# taz.de -- Vermarktung von Anzeigen: G8 vereinigen Deutschland | |
> Die Krise lässt die Zeitungsmacher zusammenrücken: Acht große Verlage | |
> wollen die Anzeigen in ihren Regionalblättern gemeinsam vermarkten. | |
Bild: So stellt sich das Medienhaus Deutschland selbst dar | |
Sie nennen sich G8, die acht großen Regionalzeitungsverlage in Deutschland. | |
Aber im Gegensatz zu den wahren G 8 möchten die Verleger nun wirklich | |
zusammenarbeiten – und nicht nur für Fotos in überdimensionierten | |
Strandkörben posieren. | |
Dafür haben Axel Springer, die Mediengruppe WAZ (Westdeutsche Allgemeine | |
Zeitung, Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung), M. DuMont Schauberg (Berliner | |
Zeitung, Kölner Stadt-Anzeiger), die Zeitungsgruppe Stuttgart (Stuttgarter | |
Nachrichten), die Anzeigen Cooperation Nordrhein (General-Anzeiger, | |
Rheinische Post), Madsack (Hannoversche Allgemeine), Mediengruppe | |
Pressedruck (Augsburger Allgemeine) und die Verlagsgruppe Rhein Main | |
(Allgemeine Zeitung) das [1][Medienhaus Deutschland] gegründet, einen | |
Vermarkter für Werbeflächen. Seit Dienstag kann jeder Kunde dort eine | |
Anzeige buchen, die dann am selben Tag in 40 Regionalzeitungen auftaucht. | |
[2][„TZ Premium Select“] heißt das Angebot vom Medienhaus. Eine ganzseitige | |
Anzeige kostet 625.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Als Gegenleistung | |
verspricht die neue Kooperation den Werbekunden Kontakt zu gut fünf | |
Millionen Zeitungskäufern, insgesamt eine Reichweite von 14 Millionen | |
Lesern, wovon 4,3 Millionen Fachhochschulreife oder Abitur haben sollen. | |
„Fast jeder vierte Kaufkräftige in Deutschland“ mit einem | |
Haushaltsnettoeinkommen jenseits der 3.000 Euro würde erreicht. | |
„Mit unserer Vorselektion auf die kaufkraftrelevanten Ballungsräume in | |
Deutschland erreichen Sie die Meinungsbildner unserer Gesellschaft“, | |
interpretiert das Medienhaus Deutschland diese Zahlen. „Vorselektion“ | |
bedeutet, dass die Gesellschafter nur 40 Zeitungen einbringen, obwohl die | |
acht Verlage direkt oder indirekt an deutlich mehr Zeitungen beteiligt | |
sind. | |
## „Wir tun was für die Gattung“ | |
Dennoch wird der Flickenteppich von vielen regionalen Zeitungen in | |
Deutschland zu großen Teilen geschlossen. Die Verlage können nun gemeinsam | |
gegenüber jenen Werbekunden auftreten, die einheitlich bundesweit werben | |
wollen. Denn es kann nur eine Anzeige geschaltet werden, die identisch in | |
allen 40 Blättern erscheint. Eine regionale Splittung (beispielsweise mit | |
Discounter-Angeboten, die nur in Norddeutschland gelten) ist nicht | |
vorgesehen. | |
„Eine echte Alternative gegenüber anderen Werbeformen, die national agieren | |
wie das Fernsehen“, benennt Tobias Fröhlich, Sprecher der Axel Springer AG, | |
die strategischen Überlegungen seines Hauses hinter der Zusammenarbeit. | |
Axel Springer öffnet das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost | |
für Anzeigen, die vom Medienhaus vermittelt werden. | |
In der Krise rückt die Zeitungsbranche zusammen. Schon Anfang des Jahres | |
gründeten die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine, das | |
Handelblatt und Die Zeit die „Quality Alliance“. Gemeinsam wolle man | |
zukünftig auf die Stärken der großen überregionalen Qualitätsblätter | |
hinweisen – allerdings ohne die Zeitungen gemeinsam zu vermarkten. | |
„Wir tun was für die Gattung“, sagt Fröhlich zu dieser bisher kaum | |
gekannten Brüderlichkeit unter Verlegern in Deutschland, bei der auch das | |
Bundeskartellamt mitzuspielen scheint, das in der vergangenen Woche trotz | |
der Dominanz im Regionalzeitungswerbemarkt grünes Licht gab für das in | |
Düsseldorf ansässige Medienhaus Deutschland, dessen Angebot bald auch um | |
die Onlineauftritte der Zeitungen erweitert werden soll. | |
22 Jan 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.mh-deutschland.de/ | |
[2] http://www.mh-deutschland.de/tz-premium-select | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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