| # taz.de -- Burschenschaften: Schlagender Staatssekretär | |
| > Sozialstaatssekretär Michael Büge (CDU) gerät wegen seiner Mitgliedschaft | |
| > in einer rechten Burschenschaft stark in die Kritik. Die Opposition | |
| > fordert ein Ende dieses "gruseligen" Engagements. | |
| Bild: Auch ein CDU-Mann, der sich unter Burschis wohlfühlt: Altbundeskanzler H… | |
| Die Ansage war unmissverständlich: Burschenschaften seien in Berlin | |
| „unerwünscht“, sagte Bildungsstaatssekretär Knut Nevermann (SPD) vor zwei | |
| Wochen im Wissenschaftsausschuss. Er bezog sich auf den jüngsten Auftritt | |
| uniformierter Burschenschaftler auf einer Abschlussfeier der Freien | |
| Universität. Da wusste Nevermann offenbar noch nicht, dass auch einer | |
| seiner Kollegen Mitglied einer fraglichen Studentenverbindung ist: Michael | |
| Büge, Staatssekretär von Sozialsenator Mario Czaja (beide CDU). | |
| Auf Fotos im Internet sieht man Büge, der auch Kreisvorsitzender der | |
| Neuköllner CDU ist, in voller „Couleur“: mit orangefarbener Mütze und | |
| gestreiftem „Burschenband“ über dem Hemd. Seit 1989 ist Büge nach eigenen | |
| Angaben Mitglied der Burschenschaft Gothia mit Sitz in Steglitz-Zehlendorf, | |
| heute als „Alter Herr“. Erst am letzten Mittwoch hielt Büge dort einen | |
| Vortrag zur „demografischen Entwicklung“. | |
| Ein harmloses Thema. Nur: Der Gothia wird auch eine Offenheit nach weit | |
| rechts außen nachgesagt. Die Verbindung pflegt noch Mensur-Fechtkämpfe und | |
| wird auf einer Mitgliederliste der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ | |
| geführt. Der Dachverband, sagt FU-Historiker Wolfgang Wippermann, sei | |
| „weitgehend rechtsradikal“. Die Gemeinschaft vertrete ein | |
| nationalistisches, völkisches Weltbild. Ihre Mitglieder müssen | |
| „Deutschstämmigkeit“ nachweisen. Auch die Gothia selbst, so Wippermann, sei | |
| politisch „unangenehm aufgefallen“. | |
| Vor Jahren referierte dort der heute inhaftierte Rechtsextremist Horst | |
| Mahler. Auch aktuell wirbt die Gruppe mit dem Slogan „politisch unkorrekt | |
| seit 1877“. In ihren Stellungnahmen ätzt sie gegen „Multikulti-Eliten“. … | |
| nächster Referent ihres „Burschenschaftlichen Abends“ ist ein Redakteur der | |
| rechten Jungen Freiheit geladen. | |
| Dass auch Büge bei der Gothia mitmischt, wird von der Opposition | |
| kritisiert. „Gruselig“, nennt die Grüne Clara Herrmann dessen dortiges | |
| Engagement. In seiner Position als Staatssekretär solle sich Büge nicht in | |
| Kreisen aufhalten, bei denen Zweifel an der Verfassungstreue bestünden. „Er | |
| sollte sein Demokratieverständnis überprüfen“, so Herrmann. Auch | |
| Linken-Fraktionschef Udo Wolf spricht von einer „ausgesprochen unpassenden“ | |
| Mitgliedschaft Büges. Senator Czaja müsse sich fragen lassen, ob er | |
| Menschen beschäftigen wolle, die sich in „Braunzonen“ bewegten. | |
| Büge weist die Vorwürfe von sich. Seine Gothia-Mitgliedschaft sei | |
| Privatsache und stehe in keinem Zusammenhang mit seiner | |
| Staatssekretärstätigkeit, sagte er der taz. „Selbstverständlich distanziere | |
| ich mich von jeglichem rechtsextremen Gedankengut. Auch innerhalb meiner | |
| Verbindung wird solches Gedankengut nicht akzeptiert.“ | |
| Büge verweist auf eine Petition, die er im Frühjahr unterschrieben habe: | |
| Darin verwehren sich die Unterzeichner gegen einen rechtsextremen | |
| „Schriftleiter“ der Burschenschaftlichen Blätter, dem Zentralorgan der | |
| Bünde. Der hatte die Hinrichtung des NS-Widerstandskämpfers Dietrich | |
| Bonhoeffer gerechtfertigt – und wurde am Wochenende auf einem Treffen | |
| deutscher Burschenschaftler in Stuttgart abgewählt. Eine Abkehr von der | |
| ultrakonservativen Ausrichtung, wie von liberalen Bünden gefordert, | |
| erfolgte nicht. | |
| Den Grünen reicht Büges Distanzierung nicht. Herrmann fordert ihn auf, die | |
| Burschenschaft zu verlassen – oder sein Staatssekretärsamt niederzulegen. | |
| 26 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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