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# taz.de -- 100 Jahre ANC in Südafrika: Alt, korrupt, unfähig und zerstritten
> 100 Jahre nach seiner Gründung steckt der ANC in einer tiefen Krise. Eine
> Lösung ist jedoch nicht in Sicht – dafür ein offener Kampf um die
> Präsidentschaft.
Bild: Sein Stern sinkt: Der Präsident des ANC und des Landes, Jacob Zuma.
JOHANNESBURG taz | Südafrikas Präsident Jacob Zuma hat auf dem
ANC-Parteikongress starke Konkurrenz erhalten. Kurz vor Beginn der
mehrtägigen Konferenz der Regierungspartei des Afrikanischen
Nationalkongresses (ANC) am Sonntag in Manaung, wo die Partei vor 100
Jahren gegründet wurde, hat Zumas Vize Kgalema Motlanthe bestätigt, dass er
gegen seinen Parteichef antritt.
Nach alter Tradition wählen die knapp 5000 Delegierten mit dem ANC-Chef
auch den Kandidaten für die Präsidentenwahl 2014. Zuma steht wegen diverser
Korruptionsskandale und der wirtschaftlichen Probleme in der Kritik.
Dennoch wurde Zuma bei Vorwahlen in sechs von neun Provinzen nominiert.
Vizepräsident Motlanthe erhielt in den drei restlichen Provinzen die
Mehrheit aus den Provinzbüros. Die Nominierungen auf den Provinzebenen
verliefen chaotisch. Oft fehlten mehr als die notwendigen 50 Prozent der
ANC-Mitglieder bei den Versammlungen. Es kam zu Protesten wegen angeblich
manipulierter Registrierung von Delegierten.
In KwaZulu-Natal wurden zwei lokale ANC-Vorsitzende ermordet. Dazu häufen
sich Vorwürfe des Wahlbetrugs durch Stimmenkauf. In der Nord-West-Provinz
klagten Delegierte, Polizeiminister Nathi Mthethwa habe die Tagung
„gehijacked“ und zu Zumas Vorteil gewendet.
## Schwache politische Führung
Dieses negative Image der harten Kämpfe um die politische Macht hängt wie
ein Schatten über die Auswahl der Delegierten. „Unter diesen Umständen
hängt viel davon ab, ob das Ergebnis auf breiter Ebene akzeptiert wird“,
sagt Steven Friedman, Direktor des Zentrums für demokratische Studien an
der Universität von Johannesburg. „Der ANC ist eine tief zerstrittene
Partei und braucht ein Mandat, die Partei zu ändern.“ Beide Top-Kandidaten,
weder Zuma noch Motlanthe, hätten dieses Mandat, meint Friedman. Die Partei
steckt – im hundertsten Jahr ihrer Gründung – in einer großen internen
Krise, und die politische Führung ist zu schwach. Ein Spaltung und die
Gründung einer neuen Partei sei sogar möglich.
Zumas Lobbyisten haben noch einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel gezogen.
Der Geschäftstycoon und frühere Gewerkschaftsführer und ANC-Generalsekretär
Cyril Ramaphosa könnte Zumas Stellvertreter werden, nachdem Vizepräsident
Motlanthe nun in das Anti-Zuma-Lager gewechselt hat. Beobachter glauben,
mit Ramaphosa mache der ANC einen Schachzug, sich angesichts der Skandale
und der Korruption neu zu legitimieren.
Gerade die gewaltsamen Streiks in Südafrikas Bergbauindustrie haben
gezeigt, dass die sozialen und wirtschaftlichen Probleme des Landes
dringend eine langfristige Lösung brauchen. Präsident Zuma lässt selbst
keinen Skandal aus. Er ließ in seinem Heimatdorf Nkandla seine Residenz –
genannt Zumaville – für rund 24 Millionen Euro renovieren, aus den Taschen
der Steuerzahler.
Ein Misstrauensvotum der Oppositionsparteien gegen ihn im Parlament wurde
durch die Mehrheit des ANC abgelehnt. Sollte Zuma die Kandidatur noch
einmal gewinnen, gehen politische Kommentatoren davon aus, dass die Wähler
dem ANC bei der Präsidentschaftswahl 2014 hohe Stimmenverluste bescheren
werden.
17 Dec 2012
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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