# taz.de -- East Side Gallery: Andere Ufer an der Spree | |
> Der Investor des umstrittenen Wohnturms zeigt sich für einen | |
> Grundstückstausch offen. Die Suche nach einer Lösung gestaltet sich | |
> trotzdem schwierig. | |
Bild: Protest zeigt Wirkung: Die Politik sucht nach einer Lösung für die East… | |
An der East Side Gallery werden die Karten neu gemischt. Am Wochenende | |
hatte sich der Immobilieninvestor Maik Uwe Hinkel zu einem | |
Grundstückstausch für sein heftig kritisiertes Bauprojekt [1][Living | |
Bauhaus] bereit erklärt. Nun läuft die Suche nach einer dafür geeigneten | |
Fläche. „Das wird nicht leicht, aber wir sind bereit, ergebnisoffen zu | |
diskutieren“, sagte ein Sprecher Hinkels der taz. | |
Bisher waren die Fronten klar: Hinkel will den einstigen Todesstreifen | |
zwischen Spree und Mühlenstraße mit Eigentumswohnungen bebauen, nebenan | |
planen Investoren einen weiteren Gebäuderiegel. Während der Regierende | |
Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den Bauprojekten Rückendeckung gegeben | |
hatte, will ein Protestbündnis aus [2][Clubbetreibern], | |
[3][Bürgerinitiativen] und Mitgliedern aller Parteien sie verhindern, um | |
damit dem Mediaspree-[4][Bürgerentscheid von 2008] für öffentliche | |
Grünflächen entlang der Spree Geltung zu verschaffen. Außerdem stört viele, | |
dass die Neubauten das längste erhaltene Mauerstück in den Schatten stellen | |
würden. Doch einen Grundstückstausch ließ Hinkel seinen Sprecher noch | |
vergangene Woche ausschließen, dafür sei es inzwischen zu spät. | |
Ist es scheinbar doch nicht: Er sei zu einem Tausch bereit, insofern die | |
gleiche Bebauung möglich bleibe, erklärte Hinkel am Wochenende. | |
Verantwortlich für den Sinneswandel sind offenbar der anhaltende Protest | |
und Zweifel an der Umsetzbarkeit alternativer Zufahrtswege für den 60 Meter | |
hohen Wohnungsturm. Anfang März hatte Wowereit im Streit um das | |
Mauerdenkmal vermittelt, dass die Beteiligten eine andere Erschließung ohne | |
neue Durchbrüche in der Mauer prüfen. Diese Prüfung sei zwar noch nicht | |
abgeschlossen, sagte der Sprecher Hinkels. Doch eine Lösung zu finden | |
gestalte sich „relativ schwierig“. Ebenso schwierig sei es, ein geeignetes | |
Tauschgrundstück aufzutreiben. Ein solches müsse an der Spree liegen und | |
über Anbindung nach Mitte verfügen. | |
Letzteres trifft auf die [5][Stralauer Halbinsel] nicht zu. Auf dortige | |
Grundstücke im Portfolio des Liegenschaftsfonds verweist | |
Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) seit Wochen, ebenso wie auf zum | |
Verkauf stehende Flächen der landeseigenen Berliner Hafen- und | |
Lagerhausgesellschaft [6][Behala im Osthafen], direkt an der Elsenbrücke. | |
Am Montagmorgen trafen sich Hinkel, Schulz und die Grünen-Fraktionschefin | |
im Abgeordnetenhaus, [7][Antje Kapek], und sprachen über mehrere | |
alternative Ufergrundstücke. „Jedes davon hat einen Haken“, dämpfte Kapek | |
die Erwartungen. Sie dementierte, dass das für den Umzug des Reggae-Clubs | |
Yaam reservierte Gelände an der Schillingbrücke eine Ausweichmöglichkeit | |
sei. Dort residierte früher der Club Maria, Hinkel hatte den Standort als | |
interessant bezeichnet. Überhaupt müssen erst noch die Investoren auf dem | |
Nachbargrundstück an der East Side Gallery einem Tausch zustimmen. Bisher | |
haben sie dies abgelehnt. „In jedem Fall funktioniert ein Tauschgeschäft | |
nicht ohne die Kooperationsbereitschaft des Senats“, sagte Kapek. | |
Auf diese hofft auch der haushaltspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im | |
Abgeordnetenhaus, [8][Christian Goiny]: „Wenn der Investor zu einem Tausch | |
bereit ist, dann sollten wir das als Chance begreifen.“ Dabei müsse die | |
Suche nach einem Ersatzgrundstück nicht auf Bezirksflächen beschränkt | |
bleiben. „Es ist gut, dass der Regierende die Angelegenheit zur Chefsache | |
gemacht hat, denn mit seiner Autorität könnte er solch einer | |
Einzelfallentscheidung Nachdruck verleihen“, sagte Goiny. Doch noch gibt | |
sich die Senatskanzlei wortkarg: „Es laufen vertrauliche Gespräche“, sagte | |
Wowereits Sprecher lediglich. Er wollte nicht bestätigen, dass es – wie von | |
Hinkel kolportiert – an diesem Dienstag ein Gespräch aller Beteiligten mit | |
dem Regierenden geben werde. | |
25 Mar 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.living-levels.com/ | |
[2] http://www.clubcommission.de/ | |
[3] http://www.spreeufer-fuer-alle.de/ | |
[4] http://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/aktuelles/pressemitteilung… | |
[5] http://www.visitberlin.de/de/ort/picknick-auf-der-stralauer-halbinsel | |
[6] http://www.bilderbuch-berlin.net/Fotos/friedrichshain_behala_osthafen_313208 | |
[7] http://www.gruene-fraktion-berlin.de/fraktion/abgeordneter/antje-kapek | |
[8] http://www.cdu-fraktion.berlin.de/index.php?ka=1&ska=profil&pid=10 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Puschner | |
## TAGS | |
East Side Gallery | |
Nachtleben | |
East Side Gallery | |
East Side Gallery | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Streit um East Side Gallery: Der neue Fall der Mauer | |
Die Mauer-Stiftung möchte das marode Denkmal am Spreeufer übernehmen und | |
instandhalten. Berlin will dafür Geld vom Bund – der mauert. | |
Berliner Nachtleben: Die Zeit läuft gegen die Clubs | |
Die Rettung des Kulturprojekts schien sicher, doch Senat und Bezirk sind | |
uneins über die Kosten notwendiger Sanierungen. Auch die Zukunft der | |
Magdalena bleibt offen. | |
SPREEUFER: Wowereit verhandelt Mauer weg | |
Noch vor den erneuten Verhandlungen mit Senat und Bezirk lässt der Investor | |
einen Teil der East Side Gallery abtragen. Nun beginnt die Suche nach dem | |
Sündenbock. | |
Abriss der East Side Gallery: Überraschung zum Frühstück | |
An der East Side Gallery sind am Mittwoch vier Teile der Berliner Mauer | |
entfernt worden. Die Polizei war mit 250 Beamten vor Ort, aber es gab kaum | |
Proteste. | |
Streit um East Side Galery: Berlin, die Mauer und das Mittelmeer | |
Die East Side Gallery bleibt erst mal stehen, doch weiterhin wird heftig um | |
die Zukunft des Spreeufers gestritten. Die Polizei hat den Investor nicht | |
gewarnt. | |
EAST SIDE GALLERY: Mauerkampf geht weiter | |
Investor bereitet den Bau seines Luxuswohnhauses vor. Die Mauerreste | |
bleiben bis auf Weiteres unangetastet. | |
Mauerprotest: Looking for Hasselhoff | |
Um Aufmerksamkeit für die East Side Gallery zu bekommen, lassen sich | |
Alt-Aktivisten mit Alt-Stars ein und ziehen mit David Hasselhoff an der | |
Mauer entlang. | |
East Side Gallery I: Geiselhaft aus Notwehr | |
Es ist legitim, die Diskussion über die East Side Gallery zu nutzen, um auf | |
den Konflikt am Spreeufer hinzuweisen. Eine Antwort zweier Piraten auf | |
einen Beitrag der taz. | |
Desinformation: Mauer in Geiselhaft | |
Die East Side Gallery ist den Aktivisten von „Mediaspree versenken“ | |
herzlich egal. Sie bedienen sich ihrer, um damit ganz andere Ziele | |
durchzusetzen. |