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# taz.de -- Kommentar Alkoholverbot: Kein Alkohol ist auch keine Lösung
> Grün-Rot denkt über ein Trinkverbot auf öffentlichen Plätzen nach. Dabei
> hat Freiburg damit keine besonders guten Erfahrungen gemacht.
Bild: Muss das sein? Leere Flaschen in Baden-Baden.
Gibt es nicht genug wichtige Themen? Immer wieder beginnt die
baden-württembergische Landesregierung Diskussionen über Alkoholverbote auf
öffentlichen Straßen und Plätzen. Das war schon unter Schwarz-Gelb so und
geht unter Grün-Rot unvermindert weiter.
Dabei hat das zeitweilige Alkoholverbot in der Freiburger Innenstadt
keineswegs eindeutige Ergebnisse gebracht. Zwar ging die Zahl der
Gewalttaten etwas zurück, zugleich stieg unter den Tätern aber der Anteil
der Alkoholisierten. In den Kneipen gab es schließlich weiterhin Bier und
Schnaps. Und wer sich kostengünstig mit mitgebrachtem Fusel zudröhnen
wollte, konnte dies zwei Straßen weiter unbehelligt tun – und sich dann
trotzdem besoffen ins Nachtleben stürzen. Soweit das Alkoholverbot positive
Effekte hatte, waren diese wohl vor allem auf eine erhöhte Polizeipräsenz
zurückzuführen.
Das Alkoholverbot ist daher zum Symbol für alles Mögliche geworden: Es soll
gegen nächtliche Ruhestörung helfen, Gewalt gegen Polizisten verringern und
irgendwie auch der Jugend den Weg zum zivilisierten Feiern weisen. Die
meisten dieser Ziele lassen sich so aber gar nicht erreichen. So erfolgen
zwar viele Angriffe auf Polizisten unter Alkoholeinfluss – aber eher nicht
in den Feierzonen der Städte. Dort gehen besoffene Jungmänner vor allem auf
ihresgleichen los.
Das Beispiel zeigt das Dilemma: Auch wenn ein Großteil der Gewalttaten
unter Alkoholeinfluss begangen wird, so wäre ein generelles Alkoholverbot
unverhältnismäßig. Denn nur die wenigsten, die Alkohol trinken, werden auch
gewalttätig.
Gezielte präventive Maßnahmen wie Platzverbote gegen Einzelne sind aber
auch keine Lösung: In der Regel sieht man es den Leuten nicht vorab an, wer
Stunden später im Suff Streit suchen wird. Soweit sich Maßnahmen gegen
notorische Säufer richten, wird dies wohl nur Obdachlose treffen und wäre
damit lediglich eine verkappte Maßnahme zur Stadtbildpflege.
Populär sind Alkoholverbote wohl nur bei Leuten, die sich wochenends eh
nicht in den Amüsiervierteln der Städte aufhalten. Bei der feierlustigen
Jugend kann Grün-Rot damit sicher nicht punkten. Sie fühlt sich weniger von
der angeblich zunehmenden Gewalt bedroht als von einer paternalistischen
Politik über ihre Köpfe hinweg.
26 Jan 2013
## AUTOREN
Christian Rath
## TAGS
Alkoholverbot
Baden-Württemberg
Grün-rot
Alkohol
Alkoholverbot
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