# taz.de -- 25. European Film Award: Europäer, geht ins Kino! | |
> Beim 25. European Film Award in Malta siegen die Liebe und das | |
> USA-Bashing. Alle Filme hätten die namenlose Silberstatuette verdient. | |
Bild: Helen Mirren (u. l.) und Michael Gambon (u. m.) feiern Mirren (o. r.) –… | |
Diese USA! Sogar bei Abwesenheit sind sie präsent: Bei der Verleihung des | |
25. Europäischen Filmpreises (EFA) am Samstag auf Malta wurde man nicht | |
müde, zu betonen, wie schnurzegal das genuine Popcornkino einem als | |
EuropäerIn ist. „Welcome to the 25th European Film Award!“, rief | |
Moderatorin Anke Engelke in den pittoresken Rittersaal hinein, „or as the | |
Americans call it: The what?“ | |
Sie hatte damit den Nagel auf den Kopf getroffen: Das Problem an der vor 25 | |
Jahren unter anderen von Wim Wenders ins Leben gerufenen Europäischen | |
Filmakademie ist kein qualitatives. Es ist die von jeher mangelnde | |
Aufmerksamkeit. | |
Zum einen mag das an der viel beschworenen Globalisierung liegen und dem | |
damit verknüpften Fokus auf das Mainstreamkino aus der professionellen | |
US-Kinoproduktion, deren 3-D-Blockbuster schaffen, was dem europäischen | |
Kino nur bei Überraschungserfolgen wie „Ziemlich beste Freunde“ gelingt: | |
Überhaupt noch jemanden vom Sofa weg und ihm den Eintritt aus der Tasche zu | |
locken. | |
Zum anderen liegt es aber auch an einer nationalen Ignoranz. Denn selbst | |
manche der für wunderbare Filme eingeladenen Nominierten bleiben der | |
Veranstaltung fern. BerichterstatterInnen, schreiende Fans und aufmerksam | |
gewordene potenzielle KinobesucherInnen somit auch. | |
## „Das sind doch Idioten“ | |
Dabei hatten es am Samstag wieder alle Filme verdient, die namenlose | |
Silberstatuette zu gewinnen: Michael Hanekes „Liebe“, der die Preise für | |
den „Besten Film“, die „Beste Schauspielerin“ (Emanuelle Riva) und den | |
„Besten Schauspieler“ (Jean-Louis Trintignant) einstecken durfte, genau wie | |
Thomas Vinterberg und Tobias Lindholm für das Drehbuch des dicht | |
inszenierten und mit Mads Mikkelsen hervorragend besetzten Dramas „Die | |
Jagd“, oder Tomas Alfredsons elegantes, desillusioniertes Spionagestück | |
„Dame, König, As, Spion“, das die Auszeichnungen für die beste Musik und | |
das beste Produktionsdesign mitnahm. | |
Dass Christian Petzolds „Barbara“, der im Februar um den ominösen | |
„Auslands-Oscar“ kämpfen wird und in Malta zweimal nominiert war, der Preis | |
ebenfalls prima gestanden hätte, ist klar. Aber vielleicht ist die | |
Entscheidung verständlich, die Darstellerehrungen quasi der Europäischen | |
Kultur an sich, nämlich zwei seit Jahrzehnten erfolgreichen Franzosen | |
zuzugestehen: Ausgerechnet Frankreich mit seinem recht zwiegespaltenen | |
Europainteresse, einer gut funktionierenden nationalen Kinokultur und einem | |
hoch angesehenen eigenen Preis (dem „César“) verhält sich in Bezug auf die | |
EFA oft ein wenig kühl. | |
Dame Helen Mirren, die mit dem „Achievement in World Cinema“-Preis | |
ausgezeichnet wurde, stimmte beim Q&A nach der Show jedenfalls ganz | |
unbritisch in den USA-Bashing-Chor ein: „Das sind doch Idioten“, sagte sie, | |
„die keine Untertitel lesen.“ Dabei wäre es ja bereits ein Erfolg, wenn | |
mehr untertitelaffine EuropäerInnen ins Kino kämen. | |
2 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Jenni Zylka | |
## TAGS | |
Film | |
Schwerpunkt Frankreich | |
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