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# taz.de -- Neues Webportal für Lehrer: Erstmal besser machen
> Endlich ein erster Schritt, hochwertiges Lehrmaterial digital verfügbar
> zu machen. Der erste Versuch eines Schulbuchverlags nach dem
> Schultrojaner-Ärger.
Bild: Wie man sich eine moderne Lehrerin vorstellt ...
BERLIN taz | Schultrojaner, Content Mafia, Totholzmedienfabrikant – so wird
man als Verleger heute auf Blogs, Twitter oder im face-to-face von
Vertretern der sogenannten Netzgemeinde liebevoll genannt. Aber, wie es
scheint haben die Verlage den „wind of change“ gespürt und die Segel ihrer
scheinbar untergehenden, doch zumindest nicht mehr ganz weißen Segeljacht
geflickt und in den Wind gedreht.
Seiten wie [1][digitale-schulbuecher.de] oder das schnellere
[2][meinunterricht.de] zeigen dies – und erfreuen den modernen, technik
affinen Lehrer von heute. Oder? Das Angebot von MeinUnterricht.de - denn
nur dies funktioniert zur Zeit zumindest schon im Betatest, habe ich mir
näher angesehen. Es will eine schnelle Lösung für den modernen Lehrer
bieten, sieht schick aus, fühlt sich Web2.0-ig an, hat einen Blog, Chat und
wird von einem jungen Team bei [3][k.lab Berlin] gecoded.
Ein YouTube-Video gibt es auch. Dieses schildert uns das Leid einer jungen
Lehrerin, die ihre Unterrichtsvorbereitungen mühevoll am heimischen Rechner
in der digitalen Domäne erstellt, um morgens dann übermüdet in der Schule
anzukommen - natürlich ohne den USB-Stick auf dem die Vorbereitungen zum
ausdrucken gespeichert sind. Wer Lehrer ist, kennt diese Geschichten. Doch
damit ist jetzt Schluß!
## Virtuelle Schreibtische
MeinUnterricht.de bietet die Möglichkeit online im Webbrowser auf bekanntes
und qualitativ hochwertiges, einsatzerprobtes Material der Verlage AOL,
Auer, Persen, Friedrich und Raabe zuzugreifen und auf virtuellen
„Schreibtischen“ einzelne Arbeitsblätter abzulegen und zu ordnen. Dies
geschieht – ganz up to date – in der Cloud und ist angeblich von überall
abruf- und ausdruckbar.
„#omg, ein Web2.0 zum Ausdrucken“, wird der nerdige Kollege nun in sein
Smartphone twittern. Stimmt! Aber: Erst mal besser machen! Die Plattform
gefällt vom Look and Feel und funktioniert im Beta recht stabil,
vorausgesetzt man hat den richtigen Browser im Einsatz und nutzt kein
Tablet oder gar Smartphone, wie es der @tastenspieler gerne tut, denn da
geht noch nicht wirklich viel.
Keine Panik: Bei Problemen gibt es eine Hilfe und einen Chat, der schnell
antwortet oder technische Abhilfe schafft. Bei einem Preis von minimal 10
Euro pro Monat zur Einführung und mit einem bisherigen Angebot für Deutsch,
Mathematik, Physik, Geschichte und Erdkunde ist dies allerdings zu erwarten
und kein Sonderangebot.
## Nicht up-to-date
Dafür sind die Materialien dann aber beliebig und frei wählbar und können -
so angekündigt, zumindest innerhalb der Plattform mit anderen Nutzern
bearbeitet und ausgetauscht werden. Dies ist zum Teil dringend notwendig,
denn up-to-date sind die Materialien medientechnisch gesehen nicht.
Aber Geduld: Editor und Sharing-Funktion sind noch in Planung. Da wird der
Wind in den Segeln dann doch etwas flau, sind dies doch essentielle
Funktionen, die andere Plattformen, wie der seit letzter Woche vom
Internetgiganten Google bereitgestellte „Course Builder“, neben
integrierten Funktionen wie Videohangouts, YouTube, Officeapps und
Speicherplatz mal eben für lau anbietet.
Als @tastenspieler mag man dann auch gar nicht die Sprache auf den iTunesU
Course Manager der Firma Apple bringen, mit dem der moderne Lehrende seinen
Lernenden2.0 mal im Handumdrehen und in hochwertigem Design mit Audio,
Video, Bildern und Dokumenten bepackte Unterrichtseinheiten auf die iPads
und Pods zaubern kann - ebenfalls umsonst.
David gegen Goliath: So ähnlich mutet der Vergleich an, denn honoriert
werden muss, dass hier endlich ein Schritt getan wird, um hochwertige
Materialien digital verfügbar zu machen. Und dass, wie man es dem Autor
versichert hat, „die fehlenden Funktionen“ bald schon nachgeliefert werden.
Auch Lehrer in Deutschland leben in einer digitalen Welt, brauchen dringend
die Möglichkeit hier ihren Unterricht einfach und rechtssicher
vorzubereiten - genau wie zu analogen Zeiten.
Zudem darf man nicht vergessen, dass selbst der moderne Lehrer nicht
unbedingt mit nerdigen Tools herumzaubert, für die man oft HTML-Kenntnisse
benötigt. Er wünscht sich einfach mal gerne seine Materialien legal-digital
auf dem Mobilgerät oder in der Cloud, nebenbei mehr Zeit für den
Latte-Machiatto mit Renato und kein ewiges Copy, Paste und Undo am
Schreibtisch. Geschenkt.
## Lichtjahre von OER entfernt
Von den OER (Open-Educational-Resources), also frei verfügbaren
Bildungsmaterialien, ist ein Verlag und auch eine Plattform wie
MeinUnterricht.de natürlich Lichtjahre entfernt. Mein Lehrer-Kollege
@herrlarbig trifft es in einem Zitat auf twitter: „Wenn Lösungen kommen,
die zukunftsorientiert sind und in digitalen Zusammenhängen funktionieren,
bitte schön. Dann kann es weiter ein friedliches Nebeneinander von (oft
nicht lizensierten und deshalb keine OER seienden) Materialien in
Lehrmaterialforen und Schulbuchverlagen geben.“
Dass David Klett, dem Geschäftsführer von MeinUnterricht.de ernst ist mit
seiner neuen Plattform, zeigt sein Mut, die OER-Crowd auf der Unkonferenz
„OER-Camp“ am vergangenen Wochenende in Bremen zu besuchen und an
Diskussionen teilzunehmen.
Er weiß, dass die Zukunft in online verfügbaren und teilbaren
Lernmaterialien steckt, die kollaborativ (weiter-)entwickelt werden können.
Er weiß auch, dass er einen Weg finden muss, diese anzubieten und trotzdem
zu verdienen. Vom Reden über OER entsteht kein neues Material -
MeinUnterricht.de aber ist ab heute real. Deshalb ist dieses Angebot für
mich ein großer Schritt in Richtung digitale Schultasche. Dafür drücke ich,
trotz langer Wunschliste beide Augen zu, sage Segel setzen und mit offenen
Augen und OERen volle Fahrt voraus! Schiff Ahoi.
19 Sep 2012
## LINKS
[1] http://digitale-schulbuecher.de/
[2] http://www.meinunterricht.de/Home.html
[3] http://klab-berlin.com/Startseite.html
## AUTOREN
André Spang
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