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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: „Die Schraube wird angezogen“
> Der Ausschluss des Zweitligisten Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokal ist
> nachvollziehbar. Und doch ist das Urteil des DFB-Bundesgerichts
> problematisch.
Bild: Pyrotechniker in Aktion: Dynamo-Fans beim DFB-Pokalspiel gegen Hannover 9…
Das Bundesgericht des DFB hat Dresden [1][rausgekickt]. Die Sachsen dürfen
in der kommenden Runde nicht am DFB-Pokal teilnehmen. Der Verein wurde
abgestraft für Fans, die immer wieder über die Stränge schlugen. Es war
nicht so, dass der Verein nicht gewarnt worden wäre. Der Pokalausschluss
drohte ja schon einmal, da konnte er gerade noch abgewendet werden. Diesmal
konnten die DFB-Sportrichter aber nicht aus ihrer Haut. Sie setzten auf die
harte Sanktion.
Damals wie heute stehen die Dynamo-Fans am Pranger. Es sind nicht nur die,
die randaliert und Pyros gezündet oder wie zuletzt in Kaiserslautern die
Scheiben von Bussen eingeschlagen haben, es ist im Grunde die gesamte
Dresdner Anhängerschaft, die im Ruch der Gewaltverherrlichung und
Unbelehrbarkeit steht. Doch die Sache ist etwas komplizierter. In der
Dresdner Fan-Landschaft steht kein monolithischer Block aus Dumpfbacken und
Schlägern, hier gibt es auch andere.
## Neue Impulse bei der SG Dynamo
Zwar gibt es eine ausgeprägte Tradition des Hooliganismus bei der SG
Dynamo, aber die neuen Impulse der Ultra-Bewegung greifen auch im Dresdner
Rudolf-Harbig-Stadion. Der „Capo“ Stefan [2][Lehmann], also der
Einpeitscher im Dresdner K-Block, hat kürzlich im Stadionmagazin
Dynamo-Kreisel klare Worte gefunden: „Nach dieser Lautern-Scheiße hatte ich
eigentlich keinen Bock mehr. Das war ein Punkt, wo ich gedacht habe: ’Macht
euren Scheiß ohne mich.‘“
Noch klarer positioniert sich die Fangruppierung „1953international“, die
es seit 2006 gibt. Ihnen geht es um „antirassistische Standards“ bei der SG
Dynamo. Die Gruppierung will mittlerweile „ein Umdenken“ im Club beobachtet
haben. Zwar seien „alte Gewohnheiten“ noch nicht überall überwunden, aber
mittlerweile ist es möglich, dass sich 5.000 Fans zu einer symbolischen
Geste aufraffen und eine Rote Karte in die Hand nehmen, um rassistische
Fans des Feldes zu verweisen.
## Verein in Geiselhaft
Es ist diese Entwicklung, die das DFB-Urteil problematisch macht. Erstens
wird ein durchaus lernfähiger Verein in Geiselhaft für Klopper und Zündler
genommen, die, glaubt man Insidern, nicht mehr zur eigentlichen Dresdner
Fan-Community gehören und hauptsächlich auf Auswärtsspielen die große Bühne
nutzen. Und zweitens könnte dieses Urteil den Prozess der Liberalisierung
der Dresdner Fanszene verlangsamen. Viele kommen sich übervorteilt und
gegängelt vor. Der Hass auf den DFB dürfte jetzt wieder größer werden.
Mäßigenden Kräften wird die Arbeit mit diesem Urteil erschwert.
„Die Schraube wird einfach immer mehr angezogen“, sagt „Capo“ Lehmann, …
Fankultur wird immer mehr eingeengt. Und es gibt kaum ein Entgegenkommen
von der anderen Seite. Ein bisschen Kompromissbereitschaft würde da viel
Feuer rausnehmen. Wenn die Schraube ein bisschen gelockert würde, wäre es
auch eher möglich,Verantwortung zu übernehmen und zu schauen, dass wir
keine Scheiße bauen.“ Aber diesen Kredit wollte das DFB-Bundesgericht nicht
mehr gewähren. Man kann auch das verstehen.
8 Mar 2013
## LINKS
[1] http://www.dfb.de/index.php?id=511739&tx_dfbnews_pi1%5BshowUid%5D=40915…
[2] http://www.dynamo-dresden.de/mediathek/dynamogespraeche/interview-mit-stefa…
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Dynamo Dresden
Fußball
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Dynamo Dresden
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