| # taz.de -- Kommentar Rassistische Kontrollen: Die Hautfarbe macht verdächtig | |
| > Menschen sollten und dürfen nicht aufgrund ihrer Hautfarbe | |
| > unterschiedlich behandelt werden. Die rassistischen Kontrolllregelungen | |
| > gehören abgeschafft. | |
| Bild: Die Polizei bei einer Übung in Rostock. In Bezug auf „Racial Profiling… | |
| Sieht man es Menschen an, ob sie mit höherer Wahrscheinlichkeit eine | |
| Straftat begehen als andere? Die Antwort lautet: ja. | |
| Das ist so lange der Fall, wie es rassistische Gesetze gibt, gegen die nur | |
| Ausländer verstoßen können. Im März entschied ein Koblenzer Gericht, dass | |
| es rechtens sei, wenn Polizisten Menschen kontrollieren, weil sie | |
| dunkelhäutig sind. | |
| Das Urteil hat viel Empörung auslöst. Doch die Kritik setzt an der falschen | |
| Stelle an: Denn wer rassistische Gesetze erlässt, braucht eben rassistische | |
| Maßnahmen, um sie durchzusetzen. | |
| Am Wochenende demonstrierten in Berlin fast 6.000 Menschen, darunter viele | |
| Geduldete und Asylbewerber. Es war die größte Flüchtlingsdemo in | |
| Deutschland überhaupt. | |
| Entladen hatte sich ihr Frust darüber, systematisch als Menschen zweiter | |
| Klasse behandelt zu werden – etwa durch Arbeitsverbote und Residenzpflicht. | |
| Und wer nicht arbeiten darf, der wird in informelle – und illegale – | |
| Beschäftigung gedrängt. So führen polizeiliche Kontrollen in diesem Bereich | |
| ganz regelmäßig zu höheren „Trefferquoten“ bei Nichtdeutschen. | |
| Dies fließt in die Kriminalstatistik ein, schürt das Bild des „kriminellen | |
| Ausländers“ – und verstärkt Forderungen nach noch mehr Kontrollen. | |
| Gleiches gilt für für die Residenzpflicht. Die wird als einer der | |
| Hauptgründe für die Kontrollen dunkelhäutiger Menschen genannt. Dem Topos | |
| des „kriminellen Ausländers“ wird legislativ der Boden bereitet, die | |
| Polizeipraxis sorgt für seine Verfestigung. | |
| Die Kontrollpraxis als solche ist dabei ein Nebenkriegsschauplatz. Der | |
| Ausweg muss lauten: Wer hier ist, soll gleiche Rechte haben. Dann braucht | |
| es auch keine selektive Kontrollpraxis mehr, die sich am „ausländischen“ | |
| Äußeren festmacht. | |
| 14 Oct 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
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