# taz.de -- Dienstagabend im ZDF: Hitler und Hansi Hinterseer | |
> „ZDF Zeit“ sollte 2012 die Primetime am Dienstagabend wieder beleben. | |
> Doch keiner weiß, wofür das Format eigentlich steht. | |
Bild: Archivschnipsel und Spielszenen: Die Doku „Mein Kampf mit Hitler“. | |
Auch ein Jahr nach dem letzten Programmreförmchen gibt sich das ZDF | |
hilflos, wenn es darum geht, seinen besten Sendeplatz am Dienstagabend | |
wieder zu beleben. Das damals gestartete Format „ZDF Zeit“ hat das Problem | |
für Chefredakteur Peter Frey noch einmal verstärkt: Während 2011 noch 8,7 | |
Prozent aller Zuschauer die vor allem royalen oder hitlerlastigen Dokus um | |
20.15 Uhr schauten, waren es 2012, im ersten Jahr der „ZDF Zeit“, im | |
Schnitt nur noch 7,5 Prozent. | |
Schon Ende des vergangenen Jahres räumte Frey ein, dass ein erster Versuch, | |
„Informationsfernsehen episodisch aufzubereiten“, „nicht den gewünschten | |
Erfolg“ gebracht habe. Nun lässt er auf Nachfrage erkennen, wie er das | |
Ruder gern wieder rumreißen will: mit Allerlei statt mit Einerlei. Auf die | |
Frage, wofür „ZDF Zeit“ eigentlich stehe, erklärt er: „Investigation, | |
Expedition und Rekonstruktion.“ | |
Was das heißt: Diesen Dienstag steht die Doku „Mein Kampf mit Hitler“ an, | |
die mit der bei diesem Thema gewohnten Melange aus Archivschnipseln und | |
Spielszenen aufwartet. Doch schon im Februar lässt Frey unter derselben | |
Marke einem Trend hinterherrennen, den die ARD mit ihren „Marken-Checks“ | |
erfolgreich gesetzt hat: „ZDF Zeit“ probiert sich ebenfalls im | |
Verbraucherjournalismus und fragt „Wie gut ist Billig-Bio?“. | |
Das Repertoire des noch jungen Sendeplatzes widersetzte sich allerdings | |
auch im ersten Sendejahr bereits jeglicher Kontinuität, die erfolgreiche | |
Sendeplätze sonst vorweisen können. Neben Hitler-Dokus spürte die „ZDF | |
Zeit“ dem Adel hinterher, außerdem übte sich die Reihe in Heimatromantik | |
und ließ Hansi Hinterseer „Die Berge der Deutschen“ präsentieren. | |
Und dann will „ZDF Zeit“ zunehmend auch nicht nur philosophieren und | |
rekapitulieren, sondern auch aktuelle Affären mit aufarbeiten – im Herbst | |
gab es anlässlich des Berliner BER-Desasters die Doku „Der Fluchhafen“. | |
„ZDF Zeit“ ist ein Format, das nicht weiß, was es will. Frey sagt, er | |
arbeite „nach den Erfahrungen des Jahres 2012 intensiv weiter am Konzept“, | |
sorgt aber zugleich dafür, dass es immer wirrer wird. Im Jahr der | |
Bundestagswahl etwa sollen auch die Porträts der Kanzlerkandidaten von SPD | |
und Union hier zu sehen sein. | |
Dass auch das politische Geschehen Platz in der Primetime findet, ist | |
verdienstvoll. Gut möglich also, dass lediglich der vor einem Jahr | |
eingeführte Markenname für den Sendeplatz völlig überflüssig ist. Das | |
dürfte Frey selbst wissen, denn „Zoom“, das andere Projekt, das er nach | |
seinem Antritt als Chefredakteur vor bald drei Jahren installiert hat, ist | |
erfolgreich. Allein: Hier weiß der Zuschauer, was er zu erwarten hat: | |
investigative Filme – nichts anders. „ZDF Zeit“ soll sich nicht | |
beschränken. Markenbildung geht anders. | |
22 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bouhs | |
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