# taz.de -- Taliban–Spionage via Facebook: Den Feind geliked | |
> Australische Soldaten sind mit Hilfe von falschen Facebook-Profilen | |
> attraktiver Frauen auspioniert worden. Die Methode ist nicht neu. | |
Bild: Hinter den Facebook-Profilen adretter Damen, die beim australischen Milit… | |
Taliban nutzen auch soziale Medien, um an relevante Informationen über die | |
Nato-Truppen zu kommen. Wie die Zeitung The Australian am Montag | |
berichtete, setzen sie Fake-Profile gutaussehender Frauen bei Facebook ein | |
und befreunden sich mit Soldaten. Primäres Ziel sei es gewesem auf diesem | |
Weg an Informationen über Stützpunkte und Truppenbewegungen heranzukommen. | |
Die australische Regierung sah sich sogar gezwungen, in ihrem | |
Medienleitfaden für Militärbedienstete vor dieser Gefahr zu warnen. | |
Diese Strategie ist inzwischen gängig: Bereits 2010 soll die Hisbollah mit | |
einer Art digitaler Mata Hari gearbeitet haben. Unter dem Namen „Reut | |
Zukerman“ befreundete sie sich mit über 200 israelischen Soldaten, | |
insbesondere einer Eliteeinheit des militärischen Abschirmdienstes. Diese | |
gaben Reut dann detaillierte Informationen weiter, unter anderem Namen von | |
Soldaten, Geheimcodes und Beschreibungen der Stützpunkte. | |
Als Reaktion darauf hat die israelische Armee eine „Facebook-Einheit“ ins | |
Leben gerufen, um solche Umtriebe zeitnaher zu erkennen. Nicht nur schöne | |
Frauen dienen als Lockvögel, genauso zeitlos ist der Trick, sich hinter | |
einem ranghohen Befehlshaber des Gegners zu verbergen. Ein besonderer Coup | |
ist dem chinesischen Geheimdienst geglückt. Er meldete sich auf Facebook | |
unter der Identität des U.S. Navy Admiral James Stavridis an, dem | |
Top-NATO-Offizier in Europa. | |
Stavridis gilt als äußerst online-affin, er hat unter anderem [1][seine | |
Absicht, den Krieg in Libyen zu beenden via Facebook bekanntgegeben]. Manch | |
einer seiner Mitarbeiter, die er mit seiner Begeisterung für soziale Medien | |
angesteckt hatte, befreundete sich allerdings irrtümlich mit einem der | |
diversen Fake-Profile – wovon eines nachweislich von chinesischen Agenten | |
aufgesetzt worden war. Sie hofften so an persönliche Informationen von | |
Stavridis und anderen Nato-Offiziellen zu kommen. | |
## Infiltierter Rüstungskonzern | |
Ein ähnliches Szenario hat den Verfassungschutz dieses Jahr bewogen, darauf | |
hinzuweisen, wie durch soziale Netzwerke Unternehmen ausspioniert werden | |
können. Wohlweislich, wie ein Fall vom vorherigen Jahr zeigt: damals wurden | |
Rechner eines Zulieferers des amerikanischen Rüstungskonzerns Lockheed | |
Martin infiltriert, nachdem Mitarbeiter Anhänge persönlich gehaltener | |
Emails geöffnet hatten. Die Informationen, die die Mails glaubwürdig | |
gemacht hatten, hatten sich die Angreifer über soziale Netzwerke besorgt. | |
Diese Strategien sind trotz allem sehr arbeitsintesiv: effektiver ist es, | |
direkt auf die Datenbanken zugreifen zu können. US-amerikanische | |
Geheimdienste zum Beispiel verfügen über einen direkten Zugang zum | |
Netzwerk, nachdem sie sich bereits 2005 über Scheinfirmen eingekauft | |
hatten. Wie weit der Einblick als Minderheitseigentümer geht, ist | |
naturgemäß unklar. | |
Die Offenheit der sozialen Netzwerke wird aber von Geheimdiensten nicht nur | |
unter der Oberfläche ausgebeutet, sondern es wird auch offen damit | |
experimentiert. Wie CNN bereits 2008 berichtete, haben US-amerikanische | |
Behörden ein [2][TECH:Netzwerk für Agenten eingerichtet], in dem sie | |
Erkenntnisse und Erfahrungen austauschen können sollen. Das Projekt war ein | |
voller Erfolg. In der Folge sind einige andere Projekte auf den Weg | |
gebracht worden, unter anderem [3][die Intellipedia], eine | |
nachrichtendienstlicher Wikipedia-Verschnitt. | |
12 Sep 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.wired.com/dangerroom/2011/10/nato-libya-war-facebook/ | |
[2] http://articles.cnn.com/2008-09-05/tech/facebook.spies_1_facebook-social-ne… | |
[3] http://en.wikipedia.org/wiki/Intellipedia | |
## AUTOREN | |
Frédéric Valin | |
## TAGS | |
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