# taz.de -- Rechtsextreme gründen neue Partei: Harmloser Name, knallharte Nazis | |
> Die neue Partei „Die Rechte“ hat in Nordrhein-Westfalen ihren ersten | |
> Landesverband. Das Personal kommt aus gerade verbotenen Kameradschaften. | |
Bild: Extremer Ersatz: Statt verbotener Kameradschaften gibt es eine neue Parte… | |
HAMBURG taz | „Die Bewegung braucht keine Partei“, war lange ihr Credo. Das | |
war einmal. Der langjährige Vordenker der Freien Kameradschaften, Christian | |
Worch, und der jüngere Vormacher der Autonomen Nationalisten, Dennis | |
Giemsch, treiben die neue Partei Die Rechte voran. In Nordrhein-Westfalen | |
haben sie den ersten Landesverband gegründet. „Der Name ist nicht so | |
verbrannt, wie der der NPD“, hofft Neonazi Worch. | |
Nur drei Wochen nach dem Verbot ihrer Kameradschaften Nationaler Widerstand | |
Dortmund (NWDO) und Kameradschaft Hamm (KH) haben damit die Autonomen | |
Nationalisten schon eine neue Organisation: In der Thusneldastraße in | |
Dortmund-Dorstfeld soll am Samstag vor einer Woche die Gründung vollzogen | |
worden sein. | |
In dem Stadtteil hatte der NWDO, den Giemsch lenkte, lange Hass verbreitet. | |
In der bundesweiten Neonazi-Szene galten die Dortmunder Autonomen | |
Nationalisten mit ihren schwarzen Klamotten, der professionellen medialen | |
Inszenierung und militanten Aktionen als Avantgarde. | |
Auf der Internetseite von Die Rechte wird nicht verheimlicht, dass dessen | |
Personal aus verbotenen Strukturen kommt. Seit der Gründung ist Giemsch | |
Landesvorsitzender, weitere ehemalige Wortführer aus den Kameradschaften | |
gehören ebenfalls zur Führungsriege. Im Düsseldorfer Innenministerium wird | |
daher nun überprüft, inwieweit mit der Gründung des Verbandes gegen das | |
Verbot, eine „Ersatzorganisation“ zu bilden, verstoßen wurde. | |
## NPD möchte keine Konkurrenz im rechten Lager | |
Eine schwierige Rechtslage, auch weil die Bundespartei schon weit vor dem | |
Verbot entstanden ist. Deren Gründung fand am Pfingstmontag in Hamburg | |
statt. „Der größte Aktivposten der Partei ist ihr Name“, glaubt Bundeschef | |
Worch. Der Clou des Namens sei, so der 56-Jährige, dass man mit dem Verweis | |
auf die Partei Die Linke dem „Normalbürger“ die Angst nehmen könnte, indem | |
gesagt werde: „Wenn es eine Linke gibt, sollte es folgerichtig auch eine | |
Rechte geben.“ | |
Der Logik folgend, erinnert auch das Logo von Die Rechte an Die Linke. | |
Selbst der rote Keil über dem „i“ im Namen wurde übernommen, er zeigt aber | |
nach rechts. „Wir haben das Treffen nicht groß öffentlich ausgerichtet, um | |
Subversionen aus politisch rechten Kreisen entgegenzuwirken“, sagt Worch | |
weiter – vor allem von der NPD. Denn die NPD-Bundesführung um Holger Apfel | |
möchte keine Konkurrenz im rechten Lager entstehen lassen. | |
Lange kämpfte die NPD, um die Deutsche Volksunion (DVU) durch eine Fusion | |
verschwinden zu lassen. Doch aus den Resten der DVU, die gegen die | |
Vereinigung war, kommt jetzt ebenfalls Personal der neuen Partei Die | |
Rechte. Bei der Gründung wählten frühere Mitglieder der DVU und | |
Szeneanhänger ohne Parteivergangenheit nicht nur Worch zum Bundeschef, die | |
frühere DVU-Vorsitzende in Schleswig-Holstein wurde Bundesvize. Auch die | |
Programmatik, so Worch, sei angeblich von der DVU übernommen: Die Rechte | |
sei „weniger radikal als die NPD“, aber „radikaler als die REPs und die | |
Pro-Bewegung“. | |
## Ersatzpartei bei einem möglichen NPD-Verbot? | |
Über die Mitgliederzahl schweigt Worch sich aus. Die Rechte ist nicht seine | |
erste Partei. In Hamburg gründete er 1989 die Nationale Liste (NL) mit, die | |
1995 verboten wurde. Aus der Erfahrung entwarf er das Konzept der Freien | |
Kameradschaften mit, einer Organisationsform ohne offiziellen Rahmen. Schon | |
1978 lief er bei einer Aktion der Hansabande auf. Mit Eselsmasken und | |
Schild „Ich Esel glaub noch, dass in deutschen KZs Juden vergast wurden“ | |
marschierten die Neonazis in Hamburg auf. | |
„Ich würde nicht davon ausgehen, dass meine Biografie alleine einen Zulauf | |
zur Partei verhindert“, sagt Worch. „Die einschlägige Vita ist für die | |
Partei sehr wohl ein großer Negativposten“, sagt dagegen der Düsseldorfer | |
Rechtsextremismusforscher Fabian Virchow. Inwieweit bei einem NPD-Verbot | |
Die Rechte als Ersatzpartei dienen könnte, sei fraglich. „Die persönlichen | |
Gräben sind sehr tief“, sagt Virchow. | |
Der Eintritt der Autonomen Nationalisten widerlege aber eine Einschätzung | |
der Sicherheitsbehörden, so Virchow: „Ein Verbot hat nicht die Folge, dass | |
in den Untergrund gegangen wird.“ | |
24 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Neonazis | |
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