# taz.de -- Mobbing von Profifußballern: „Die Täter dürften bekannt sein“ | |
> Daniel Bauer ist, wie jetzt Kevin Pezzoni, Mobbing widerfahren. Er hat | |
> damals den FC Magdeburg verlassen und wurde als Lügner dargestellt. Das | |
> war schlimm, sagt er. | |
Bild: Kennt man sich? Fans des 1. FC Köln. | |
taz: Herr Bauer, seit der Vertragsauflösung von Kevin Pezzoni beim 1. FC | |
Köln, der von den eigenen Fans gemobbt wurde, sind Sie wieder ein gefragter | |
Mann. | |
Daniel Bauer: Ja, es ist gerade ein Wahnsinn. Heute hatte ich schon wieder | |
unzählige Anfragen aus sämtlichen Bereichen – Zeitungen, Radio, Fernsehen. | |
Ist das Interesse an Ihrer Person jetzt noch größer als damals beim 1. FC | |
Magdeburg, wo Sie selbst Opfer einer Mobbing-Attacke wurden? | |
Das war damals auch schon extrem. Dieses Mal ist das Interesse aber | |
überregionaler. | |
Sie sprechen vom Wahnsinn. Wird es Ihnen zu viel? | |
Es reißt nicht tiefe Wunden auf. Aber natürlich kommen viele Erinnerungen | |
hoch. Es gibt da ja einige Parallelen. Manche Anfragen lehne ich auch ab. | |
Vom Fernsehen etwa. Das würde mich dann doch mehr aufwühlen, als mir recht | |
ist. | |
Sind die Parallelen zu Ihnen Zufall oder Teil einer Entwicklung? | |
Ich glaube Letzteres. Gesamtgesellschaftlich ist die Gewalthemmschwelle | |
schon gesunken. Es passieren Dinge, die vor einigen Jahren undenkbar waren. | |
Was muss getan werden? | |
Man muss das in schärfster Weise verurteilen, damit es nicht noch einmal | |
vorkommt und das Ganze noch schlimmer wird. | |
Hat der 1. FC Köln mit der Vertragsauflösung richtig reagiert? | |
Ja. Es wurde eine schnelle Lösung gesucht, die für den Spieler gut ist und | |
seinem Wunsch entsprochen hat. | |
So genau weiß man das ja nicht. Möglicherweise wäre der Spieler bei | |
größerer Rückendeckung geblieben. Kritiker sprechen von einem falschen | |
Signal des 1. FC Köln. | |
Als Außenstehender kann man das schwer beurteilen. Natürlich sind in Köln | |
auch Medienprofis am Werk. Aber für mich waren die betroffenen Reaktionen | |
des Vereins dort glaubwürdig. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Pezzoni | |
sich das nicht mehr antun wollte. | |
Sie haben am Ende in Magdeburg auch kapituliert? | |
In Magdeburg wurden damals extreme Zweifel an der Geschichte selbst | |
gestreut. Einige glauben bis heute, dass es den Besuch der Fans vor meiner | |
Haustür gar nicht gegeben habe. Ich wurde als Lügenbaron dargestellt. Das | |
war für mich letztlich mindestens so schlimm wie der Vorfall selbst. | |
Wäre es damals in Magdeburg wie heute in Köln nicht wichtig gewesen, dass | |
der Verein ein Zeichen setzt und am Spieler festhält? | |
Ich bin überzeugt: Wenn man zusammen Stärke zeigt, dass das auch klappen | |
kann. Das müssen aber beide Seiten wollen und mit einer Sprache sprechen. | |
Das ist ganz entscheidend. Das war bei mir in Magdeburg leider nicht der | |
Fall. | |
Pezzoni musste in Köln schon länger als Sündenbock für den Misserfolg | |
herhalten. Hat der Verein den Zeitpunkt verpasst, um dazwischenzugehen und | |
den Spieler zu schützen. | |
Keiner hat vermutlich daran gedacht, dass das so extrem ausufern kann. Man | |
hat das ja immer wieder mal, dass in einem Verein ein Spieler in die Kritik | |
gerät, von der Fankurve gemobbt wird, und egal wie er spielt, ausgepfiffen | |
wird. Da muss man in Zukunft wachsamer sein und präventiv einschreiten. Und | |
sagen: Passt auf, der Junge hat in den letzten drei, vier Wochen vielleicht | |
schlecht gespielt, aber trotzdem ist er noch ein Spieler unseres Vereins, | |
und auch der braucht Unterstützung. Aber auch die normalen Fans sind da | |
gefragt. | |
Inwiefern? | |
Ich kann mir auch im Fall von Pezzoni nicht vorstellen, dass die Täter | |
völlig unbekannt sind. Bei mir kamen die Angriffe höchstwahrscheinlich aus | |
der Ultraszene. Es gab einige Hinweise, weshalb die Polizei auch Klage | |
erhoben hat, sie aber aus Mangel an Beweisen fallen lassen musste. Ich | |
glaube, in gewissen Fankreisen wusste man in Magdeburg schon mehr und das | |
wird vermutlich auch in Köln so sein. Diese Leute müssen dann aussagen – | |
Ehrenkodex hin oder her. | |
Werden Sie heute noch mit Ihrer Magdeburger Vergangenheit konfrontiert? | |
Im Sommer gab es ein Freundschaftsspiel mit Oldenburg in Magdeburg. Ich | |
habe nicht teilgenommen, weil es da gut gemeinte Warnungen von Bekannten | |
gab. In der Stadt war die Rede davon, dass die Ultras Aktionen geplant | |
hätten, um mich zu verhöhnen. Um das Feuer rauszunehmen, habe ich nicht | |
mitgemacht. | |
6 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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