# taz.de -- Selmin Çaliskan: Amnesty schirmt neue Chefin ab | |
> Nur wenige Eingeweihte kennen Selmin Çaliskan, die bald die deutsche | |
> Sektion von Amnesty leiten soll, gut. Sie kennenlernen darf man aber auch | |
> nicht. | |
Bild: Das Gesicht, aber noch nicht die Stimme von Amnesty in Deutschland: Selmi… | |
BERLIN taz | Selmin Çalişkan ist abgetaucht. Am 1. März soll die | |
Übersetzerin für Englisch, Spanisch und Türkisch neue Generalsekretärin von | |
Amnesty International Deutschland (AI) werden. Aber seitdem diese Nachricht | |
in der Welt ist, schottet die Menschenrechtsorganisation die 46-Jährige ab. | |
Es gibt keine Interviews und bis auf ein paar biografische Daten kaum | |
Informationen über die Tochter türkischer Einwanderer aus Düren. | |
Warum diese vorsichtige Informationspolitik? Wer ist die Frau, die aus dem | |
Nichts auftauchte und die bis auf ein paar Eingeweihte niemand kennt? | |
Sie sei engagiert und eine ernste Kämpferin für Frauenrechte und gegen | |
Diskriminierung, sagt eine, die mit ihr zusammengearbeitet hat. Eine andere | |
nennt sie „ehrgeizig und karrierebewusst“. Von anderen hört man, Çalişkan | |
sei eine wehrhafte Frau. Niemand, der jetzt über sie spricht, will | |
namentlich genannt werden. | |
Diese Angaben passen zu der offiziellen Biografie, die die | |
Menschenrechtsorganisation jetzt verschickt: In den vergangenen Jahren war | |
Çalişkan demnach mehrfach in Afghanistan, Liberia und Kongo, unter anderem | |
für die Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale und für die Gesellschaft | |
Internationale Zusammenarbeit. Sie hat in Brüssel für die | |
Nichtregierungsorganisation European Women’s Lobby gearbeitet und saß im | |
deutschen Frauensicherheitsrat – das ist jene Lobbygruppe, die sich für die | |
Umsetzung der UN-Resolution 1325 einsetzt. Diese soll dafür sorgen, dass | |
Frauen weltweit bei Friedensprozessen angemessen beteiligt sind. | |
Aber man hört auch anderes über die Frau mit den langen schwarzen Haaren. | |
Es wird kolportiert, dass sich Çalişkan und Monika Hauser, Chefin von | |
Medica Mondiale, nicht „freundlich“ getrennt haben sollen. In ihrem | |
Engagement soll sie mitunter „zu weit gehen“ und nicht in jedem Fall | |
kooperativ sein. | |
Die aktuelle Personalie ruft Erinnerungen an einen früheren Führungswechsel | |
hervor, den Amnesty sicher nicht so leicht vergessen wird. 2011 trennte | |
sich die Organisation nach nur zwei Jahren von der damaligen | |
Generalsekretärin Monika Lüke. Das Vertrauensverhältnis zur heutigen | |
Berliner Integrationsbeauftragten bezeichnete Amnesty Deutschland als | |
„gestört“. Lüke wurde kein strafrechtliches Vergehen vorgeworfen, sondern | |
organisatorisches Fehlverhalten. | |
22 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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