | |
Zuschauer in der riesigen Waldbühne, die eigentlich, so die Pläne der | |
Veranstalter, die prächtige Kulisse für einen Zuschauerrekord hätte abgeben | |
sollen. Der fiel buchstäblich ins Wasser. | |
Dafür aber waren die Tage von Berlin womöglich eine gute Vorbereitung auf | |
den olympischen Wettbewerb in London, wo bekanntlich auch nicht ständig die | |
Sonne scheint: „Ich habe schon etwas von ’Washout-Games‘ gelesen“, sagte | |
Semmler. Wenn es gut läuft, dürfte womöglich sogar eine Medaille drin sein. | |
15 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Jens Uthoff | |
Jens Uthoff | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024 | |
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