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# taz.de -- Protest gegen Kita-Mitarbeiterin: Eltern gegen Erzieherin
> Eltern in Lüneburg rufen zum Warnstreik gegen eine Kita-Angestellte mit
> rechten Verstrickungen auf. Die Kinder bringen sie während des Streiks
> woanders unter.
Bild: Hier gehen am Dienstag nur wenige Kinder hin: Eltern haben beschlossen, d…
LÜNEBURG taz | Die Erzieherinnen im Kindergarten Marienplatz in Lüneburg
werden am Dienstag nicht viel zu tun haben. Denn die meisten ihrer
Schützlinge werden nicht kommen. Seit sieben Uhr hat die Initiative „Eltern
gegen Rechts“ zum „Warnstreik gegen die rechte Erzieherin“ aufgerufen. Der
Anlass: Die mögliche Rückkehr von Birkhild T. „Wir wollen nicht, dass diese
Erzieherin Kinder betreut“, sagt ein Vater. Sein Sohn geht in diese Kita,
seine Tochter soll bald.
Am Montag hatte die Initiative zu einem Pressegespräch geladen. „Wir sind
sehr besorgt, dass Frau T. unsere Kinder betreuen könnte“, sagt die Mutter
einer vierjährigen Tochter. Die Initiative vertritt 40 der 60 Kinder der
Einrichtung. „Diese Nachricht hat mich enorm verschreckt“, sagt auch der
Vater eines vierjährigen Jungen.
Die besorgniserregende Nachricht von der die Eltern sprechen, war das
Urteil des Arbeitsgerichts Lüneburg. Aus der Presse erfuhren die Eltern,
dass das Gericht am 10. Oktober entschieden hat, dass die Erzieherin in
einem Kindergarten arbeiten darf.
„Ich war geschockt. Als ich meine Tochter anmeldete, fragte ich extra ob
Frau T. wiederkommt. Nein hieß es damals“, sagt eine Mutter. Aus Sorge, von
Rechtsextremen bedroht zu werden, bitten die Eltern anonym zu bleiben. „Ich
habe Angst“, sagt ein Vater. Andere nicken zustimmend.
Im August 2010 hatte die taz die rechten Verbindungen Birkhild T.s
aufgedeckt. In der Kita war sie nach mehrfacher Mutterschaft erst seit
wenigen Tagen beschäftigt. Die sechsfache Mutter ist mit einem
NPD-Funktionär aus Mecklenburg verheiratet. Eine Aussteigerin sagte der
taz, dass T. bei einer rechten Frauengruppe mitwirkte. Nach dieser
Veröffentlichung suspendierte die Stadt T., sie selbst meldete sich krank.
Einer Versetzung stimmte sie nicht zu, was zu dem Rechtsstreit führte.
Im Gespräch sagen die Eltern, dass sie einer Frau „nicht vertrauen“, die
die eigenen Kinder zu der mittlerweile verbotenen „Heimattreuen Deutschen
Jugend“ (HDJ) schickte und zur NPD ließ. Vertrauen ist das Wort, das immer
wieder fällt. Es ist weg.
Die Eltern können auch die Urteilsbegründung nicht nachvollziehen, dass es
„auf die politische Gesinnung ihres Ehemannes“ für die Entscheidung nicht
ankam. „Uns geht es um die Frau. Wir halten sie für eine politische Frau,
die genau weiß, was sie tut“, sagt ein Vater. „Bei jemandem, der seine
Kinder zur HDJ lässt, sie im nationalsozialistischen Geiste erziehen will,
kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mit Leidenschaft die demokratischen
Werte, gar die antirassistische Ausrichtung des Kindertagesstättengesetzes
vermittelt“, sagt er. „Man weiß doch nicht, was sie mit den Kindern macht,
wie sie mit Kindern mit Migrationshintergrund umgeht, wenn sie alleine
ist“, sagt eine Mutter. Schon jetzt sei die vertrauensvolle Atmosphäre in
der Einrichtung dahin. „Die Erzieherinnen dürfen nicht über T. reden.
Dieses Tabu belastet alle“, sagt ein Vater.
Den Streik hat die Initiative gut vorbereitet: Ab sieben Uhr hat sie eine
andere Betreuung, den Haftpflichtschutz und Bio-Verpflegung organisiert.
„Es ist ein symbolischer Akt mit dem wir die Stadt ermuntern wollen,
weiterhin zu versuchen, dass Frau T. keine Kinder betreut“, sagt ein Vater.
„In keiner Einrichtung“, schiebt eine Mutter nach.
31 Oct 2012
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Erzieherinnen
Lüneburg
Studium
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