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# taz.de -- Paralympics 2012: Laufen ist billiger als Fahren
> Rollstühle sind teuer, zu teuer für viele Länder bei den Paralympics.
> Eine Hilfsorganisation vertreibt für viele Athleten Billigmodelle.
Bild: Teures Gerät bei den Paralympics.
LONDON taz | Lewis Garaba ist Chef de Mission des Paralympics-Teams von
Simbabwe. Das besteht aus zwei Athleten, einem Verbandspräsidenten und
einem Physiotherapeuten. Gestern Abend zogen sie bei der Eröffnungsfeier
vor 62.000 Zuschauern ins Olympiastadion ein. 2004 in Athen hatte Simbabwes
Elliot Mujaji ebenso wie vier Jahre davor in Sydney über 100 Meter in der
Kategorie T46 der Armamputierten Gold gewonnen. Mittlerweile ist er 39
Jahre alt. Er tritt in London noch einmal an und will sich wieder eine
Medaille holen.
Lewis Garaba erklärt, dass Simbabwe erst jetzt anfange, sich wirklich
ernsthaft mit dem Parasport auseinanderzusetzen. Zuvor fehlte eine
nationale Schirmgesellschaft für paralympischen Sport, die sich um die
umfassende Bürokratie kümmern konnte. „Jetzt, mit einer paralympischen
Organisation für Simbabwe, planen wir für Rio ein größeres Team“, so
Garaba.
Er erzählt, dass er nach einem Autounfall zwölf Jahre brauchte, bis er zum
Rollstuhltennis fand. „Davor war ich damit beschäftigt mich zu fragen, wie
mein Leben weitergeht.“ Auch der Gedanke an Selbstmord sei ihm da durch den
Kopf gegangen. Mit Rollstuhltennis verschwanden diese finsteren Gedanken.
„Leider war ich nie gut genug, um an den Paralympics teilzunehmen“, sagt
er, aber jetzt sei er immerhin als Chef de Mission dabei.
Garabas Sportrollstuhl war eine Spezialanfertigung des britischen
Wohlfahrtsverbands Motivation. Der arbeitet in über 50 Ländern und stellt
erschwingliche Rollstühle her, die sich einfach warten und reparieren
lassen, da sie auf austauschbaren Fahrradteilen basieren. Auch die
Stahlrahmen können bei Beschädigungen einfach wieder geschweißt werden.
Clare Childs, bei Motivation für die Sportrollstühle verantwortlich,
beobachtet eine wachsende Nachfrage, nicht nur in ärmeren Ländern, sondern
auch in ärmeren Gegenden im Westen. Sie weiß, dass ein Spitzenathlet für
die Paralympics eigentlich leichtere und schnellere Rollstühle bräuchte.
Dennoch ist der Service von Motivation in London wichtig. Auch Garaba nimmt
ihn in Anspruch. Der Sitz und das Fußpodest seines Rollstuhls werden von
einem Ingenieur kostenfrei ausgewechselt.
„Trotz solcher Rollstühle ist es immer noch am einfachsten, einen Athleten
zu den Paralympics zu senden, der auf das wenigste angewiesen ist“, sagt
Garaba. Ein Hightech-Sportrollstuhl kann schon mal 5.000 Euro kosten, der
von Motivation ist schon für 750 Euro zu haben. Dies sei auch schon ein
Drittel des jährlichen Pro-Kopf-Einkommens in Simbabwe, so Garaba. Ein
Athlet, wie Elliot Mujaji, der läuft und eine Behinderung am Arm hat, ist
da natürlich billiger.
31 Aug 2012
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
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