# taz.de -- dapd Insolvenz und der Investor: Einer gewinnt immer | |
> Die insolvente Nachrichtenagentur dapd kämpft um den Vertrag mit | |
> Associated Press, dabei könnte die Kündigung der Lizenzvereinbarung dem | |
> Investor recht sein. | |
Bild: Peter Löw ist Aufsichtsratsvorsitzender der dapd. | |
In der Welt von Peter Löw gibt es genau zwei Sorten von Menschen: Gewinner | |
und Verlierer. Das seien nun einmal die Spielregeln der Wirtschaft, die nur | |
an einem Ort außer Kraft gesetzt würden: bei seiner Investmentfirma BluO. | |
„Hier gibt es nur Gewinner.“ | |
So steht es auf der Website des Unternehmens. Der Satz schließt alle ein: | |
den, der eine Firma an BluO veräußert, den Abnehmer des dann | |
restrukturierten Unternehmens und – natürlich – auch die Mitarbeiter der | |
von BluO kernsanierten Firma. | |
Auf diese Sicht Löws werden die dapd-Angestellten vermutlich kaum mit | |
Galgenhumor reagieren können. Rund 300 Mitarbeiter haben die | |
Nachrichtenagentur-Investoren Löw und Martin Vorderwülbecke, der auch an | |
BluO beteiligt ist, Anfang Oktober ins Insolvenzverfahren geschickt. | |
100 sollten laut dem Restrukturierungsplan von Insolvenzgeschäftsführer | |
Wolf von der Fecht ab Dezember arbeitslos sein. Immerhin, 200 Gewinner | |
bleiben, dürfte das Fazit aus Löws Perpsektive sein. Doch seit die | |
US-Agentur Associated Press (AP) den Exklusivvertrag mit dapd aufkündigte | |
und gleichzeitig bekanntgab, ab 2013 mit der Deutschen Presse Agentur (dpa) | |
zusammenarbeiten zu wollen, steht von der Fechts sowieso schon von Insidern | |
als nicht umsetzbar bezeichneter Plan auf der Kippe. | |
## Hunderttausende Euro für AP | |
Doch warum zahlte dapd die Lizenzgebühren nicht? Aktuell übernimmt die | |
Bundesagentur für Arbeit das Gehalt für die fast 300 dapd-Mitarbeiter. | |
Allein dadurch dürfte das Unternehmen mehr als eine Million Euro pro Monat | |
sparen. Nicht genug um die AP-Lizenz zu halten, die laut taz-Informationen | |
ein paar Hundertausend Euro monatlich kostet? | |
Andere Frage: Hätte dapd die AP-Lizenz um jeden Preis halten wollen, hätte | |
nicht ein anderer Gläubiger erst einmal vertröstet werden können? | |
Stattdessen beglich dapd die AP-Rechnungen nicht. Eine Steilvorlage für die | |
New Yorker Agentur den Vertrag mit dapd aufzulösen. Eine ganz bewusst | |
gespielte Steilvorlage? | |
Ein Sprecher der insolventen dapd-Teile weist diesen Vorsatz zurück: Man | |
habe sehr schnell Gespräche mit AP aufgenommen, um die Modalitäten der | |
Zahlung zu klären. „Die Kündigung hat uns dann rechts überholt.“ Die | |
Kündigung wurde von dapd mittlerweile zurückgewiesen. Von der Fecht sieht | |
weder die Insolvenz noch den Zahlungsverzug als hinreichenden Grund für | |
eine Vertragsauflösung. | |
Doch die Kündigung könnte einen wieder zum Gewinner machen: Löw. Bei dapd | |
entledigt sich der 52-Jährige gerade aller schwer lastenden Kostenfaktoren: | |
erst der acht GmbH’s mit ihrem unprofitablen Nachrichtengeschäft und den | |
teuren Mitarbeitern, dann der AP-Lizenz, für die noch zwölf Jahre hätte | |
bezahlt werden sollen und für die Löws Holding womöglich hätte haften | |
müssen. Damit geht allerdings auch fast alles verloren, was der Agentur | |
dapd eine Zukunft hätte geben können. | |
## Nachrichten in Mercedes-Autos | |
Löw dagegen bleibt der profitable Rest in der nicht insolventen Holding: | |
Das Fotogeschäft von ddp-images etwa oder der Deal mit der Daimler AG über | |
die Versorgung von 2,5 Millionen Mercedes-Fahrzeugen mit | |
Nachrichtensystemen, „der größte Agentur-Deal in Deutschland aller Zeiten�… | |
rühmte sich Löw in seiner Rede auf dem dapd-Sommerfest im August. | |
Der Vertrag gilt für 20 Jahre. Für die Umsetzung der Einspeisung ist die | |
Airmotion GmbH zuständig. Auch eine Tochter der einst dapd media holding AG | |
genannten und kürzlich in HQTA AG umbenannten Muttergesellschaft. Löw | |
gewinnt. Immer. Mit einer früheren Firma kaufte er einst den | |
Kinderwagenhersteller Teutonia auf, für 100.000 Euro. Keine drei Jahre | |
später veräußerte er das Unternehmen wieder, für zehn Millionen Euro. | |
„Faire Profite“ nennt seine aktuelle Firma BluO sowas. | |
22 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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