# taz.de -- Kommentar Landtagswahl Bayern: Das große Finale | |
> Horst Seehofer ist offiziell Spitzenkandidat der CSU für die Landtagswahl | |
> 2013 – überraschend ist das nicht. Spannend wird der Wahlkampf trotzdem. | |
Daran gezweifelt hatte niemand: Horst Seehofer will noch einmal für das Amt | |
des Ministerpräsidenten [1][in Bayern kandidieren]. Dass Seehofer sich so | |
lange zierte und damit kokettierte, er müsse erst einen Arzt zu Rate ziehen | |
und seine Familie um Erlaubnis fragen, ist als politische Zirkusnummer zu | |
verstehen – und als Disziplinierungsmaßname gegenüber der eigenen Partei. | |
„Ich bin bereit, mit euch gemeinsam in diesen Kampf zu gehen“, sagte | |
Seehofer am Mittwoch auf der CSU-Klausurtagung im oberfränkischen Kloster | |
Banz. Wahre Alternativen zu seiner Person hat die CSU nicht vorzuweisen. | |
Dass Seehofer, einer der machtbesessensten Politiker des Landes, ernsthaft | |
auf diese Herausforderung verzichten würde, stand nie zur Debatte. | |
Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass er mit seinem Gezauder die Partei | |
möglichst eng um sich scharen wollte. Manch einer hatte sich in der | |
Vergangenheit über seinen Wankelmut beklagt, ebenso wie über seinen | |
sprunghaften Regierungsstil. Davon war nun bei der Klausurtagung in Kloster | |
Banz nichts mehr zu spüren. Selbst Erwin Huber, Seehofers Vorgänger im Amt | |
des Parteivorsitzenden, der seinen Misserfolg wohl nie ganz verwunden hat | |
und immer als einer der größten Seehofer-Kritiker galt, lobte dessen | |
positive und starke Rolle. | |
Es ist genau diese Geschlossenheit, die Seehofer für den anstehenden | |
Wahlkampf braucht. Denn trotz der guten Umfragezahlen, die eine von der CSU | |
in Auftrag gegeben Emnid-Umfrage ergab, wird der Landtagswahlkampf 2013 | |
wohl einer der spannendsten, den Bayern in den vergangenen Jahrzehnten | |
erlebt hat. 47 Prozent erreicht die CSU derzeit gemäß der Umfrage. Das | |
Oppositionsbündnis aus SPD, Grünen und Freien Wählern bekäme derzeit nicht | |
genug Stimmen für einen Machtwechsel. Aber bis zur Wahl ist noch ein Jahr | |
Zeit und mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude hat die bayerische | |
SPD den gefährlichsten Herausforderer seit langem. | |
Dass die CSU um ihre Vormachtstellung fürchtet und nicht den Fehler machen | |
will, Ude zu unterschätzen, zeigt auch die Berufung Ilse Aigners von Berlin | |
zurück nach Bayern. Am Samstag hatte die Bundesministerin für Ernährung, | |
Landwirtschaft und Verbraucherschutz angekündigt, die Bundespolitik nach | |
dem Ende der laufenden Legislaturperiode verlassen zu wollen und | |
stattdessen für ein Landtagsmandat zu kandidieren. | |
Damit kann Seehofer gleich dreifach Punkten. Einerseits hat er mit Aigner | |
eine der beliebtesten Politikerinnen seiner Partei für sein Wahlkampfteam | |
gewonnen. Zweitens muss er sich nun nicht mehr vorwerfen lassen, die | |
Frauenförderung innerhalb seiner Partei käme zu kurz. Drittens soll Aigner | |
gezielt in Oberbayern Stimmen einsammeln – sie ist die dortige Vorsitzende | |
des Bezirksverbands. Dort hatten die Christsozialen bei der letzten | |
Landtagswahl mehr als 20 Prozentpunkte verloren. Dass Aigner einmal | |
Seehofers Konkurrentin werden könnte, nimmt er billigend in Kauf und betont | |
deshalb vorausschauend, er habe Aigner trotz des Wechselns nach Bayern | |
keinen Posten und kein Amt versprochen. | |
„Es ist angerichtet für das große Finale“, ließ Seehofer am Rande der | |
CSU-Klausurtagung in Kloster Banz verlauten. Was das für das kommende Jahr | |
bedeutet, ist klar: Seehofer wird auch weiterhin aus Bayern gegen Berlin | |
rebellieren – vor allem gegen den verhassten Länderfinanzausgleich und die | |
Eurorettungspolitik der Kanzlerin. Auch manche inhaltliche Kehrtwende | |
innerhalb der bayerischen Landespolitik ist denkbar, zum Beispiel eine | |
Abschaffung der Studiengebühren. | |
Seehofer wird alles versuchen, um Udes SPD stets eine Nasenlänge voraus zu | |
sein und sich als derjenige Politiker zu profilieren, der sich wirklich und | |
wahrhaftig um die Belange der Menschen in Bayern kümmert, auch wenn seine | |
tatsächliche Politik diesem Diktum ganz klar widerspricht. | |
20 Sep 2012 | |
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[1] /CSU-im-Wahlkampf/!102011/ | |
## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
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Aigner | |
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