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# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Wahllose Angriffe auf Zivilisten
> Ein Bericht von Amnesty International wirft der Assad-Regierung vor,
> zivile Ziele zu bombardieren. Aber auch die Rebellen agieren in
> Wohngebieten.
Bild: Syrische Rebellen kämpfen weiter um Aleppo.
BEIRUT/BERLIN dapd/taz Mit wahllosen Luftangriffen und großflächigem
Artilleriebeschuss terrorisieren die syrischen Streitkräfte die eigene
Bevölkerung. Das geht aus einem Bericht der Menschenrechtsorganisation
Amnesty International hervor.
Die Angriffe richteten sich nicht gegen oppositionelle Kämpfer oder
militärische Ziele, sondern seien offenbar ausschließlich ein Mittel zur
Bestrafung von Zivilisten, die mit den Aufständischen sympathisierten,
erklärte Amnesty am Mittwoch. Wo sich die Regierungstruppen nach Kämpfen
mit Rebellen zurückziehen, bombardierten sie wahllos die aufgegebenen
Ortschaften.
In den vergangenen Wochen konzentrierten sich die Kämpfe auf die
Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden des Landes. Laut Amnesty wurden aber
auch in anderen Teilen von Nord- und Zentralsyrien Hunderte Zivilisten
getötet oder verletzt, darunter zahlreiche Kinder. „Solche willkürlichen
Angriffe verletzen grundlegende Regeln des humanitären Völkerrechts, da sie
nicht zwischen militärischen Zielen und Zivilisten unterscheiden“, hieß es
in dem Bericht.
Täglich würden Wohngebiete mit ungelenkten Bomben und unpräzisen Granaten
angegriffen, weshalb die Zahl der zivilen Opfer deutlich steige. Die
Menschen seien in ihren Häusern, auf offener Straße oder beim Versuch, sich
vor den Bombardements in Sicherheit zu bringen, getroffen worden.
Manchmal trifft es Orte wie Kan Safra, die als relativ sicher galten. Dort
landete eine Granate hinter einem Haus und riss Löcher in die Außenwände
der umstehenden Gebäude, während die Bewohner im Vorgarten saßen. „Wir
beherbergen unsere Verwandten, die vor der Bombardierung eines anderen
Dorfes geflohen sind“, sagte der Besitzer gegenüber AI. „Wenn die Granate
auf dieser Seite heruntergegangen wäre, wären wir jetzt alle tot. Es ist
nirgendwo mehr sicher. Wo können wir hingehen?“
## Rebellen erobern weiteren Grenzübergang zur Türkei
In anderen Fällen wurden Orte bombardiert, an denen sich viele Menschen
aufhielten: ein belebter Marktplatz, bekannt für seine wöchentlichen
Kundgebungen gegen das Regime, eine lange Schlange vor einer Bäckerei oder
die Umgebung von Krankenhäusern, kurz nachdem dort zahlreiche Verletzte
eingeliefert worden waren.
Die Angaben beruhten auf Erkenntnissen der Amnesty-Krisenbeauftragten
Donatella Rovera, die vom 31. August bis zum 11. September 26 Städte und
Dörfer im Norden Syriens zwischen Idlib und Hama besucht hatte. Bei den
wahllosen Luftangriffen wurden demzufolge 166 Zivilisten – darunter 48
Kinder und 20 Frauen – getötet und Hunderte verletzt. Seit Beginn des
Aufstands gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad vor 18 Monaten
wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens 23.000 Menschen getötet.
Zwar richtete sich die Kritik von Amnesty vor allem gegen die
Regierungstruppen, doch wirft die Organisation auch den Aufständischen
schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Beide Seiten würden von
Wohngebieten aus Angriffe unternehmen und die Zivilbevölkerung damit
erheblichen Gefahren aussetzen, hieß es in dem Bericht.
Unterdessen eroberten die Rebellen einen weiteren Grenzübergang zur Türkei.
Die Aufständischen rissen die syrische Flagge herunter, wie ein Reporter
vor Ort berichtete. Auf der türkischen Seite der Grenze feierten die
Menschen und riefen: „Ich bin ein freier Syrer!“ Noch am Dienstag hatten
Rebellen und Regierungssoldaten heftig um den Grenzübergang Tal Abjad
nördlich der Stadt al-Rakka gekämpft. B.S.
19 Sep 2012
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