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# taz.de -- Ritueller Fechtkampf: Säbelduelle für die Ehre
> In Hamburg treffen sich Schüler-Burschenschaften zu einer Duell-Mensur.
> Ein NPD-Mitglied geht auf einen Pressefotografen los.
Bild: Auf zum Duell: Burschenschaftler auf dem Weg zur Mensur.
Die Fahne der Burschenschaft „Germania Königsberg zu Hamburg“ hängt an der
Front der großen Villa im Stadtteil Hamburg-Rotherbaum. Hinter den weißen
Mauern war für Samstag ein besonderes burschenschaftliches Ritual
angekündigt: eine sogenannte „Hatz“. Der burschenschaftliche Begriff steht
für eine Mensurform – also traditionelles Fechten. Die „Pennale
Burschenschaft Chattia Friedberg“ hatte über Facebook die gymnasiale
Burschenschaft „Germania Kiel“ zu dem Duell eingeladen.
Am Vormittag trafen dann auch junge Männer der Schüler-Burschenschaften vor
der Villa ein: mit Mützen und Farben ihrer Burschenschaft. Ein Gast, Björn
J. Neumann sucht schon vor dem Gebäude die Auseinandersetzung. Der
NPD-Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2011 attackierte einen Pressefotografen
– trotz anwesender Polizei.
Um 11 Uhr sollte die „Hatz“ „brummen“, wie es im burschenschaftlichen
Jargon heißt. Dabei treten die Kontrahenten, mit einen ledernem Helm auf
dem Kopf, freiem Oberkörper und Säbel gegeneinander an. Mit stumpfen
Waffen, da die Teilnehmer Schüler sind. Eine Sonderform der Mensur, die
sonst mit scharfen Klingen gefochten wird. Verletzungen sollen aber auch
mit stumpfen Waffen vorkommen. Auf ihrer Webseite erklärt die Chattia ihre
Gründe für das Säbel-Fechten: „Wir sortieren so die Feiglinge und
Dummschwätzer aus.“ Bei so einer „Hatz“ treten mehrere Mitglieder der
schlagenden Verbindungen nacheinander zum Duell an.
Auf der Webseite hatte die Chattia unter dem burschenschaftlichen Begriff
„Pro Patria Suite“ auf die Mensur hingewiesen. Ab 16 Jahren können
männliche Jugendliche der „Gemeinschaft patriotisch gesinnter Deutscher“ �…
so die Selbstbezeichnung – beitreten, wenn sie bereit sind die „ewigen
Ideale Deutschlands zu leben.“
„In den vergangenen Jahren referierten einschlägige Gäste bei der Chattia�…
sagt Felix Krebs, Mitherausgeber des kritischen Buches „... und er muss
deutsch sein...“ über die studentischen Verbindungen an der Elbe. Ein
Referent war dann auch der verurteile Holocaustleugner Klaus Kaping.
Einzelne Mitglieder sind mit der rechtextremen Szene verbunden, manche sind
NPD-Mitglieder, heißt es im aktuellen Bericht des Hamburger
Verfassungsschutzes.
Seit dem Göttinger Mensurenprozess 1951 gilt die sogenannte
Bestimmungsmensur als straffrei. 1953 bestätigte der Bundesgerichtshof das
Urteil: Wenn Mensuren nicht zum Austragen von Ehrenhändeln und mit
Schutzkleidung begangen würden und tödliche Verletzungen ausgeschlossen
seien, sind diese zulässig. Nur studentische Duelle sind verboten. Mehr als
eine Grauzone sieht Krebs bei dieser Form der Verabredungsmensur:
„Besonders fragwürdig ist aber, dass bei den Pennalien nicht volljährige
Personen Mensuren schlagen“ Den Regularien ist auch zu entnehmen, dass eine
„Hatz“ erfolgt, wenn eine Verbindung die andere „beleidigt“ hat.
Die Burschenschaft Germania Königsberg, in deren Haus die Mensur stattfand,
scheint über ihre Gäste nicht erfreut. Die Kieler Verbindung hätte nach
einem Raum gefragt. Zur Chattia würden sie keine Kontakte pflegen. Ihre
Mitglieder seien in ihrem Haus eigentlich unerwünscht, sagte ein Vertreter
der Germania dem NDR.
7 Apr 2013
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Burschenschaft
Deutsche Burschenschaft
Burschenschaft
Beleidigung
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