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# taz.de -- Neonazis in Braunschweig: Rechte Hooligans feiern Aufstieg
> Nach dem Aufstieg von Eintracht Braunschweig in die 1. Bundesliga
> randalieren rechte Fans in der Innenstadt. Auch der NPD-Bundesvorsitzende
> war dabei.
Bild: Aufstiegsfeier von Eintracht Braunschweig: Danach gabs Randale.
BRAUNSCHWEIG taz | Es flogen Flaschen, Gläser und Aschenbecher. Mit Stühlen
und Tischen griffen in der Nacht zu Pfingstmontag militante
Eintracht-Braunschweig-Fans in der Innenstadt Polizeibeamte an.
„Randalierer“ nennt Polizeipressesprecher Joachim Grande die Gruppe
gegenüber der taz, „nicht politisch einzuordnen“. „Rechte Hooligans“ n…
die „Initiative gegen rechte Hooligan-Strukturen“ die Angreifer.
Nach dem letzten Spieltag der 2. Bundesliga feierten die Fußballfans im
Eintracht-Stadion. Ein 2:2 gegen den FSV Frankfurt am Pfingstsonntag
reichte der Eintracht zum Aufstieg in die 1. Bundesliga. Um 21.15 musste
dann jedoch die Polizei zur Gaststätte „Movie“ in der Neuen Straße eilen.
Der Grund: eine Schlägerei. „Hier regiert der BTSV!“, skandierte die
Gruppe, aus der heraus die eintreffenden Beamten angriffen wurden. Über 320
Eintracht-Anhänger gingen auf die Polizisten los. Knallkörper explodierten,
Leuchtfackeln brannten, Stehtische flogen.
Die Beamten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Ohne Erfolg, sie
mussten sich zurückziehen. Die Einsatzkräfte, so der Polizeipressesprecher,
waren „von der außerordentlichen Aggressivität“ überrascht. Ein erneutes
Einschreiten wagte die Polizei erst, als die Fußgängerzone von beiden
Seiten abgeriegelt und Verstärkung aus Hannover, Göttingen und von der
Bundespolizei eingetroffen war.
20 Polizisten wurden verletzt, manche schwer. Erst um vier Uhr morgens war
der Einsatz beendet. Von 323 Personen stellte die Polizei die Personalien
sicher, 15 nahm sie fest, drei kamen in Polizeigewahrsam. Den Personen
werde schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen, sagt Grande, der darüber
hinaus nicht mehr zu den Tätern sagen will. „Die Ermittlungen laufen erst
an, auch ein Youtube-Video wird noch ausgewertet“, sagt er. Wegen der
vielen verletzten Polizisten wurde jedoch am Dienstag eine Sonderkommission
eingesetzt.
## NPD feiert mit
Örtliche Medien übernahmen die bisherige Einschätzung der Polizei. Und auch
Eintracht-Präsident Sebastian Ebel spricht nur davon, sich von Randalierern
zu distanzieren. Martin Schmidt von der „Initiative gegen rechte
Hooligan-Strukturen“ wird da schon deutlicher: „Auf Bildern und einem Video
im Internet sind Personen der rechten Hooligangruppen ’Fette
Schweine/Hungerhaken‘ und ’Alte Kameraden‘ als Beteiligte an der Aktion zu
erkennen.“
Nach dem Abpfiff des letzten 2.-Bundesliga-Spiels der Eintracht stürmten
Fans vor Freude das Spielfeld. Dabei versuchten, so Schmidt, rechte
Hooligans die Fangruppe von Frankfurt anzugreifen – was die Polizei
unterbinden konnte. Nach dem Spiel veranstalteten mehrere Tausend
Eintracht-Anhänger einen Fan-Marsch Richtung Innenstadt.
Einige sollen judenfeindliche Lieder wie das über den Bau einer U-Bahn nach
Auschwitz und das Hannover-Schmählied „Juden Hannoi“ gesungen haben. Vor
dem Angriff auf die Polizei haben die Hooligans laut Schmidt alternativ
aussehende Jugendliche angegangen.
Auf seiner Facebook-Seite postete auch ein „zugereister“ Fan seine Freude
über den Aufstieg: Holger Apfel, NPD-Bundesvorsitzender und Fraktionschef
im sächsischen Landtag. Er war nach Abpfiff auch auf dem Rasen. Unter der
Zeile „Impressionen vom heutigen Tag“ hat Apfel, Bilder von der
„Rasenparty“ veröffentlicht. Im Eintracht-T-Shirt, mit einem Stück Rasen …
der rechten Hand. Auf einem anderen Bild hat er Christian Hehl, ebenfalls
NPD-Mitglied, im Arm. Regelmäßig, sagt Schmidt, würde Apfel zu
Eintracht-Spielen kommen.
Ende 2012 hatte die Initiative in einer 80 Seiten starken Broschüre über
die rechte Fangemeinde bei Eintracht informiert. Mit Aktionen im Stadion,
unterstützt von den Ultras Braunschweig, wurde auf die rechten
Hooligangruppen aufmerksam gemacht. Die Vereinsleitung war darüber nicht
erfreut.
„Bei den Geschehnissen im Stadion und der Innenstadt lässt sich erkennen,
welch enormes Gewaltpotenzial in den Reihen der rechten Hooligan-Strukturen
bei Eintracht Braunschweig vorhanden ist“, sagt Schmidt und hofft, dass in
der 1. Bundesliga nicht bloß der Fußball auf dem Rasen 1.-Bundesliga-Niveau
haben wird, sondern auch der Umgang mit den rechten Fans.
21 May 2013
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Eintracht Braunschweig
Nazis
Aufstieg
NPD
Eintracht Braunschweig
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Eintracht Braunschweig
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