| # taz.de -- Film über Joschka Fischer: Sagen Sie jetzt nichts Falsches! | |
| > Pepe Danquarts Filmporträt „Joschka und Herr Fischer“ ist eine | |
| > komprisslose Huldigung des Ex-Spontis. Kritische Stimmen werden | |
| > ausgespart. | |
| Bild: Der junge Joschka: Exzessives Abhängen im Frankfurter Club Voltaire, Ste… | |
| „Ich hatte einfach genug. Punkt“, so kommentiert der Exaußenminister mit | |
| etwas läppischen Tonfall seinen politischen Abgang und beschließt damit | |
| sein filmisches Porträt „Joschka und Herr Fischer“, das Arte heute erstmals | |
| im Fernsehen zeigt. | |
| Dabei durchwandert er eine von Regisseur Pepe Danquart inszenierte Gruft, | |
| in der auf von der Decke herabhängenden Filmleinwänden historische | |
| Aufnahmen projiziert werden. Joschka Fischer, von seiner eigenen Geschichte | |
| umspült. | |
| So sieht man ihn zunächst als Ministrant durch das erzkatholische | |
| Heimatdorf ziehen, dessen moralische Enge pubertäre Eskapaden und Joschkas | |
| Schulabbruch provoziert. Die unerträgliche Verschwiegenheit der | |
| postfaschistoiden Gesellschaft begreift Fischer als auslösendes Moment | |
| seiner Politisierung. | |
| Darauf folgt die Frankfurter Zeit: exzessives Abhängen im Club Voltaire, | |
| Steine werfen. Erst der RAF-Mord an Hanns Martin Schleyer beruhigt sein | |
| linksrevolutionäres Aufbegehren. Im Zwiespalt versunken, kurvt er | |
| schließlich als Taxifahrer durch Frankfurt und wird so vom Fundi zum Realo. | |
| ## Die Vergangenheit zementieren | |
| Überraschend an dieser Darstellung Fischers ist der offensichtliche Konsens | |
| zwischen Porträtiertem und Regisseur über Fragen nach ideologischer | |
| Geradlinigkeit. Lieber scheinen die beiden die Vergangenheit zu | |
| zementieren, als sie kommentieren zu wollen. | |
| Eine Stimme bekommen deswegen auch nur jene, die sich mit der etwas zu | |
| eindimensional geratenen Darstellung einverstanden zeigen, darunter Daniel | |
| Cohn-Bendit, Johnny Klinke, Katharina Thalbach. | |
| Anscheinend wollte der Regisseur Fischers politischen Wandlungen | |
| nachvollziehbarer gestalten. Für seine Zustimmung zum Nato-Einsatz im | |
| Kosovokrieg darf er sich rechtfertigen – über Afghanistan darf er | |
| schweigen. Vergeblich wird man in Film nach kritischen Stimmen suchen. | |
| Arte, Dienstag, 21. Mai, 21.45 Uhr: „Joschka und Herr Fischer“ | |
| 21 May 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Laura Wösch | |
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