# taz.de -- CSU-Parteitag: Ein König und vier Thronfolger | |
> Auf dem CSU-Parteitag kündigt Parteichef Horst Seehofer seinen Rückzug | |
> an. Die Nachfolge will er selbstredend selber regeln. Ex-Minister zu | |
> Guttenberg ist dafür kein Kandidat. | |
Bild: Der dreifache Seehofer. | |
MÜNCHEN dpa | Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will sich im | |
Herbst 2018 aus der Spitzenpolitik verabschieden und bis dahin seine | |
Nachfolge selbst regeln. Seehofer gab am Samstag nach dem Ende des | |
CSU-Parteitags den Startschuss für einen Wettlauf von vier nunmehr quasi | |
offiziellen Kandidaten und einem fünften „Joker“. | |
Er wolle in einer „bayerischen Welturaufführung“ den Übergang organisch | |
gestalten, sagte Seehofer. Für die bevorstehenden Bundes- und | |
Landtagswahlen 2013 schwor der Parteichef die Delegierten angesichts guter | |
Umfragewerte auf altbekanntes Selbstbewusstsein ein: „Diese CSU ist | |
bärenstark, sie ist wieder da.“ Gleichzeitig warnte er vor Überheblichkeit. | |
Seehofer geht bereits jetzt davon aus, dass er die Landtagswahl in knapp | |
einem Jahr gewinnt. Es gebe eine „riesige Chance, dass das Jahr 2013 zu | |
einem der erfolgreichsten unserer Geschichte wird“. Der Nachfolger oder die | |
Nachfolgerin soll dann als CSU-Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2018 | |
ziehen. | |
Seehofer sprach von vier möglichen Nachfolgern. Dabei handelt es sich um | |
Bundesagrarministerin Ilse Aigner, Finanzminister Markus Söder, | |
Sozialministerin Christine Haderthauer und Innenminister Joachim Herrmann. | |
Der Joker auf Platz fünf sei offen und könne wechseln. Bislang hat noch nie | |
ein Ministerpräsident selbst eine solche Liste von Nachfolgekandidaten | |
genannt. | |
## „Maßgebliche Arbeit“ für Guttenberg | |
Nicht auf Seehofers offizieller Liste steht der frühere | |
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, den der CSU-Chef nach der | |
Bayern-Wahl 2013 reaktivieren will. Seehofer bekräftigte am Rande des | |
Parteitags seine frühere Aussage, Guttenberg zurückholen zu wollen. „Nach | |
der Wahl werde ich mich darum bemühen“, sagte er. | |
Der über die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit gestürzte Guttenberg | |
solle eine „maßgebliche“ Aufgabe übernehmen. Auf dem Parteitag wurde | |
umgehend spekuliert, Guttenberg solle bei der Europawahl 2014 auf der | |
CSU-Liste antreten. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, sagte | |
Seehofer. | |
Als Vorbild für eine geregelte Nachfolge nannte Seehofer Sachsen-Anhalt, wo | |
2011 der frühere Ministerpräsident Wolfgang Böhmer vom heutigen | |
Regierungschef Reiner Haseloff beerbt wurde. In der CSU allerdings ist seit | |
Jahrzehnten der ungeregelte Machtkampf die Norm. Seehofer selbst hatte sich | |
2008 gegen mehrere Konkurrenten durchgesetzt – und das, obwohl er | |
eigentlich nur CSU-Vorsitzender werden wollte und nicht auch noch | |
bayerischer Regierungschef. | |
## 48 Prozent Zustimmung in Bayern | |
Im nächsten Jahr will Seehofer die Eröffnung der Wahlkämpfe so weit wie | |
möglich hinausschieben. „Wahlkampf können wir im August nächsten Jahres | |
auch noch führen, da haben wir noch genug Zeit dafür.“ Seehofer will sich | |
erst zwischen Mai und Juli 2013 auf einem aufwendigen „Konvent“ nach | |
US-Vorbild zum CSU-Spitzenkandidaten ausrufen lassen. | |
In jüngsten Umfragen lag die CSU im Land bei 48 Prozent. Bei einer | |
Bundestagswahl wären es nach einer von der Partei nicht veröffentlichten | |
internen Umfrage sogar zwei Punkte mehr. | |
In seiner Parteitagsrede vermied Seehofer Angriffe auf die politische | |
Konkurrenz weitgehend – abgesehen von Seitenhieben auf die SPD und ihren | |
designierten Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. „Steinbrück ist kein | |
Macher, sondern ein Schuldenmacher“, spottete Seehofer. | |
In drei Jahren als Regierungschef in Nordrhein-Westfalen habe Steinbrück | |
mehr Schulden gemacht als Bayern in 60 Jahren. Seinen bayerischen | |
Herausforderer Christian Ude würdigte der CSU-Chef keines Wortes. | |
Stattdessen beschwor Seehofer die eigene Stärke: „Wer Bayern liebt, muss | |
für die CSU sein.“ | |
## Altersarmut im Mittelpunkt | |
Inhaltlich standen am zweiten Tag des Treffens in der Münchner Messe die | |
Vorschläge der CSU zur Bekämpfung der Altersarmut im Mittelpunkt. Mütter | |
und pflegende Angehörige sollen höhere Rentenansprüche bekommen. Konkret | |
will die CSU Erziehungszeiten für Kinder, die vor 1992 geboren wurden, | |
stärker berücksichtigen. | |
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) forderte bei seinem Gastauftritt | |
ein Ende des Berliner Dauerkrachs von Union und FDP: „Wenn wir sagen | |
wollen, diese Koalition muss auch in den nächsten Jahren Deutschland | |
führen, dann müssen die Reibereien und internen Diskussionen aufhören.“ | |
Kauder sprach sich klar für eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition | |
aus. | |
Dagegen sah CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt eine frühzeitige | |
Aussage skeptisch. Erste und wichtigste Aufgabe sei, ein optimales | |
Wahlergebnis für die CSU zu erreichen, sagte sie der dpa. „Im Übrigen | |
stellen sich Fragen nach einer Koalition erst nach der Wahl.“ Mit der FDP | |
gebe es aber die meisten Gemeinsamkeiten. | |
21 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
C. Hoefer | |
S. Meyer | |
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