# taz.de -- Frauen in Dax-Unternehmen: Wirtschaft sieht sich falsch sortiert | |
> Der Frauen-Karriere-Index sollte Orientierung über frauenfreundliche | |
> Firmen geben. Doch Personalexperten halten seine Zahlenbasis für zu | |
> unsicher. | |
Bild: Der Frauen-Karriere-Index funktioniert nicht. | |
BERLIN taz | Der neue Frauen-Karriere-Index (FKI) des Familienministeriums | |
wird von Fachleuten harsch kritisiert. Die Deutsche Gesellschaft für | |
Personalführung, ein Verband, in dem 28 der 30 DAX-Unternehmen vertreten | |
sind, bezweifelt die Aussagekraft des Indexes. Zuvor hatten sich schon | |
mehrere der indizierten DAX-Unternehmen von dem Ranking distanziert. | |
Der FKI bildet aus der Zahl der Frauen auf den Topetagen, ihrem Zuwachs und | |
den Zielen, die das Unternehmen sich setzt, einen Wert, der sich in einem | |
Index einsortieren lässt. Ganz oben steht der Waschmittelgigant Henkel, | |
ganz unten der Medizinproduktehersteller Fresenius (der sich erst gar keine | |
Ziele gesetzt hat). Der Index ist als Orientierungshilfe für | |
aufstiegswillige Frauen und als Ansporn für die Firmen gedacht. | |
Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung veröffentlichte dazu nun ein | |
kritisches Papier: „Die DGFP sieht in der Befragung des | |
Frauen-Karriere-Indexes methodische Mängel, die den Index weder | |
aussagekräftig noch anwendbar gelten lassen. Der Index ist als | |
Steuerungsinstrument nicht anwendbar“, heißt es dort. So seien etwa die | |
Führungsebenen nicht definiert, erklärt Sascha Armutat von der DGFP der | |
taz. | |
Es sei zudem nicht deutlich, wer zur Belegschaft gezählt werde und wer | |
nicht. Auch werde ein Quotient aus weiblichen Führungskräften im Verhältnis | |
zu den Mitarbeiterinnen gebildet. Dieser läge aber für ein Unternehmen mit | |
wenig weiblichen Beschäftigten, das nur eine Frau in der Führungsspitze | |
habe, günstiger, als für ein frauendominiertes Unternehmen, das bereits 10 | |
Frauen auf der Chefetage habe. „Das sind also keine Kennzahlen, mit denen | |
man konkret etwas anfangen kann“, erläutert Armutat. | |
Das Frauenministerium reagiert verschnupft: „Die DGFP war bei der | |
Präsentation des Indexes nicht anwesend. Sie kann über die Methodik also | |
keine Aussagen machen“, so Sprecher Christoph Steegmans. | |
Armutat dagegen meint, der Index und seine Methodik seien im Internet | |
nachlesbar, man könne sie durchaus einschätzen. „Wir wollen kein | |
Ministeriums-Bashing betreiben“, sagt er. „Es geht nicht ums Kaputtreden. | |
Wir sind dialogorientiert.“ Das Ministerium allerdings ist es nicht: Seit | |
das Schreiben öffentlich ist, wertet man es dort als offenen Brief. Und auf | |
offene Briefe antworte das Ministerium grundsätzlich nicht, so Steegmans. | |
Das sei so Usus in der Bundesregierung. | |
28 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
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