# taz.de -- SPD plant für Fall des Wahlsiegs: Bessere Integration mit Doris | |
> Altkanzlergattin Doris Schröder-Köpf soll bei einem SPD-Wahlsieg in | |
> Niedersachsen Integrationsbeauftragte werden und die Politik kritisch | |
> begleiten - das Amt hat die aktuelle Integrationsministerin einst | |
> gestrichen. | |
Bild: Niedersachsens SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil (l.) will sie zur Integra… | |
Die Sensation zum Schluss: Niedersachsens SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil | |
will Doris Schröder-Köpf, erstmals Landtagskandidatin, zur | |
Integrationsbeauftragten machen. Dass die Altkanzlergattin nach einem | |
SPD-Landtagswahlsieg im Januar mehr werden könnte als eine einfache | |
Abgeordnete, wurde seit Bekanntwerden ihrer Kandidatur spekuliert. Als | |
Ministerin hat Weil sie dann aber nicht in sein Schattenkabinett berufen. | |
Am Donnerstag präsentierte er sie als Integrationsbeauftragte. | |
Damit will Weil rückgängig machen, was Integrationsministerin Aygül Özkan | |
(CDU) erst vergangenes Jahr abschaffte: Da hat sie das Amt gestrichen, | |
stattdessen einen Integrationsbeirat eingerichtet. Der tagt zwei Mal im | |
Jahr, den Vorsitz hat die Ministerin selbst. MigrantInnen sollen dort ihre | |
„Impulse“ „direkt“ an die schwarz-gelbe Landesregierung geben, statt | |
„gefiltert“ durch die Person der Beauftragten. Für Migrantenverbände ein | |
„Rückschlag“, für die Opposition „Placebo-Veranstaltungen“. | |
Weils Integrationsbeauftragte dagegen soll ressortübergreifend arbeiten, an | |
die Staatskanzlei statt wie einst an das Sozialministerium angebunden | |
werden und „Integration zur Chefsache“ machen. „Kritisch“ soll die | |
Beauftragte die Arbeit der Landesregierung im Ehrenamt neben dem | |
Landtagsmandat begleiten, zugleich Vorsitzende der Härtefallkommission | |
werden. Die leitet derzeit Martina Schaffer, eine Beamtin von Innenminister | |
Uwe Schünemann (CDU). Weil zu selten nach humanitären Aspekten über | |
Abschiebungen entschieden wird, sorgt sie immer wieder für heftige | |
Kontroversen. | |
Muslimen kündigte Weil zudem einen Staatsvertrag an, ähnlich wie er in | |
Hamburg jüngst abgeschlossen wurde. „Ich bin bereit“, erklärte er. Das | |
hatte einst schon Ex-Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) in Aussicht | |
gestellt. Unter Nachfolger David McAllister (ebenfalls CDU) will man davon | |
nichts mehr wissen: Integrationsministerin Özkan sieht keinen Bedarf, | |
verweist auf Einzelverordnungen. | |
Dass dennoch Bedarf an einer Regelung der Beziehung zwischen Land und | |
Muslimen besteht, betonte unterdessen Firouz Vladi, Vorstandsmitglied des | |
Moscheeverbands Schura und bei Schröder-Köpfs Vorstellung quasi als | |
Kronzeuge dabei. Nicht zuletzt die Kopftuch-Frage könne beim ab 2013/14 | |
geplanten islamischen Religionsunterricht zum Problem werden: Während des | |
Unterrichts sollen Lehrerinnen Kopftuch tragen dürfen, außerhalb des | |
Klassenzimmers und in Pausen aber nicht. „Das ist ein Spagat, den man | |
niemand zumuten kann“, so Vladi. | |
Schröder-Köpf, die Weil als „Gesicht einer offensiven Integrationspolitik“ | |
sieht, erklärte sogleich, sie habe kein Problem mit Kopftüchern: „Mir ist | |
wichtig, was im Kopf drin ist, nicht was drauf ist.“ Sie kündigte an, auch | |
in der bundespolitischen Diskussion Stimme bei Integrationsfragen sein zu | |
wollen. „Wenn Niedersachsen in diesem Bereich auffällt, dann nur mit | |
Abschiebefällen.“ Nacht-und-Nebel-Abschiebungen werde es mit ihr nicht mehr | |
geben, dafür werde sie auch „Reibereien“ mit einem künftigen Innenminister | |
riskieren. Weil hob an Schröder-Köpf vor allem ihre „innere Unabhängigkeit… | |
hervor, ihr „Wort, das Gewicht hat“, gerade wegen ihrer Bekanntheit. „Die | |
Reduzierung auf den mittleren ihrer drei Namen halte ich für untertrieben“, | |
sagte er. | |
Die CDU nennt es indes „unfassbar“, dass die SPD nicht eine Person mit | |
eigener Migrationsgeschichte im Schattenkabinett hat. Integrationspolitik | |
werde mit Schröder-Köpf zur „Show-Veranstaltung mit einem politischen | |
C-Promi“. Weil hält dagegen, er suche die „richtigen Leute für die | |
richtigen Ressorts, unabhängig von ihrer Herkunft“. | |
15 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
## TAGS | |
Wahlkampf | |
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