# taz.de -- Abgabe auf Einweg-Verpackungen: Abfall to go | |
> Hannover will Verschmutzung der Innenstadt mit einer Steuer auf | |
> Kaffeebecher und Pizzakartons bekämpfen. Bremen denkt über eine Steuer | |
> für Plastiktüten nach. Hamburg hält von der Idee nichts | |
Bild: Problem mit massenhaftem to-go-Müll: Manche Stadt im Norden denkt über … | |
HAMBURG taz | Hannover geht’s dreckig. Vor allem in der Innenstadt ist die | |
wachsende Menge an Fast-Food-Müll zum Ärgernis geworden. Jetzt debattiert | |
der Stadtrat darüber, wie die Flut an Pizzakartons, Kaffeebechern aus | |
Styropor und Essschälchen aus Aluminium eingedämmt werden könnte. Mit einer | |
kommunalen Sonderabgabe auf Verpackungsmüll soll dieser verteuert und | |
möglichst vermieden werden. | |
Dass immer mehr Einwegverpackungen „in der Innenstadt herumfliegen“, | |
bestätigte Thomas Reuter, Vize-Chef des kommunalen Abfallentsorgers Aha, am | |
Montag in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ). Deshalb könne er | |
sich eine solche Umlage vorstellen: „Wir unterstützen jede Idee, die zum | |
einen die Straßen sauber hält und zum anderen die Leute zum Nachdenken | |
bringt“, so Reuter in der HAZ. | |
Die Sonderabgabe in noch ungeklärter Höhe sollen Fast-Food-Läden wie | |
McDonald’s oder Burger King, aber auch Coffeeshops dafür entrichten, dass | |
ihre To-go-Verpackungen nur selten in Wertstoffcontainern landen, sondern | |
zumeist ungetrennt in herkömmlichen Mülleimern, auf der Straße oder im | |
Park. Die Einnahmen sollten zweckgebunden den Entsorgern zukommen, die | |
damit mehr Abfalleimer, mehr Leerungen und mehr Personal finanzieren | |
könnten. | |
Nach Einschätzung der Hamburger Stadtreinigung ist das Problem „nicht | |
flächendeckend“. Das gebe es vor allem „regional und saisonal“, sagt | |
Sprecher Andree Möller. Wo es in der Innenstadt oder auf St. Pauli viele | |
Coffeeshops und Würstchenbuden gebe, falle auch mehr Verpackungsmüll an. | |
Die zweite Ursache seien Veranstaltungen wie Dom, Hafengeburtstag oder | |
Alstervergnügen, wo bergeweise Müll produziert wird. „Allein beim | |
Schlagermove im Juli waren es an die 18 Tonnen“, sagt Möller. Für dessen | |
Entsorgung müssten die Veranstalter aber gesondert bezahlen. Ob das als | |
Lösung für den Alltag tauge, bezweifelt Möller: „Müll vermeiden, ist immer | |
der beste Weg.“ | |
Die Einführung einer Umweltsteuer zumindest auf Plastiktüten wird derzeit | |
in Bremen erwogen. Dies könne nach Ansicht des rot-grünen Senats ein | |
„wirksames Mittel“ sein, um die Menge der umweltschädlichen Einwegtüten | |
einzudämmen. Da es aber um Bundesrecht gehe, solle der grüne Umweltsenator | |
Joachim Lohse bei der anstehenden Novelle der Verpackungsverordnung „darauf | |
hinwirken“, dass „geeignete Regelungen“ geschaffen werden. Auch in der | |
Hamburger Bürgerschaft steht ein ähnlicher Vorstoß der Grünen im Januar auf | |
der Tagesordnung des Umweltausschusses. Nach einer Studie der EU-Kommission | |
sei ein Verbot von Plastiktüten „rechtlich bedenklich“, eine Zwangsabgabe | |
für Kunden aber nicht – das könnte auch das Mittel gegen herumliegende | |
Kaffeebecher sein. | |
Auch in der Hamburger Umweltbehörde wird auf die Regelungskompetenz des | |
Bundes durch Änderung der Verpackungsverordnung verwiesen. Eine kommunale | |
Sonderabgabe im Stadtstaat sei „nicht sinnvoll“, so Behördensprecher Frank | |
Krippner. Immerhin könnte ein Preisaufschlag „ja auch zu | |
Wettbewerbsnachteilen führen“. | |
„Einweg-Wegwerfartikel sind besonders in innerstädtischen Bereichen mit | |
hoher Frequenz an Menschen ein Ärgernis“, findet hingegen Alexander | |
Porschke, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Hamburg. „Sicher | |
müssten diejenigen, die die Produkte in Umlauf bringen, stärker in die | |
Pflicht genommen werden“, so Porschke. | |
Immerhin hat der Hamburger Senat „ein sauberes Stadtbild zum Schwerpunkt“ | |
seiner Tätigkeit erklärt. Das versicherte er kürzlich auf eine CDU-Anfrage, | |
in der Maßnahmen gegen die Vermüllung der Grünflächen an der Außenalster | |
nach sommerlichen Grill-Wochenenden eingefordert wurden. Zwar werde mit | |
Nachdruck an dem Thema gearbeitet, jedoch sei „die Erarbeitung eines | |
Konzeptes noch nicht abgeschlossen“. | |
5 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Umwelt | |
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