# taz.de -- EAST SIDE GALLERY: Nebelkerzen für das Mauerdenkmal | |
> Mahnwache beginnt. Senat hält Angebot zum Grundstückstausch für | |
> Ablenkungsmanöver. | |
Bild: "Spreeufer für alle": Transparent von Teilnehmer der Mahnwache an der Ea… | |
Auf dem Tisch der drei Aktivisten von „Mediaspree versenken!“ liegen große | |
Papierbögen. Sie zeigen ein Modell des viel kritisierten Bauprojekts Living | |
Bauhaus zwischen East Side Gallery und Spree. „Es ist frustrierend“, sagt | |
einer von ihnen, „die Bürger haben 2008 gegen die Bebauung des Ufers | |
gestimmt, aber Berlin nimmt dieses Votum einfach nicht ernst.“ Am Dienstag | |
hat die Initiative an der Zufahrt zur Baustelle ihre Mahnwache begonnen. | |
Jeden Tag will sie für ein freies Spreeufer demonstrieren, erst einmal bis | |
Anfang April. „Ein Grundstückstausch wäre die beste Lösung“, sagt der | |
Aktivist. Alles andere komme einer Blamage für die Stadt gleich. | |
Im Roten Rathaus sind sie anderer Meinung. „Nebelkerzen“ seien die | |
Äußerungen von Bauhaus-Investor Maik Uwe Hinkel zu einem Grundstückstausch, | |
sagte Richard Meng, Sprecher des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit | |
(SPD), nach der Senatssitzung am Dienstag. Es gebe keinen konkreten | |
Vorschlag, der realistisch diskutierbar wäre. Meng ließ erkennen, dass man | |
im Senat allgemeine Tauschvorschläge als Versuche betrachte, an | |
Ausgleichszahlungen heranzukommen. „Poker, Poker“, kommentierte Meng | |
Hinkel-Äußerungen vom Wochenende. | |
Am Dienstag hatte sich Wowereit von Vertretern der Senatsverwaltung für | |
Stadtentwicklung und des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg über den Stand | |
der Prüfungen des von ihm vermittelten Kompromissvorschlags unterrichten | |
lassen: Eine andere, gemeinsame Zufahrt zu den insgesamt zwei geplanten | |
Gebäuden soll neue Durchbrüche in der East Side Gallery verhindern, dafür | |
soll der bisher knapp drei Meter breite frühere Zugang zum Oststrand | |
vergrößert werden. Doch es gibt erhebliche planungsrechtliche Bedenken, ob | |
sich diese Lösung mit den Anforderungen für Brandschutz und Rettungswege | |
vereinbaren ließe – das sagen Investor Hinkel und Friedrichshain-Kreuzbergs | |
Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). An diesem Mittwoch wollen sich | |
die Beteiligten mit den Investoren und deren Architekten erneut treffen. | |
Laut Schulz kämen mit einer veränderten Zufahrtslösung Probleme auf den | |
Bezirk zu, denn im vergangenen Herbst hatte die | |
Bezirksverordnetenversammlung (BVV) einen neuen Bebauungsplan für | |
Grünflächen anstatt der Neubauten beschlossen, zudem verabschiedete die BVV | |
vergangene Woche eine Resolution gegen jeglichen Neubau an der Mauer – mit | |
den Stimmen der SPD-Fraktion. „Damit sind Abweichungen von der bestehenden | |
Planung eigentlich nicht genehmigungsfähig“, sagte Schulz. An diese | |
bestehende Planung erinnerte dann auch Senatssprecher Meng: „Der Investor | |
kann morgen abreißen, und alles ist rechtens.“ | |
Das würde dem schottischen Touristen-Ehepaar, das am Nachmittag vor | |
Mauerdenkmal und Mahnwache steht, nicht gefallen. „Luxuswohnungen sollen | |
hierhin?“, fragt der Mann. Seine Frau schüttelt den Kopf: „Die East Side | |
Gallery sollte bleiben, wie sie ist, sie ist doch Teil der deutschen | |
Geschichte.“ MIMOZA TRONI, STEFAN | |
ALBERTI, SEBASTIAN PUSCHNER | |
26 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Mimoza Troni | |
Stefan Alberti | |
Sebastian Puschner | |
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Monika Grütters | |
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