# taz.de -- Innere Sicherheit: Polizisten werden nummeriert | |
> Der SPD-Landesparteitag in Wilhelmsburg beschließt eine | |
> Kennzeichnungspflicht für Polizisten - keine Namenschilder, aber | |
> individuelle Codes. | |
Bild: Das wird es für Hamburger Polizisten weiterhin nur auf freiwilliger Basi… | |
Nun also doch: PolizistInnen in geschlossenen Einheiten im Einsatz auf | |
Demonstrationen sollen ein Gesicht bekommen. Wenn auch nur schemenhaft | |
durch Codes auf den Uniformen. Das hat der Landesparteitag der regierenden | |
Sozialdemokraten am Samstag im Bürgerhaus Wilhelmsburg beschlossen. Dabei | |
streben die Sozialdemokraten das Einvernehmen mit den Gewerkschaften an, | |
wodurch das ganze Vorhaben zum Scheitern verurteilt sein könnte. | |
Zwei Anträge aus dem Bezirk Eimsbüttel, wo der in der Partei als links | |
geltende Nils Annen gerade zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl | |
gekürt worden ist, und dem Kreisverband Mitte lagen den 350 Delegierten zur | |
Abstimmung vor. In beiden Anträgen wurde das Unverständnis geäußert, dass | |
die SPD-Mehrheit im Sommer in der Bürgerschaft die Anträge von Grünen, | |
Liberalen und Linken zur Kennzeichnungspflicht von Polizisten abgelehnt | |
hatte. | |
„Diese Ablehnung steht im vollkommenen Widerspruch zu den Entwicklungen in | |
anderen SPD-regierten Bundesländern“, hieß es. In Hamburg trügen viele | |
Polizisten im Dienst bereits auf der Basis freiwilliger Regelungen | |
Namensschilder. Es lasse sich nicht verleugnen, dass es auch bei der | |
Polizei rechtwidriges Handeln gebe. | |
„Die aus dem Rechtsstaatsprinzip angeleitete Rechtsschutzgarantie gebietet | |
es, dass für BürgerInnen Eingriffe in ihre Rechte juristisch überprüfbar | |
sein müssen“, argumentierten die Genossen aus Eimsbüttel. „Dies ist nicht | |
gewährleistet, wenn die individuelle Zurechenbarkeit staatlichen Handelns | |
nicht in jedem Fall sichergesellt ist.“ Eine freiwillige Kennzeichnung von | |
Polizisten reiche nicht mehr aus. | |
Auch Innensenator Michael Neumann und SPD-Fraktionschef Andreas Dressel | |
sperrten sich grundsätzlich nicht mehr gegen eine Kennzeichnungspflicht. | |
Sie wollten aber, dass diese möglichst auf Bundesebene geregelt werde und | |
streben – wenn schon in Hamburg – eine Vereinbarung nur im Einvernehmen mit | |
der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Deutschen Polizeigewerkschaft | |
(DPolG) in einem gemeinsamen Diskussionsprozess an. | |
Beide Berufsorganisationen haben in der Vergangenheit sehr deutlich | |
gemacht, dass sie von einer Kennzeichnungspflicht überhaupt nichts halten, | |
weil dies die Beamten unter Generalverdacht stelle und Polizisten | |
möglicherweise Opfer von Racheakten werden könnten. | |
Daher hat der SPD-Parteitag eine anonymisierte Version der | |
Individualisierung beschlossen, sodass vor jedem Einsatz die Nummernfolge | |
der Codierungen auf den Einsatzanzügen neu bestimmt werden kann. Um das | |
Ganze praktikabel zu machen, muss das Polizeigesetz zur Sicherheit und | |
Ordnung (SOG) geändert werden. | |
Dann gelten die Vorschriften auch für Einheiten aus anderen Bundesländern, | |
wenn diese in Hamburg eingesetzt werden. | |
2 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
## TAGS | |
Kennzeichnungspflicht | |
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